Großhansdorf. Die Anmeldefrist für schnelles Internet in Großhansdorf endet am 22. Juli - aber die nötige Quote liegt erst bei 20 Prozent.

Wer zurzeit im Ortsteil Schmalenbeck in Großhansdorf unterwegs ist, könnte auf den ersten Blick vermuten, die Gemeinde befinde sich im Wahlkampf. Bei genauerem Hinsehen aber wird offenbar, dass alle Plakate am Straßenrand nicht für Parteien, sondern für ein einziges Angebot werben. „Großhansdorf entscheidet! Glasfaser kommt, wenn 40 Prozent bestellen.“ Ein rotes Label weist extra darauf hin, dass der 22. Juli der Tag ist, an dem die Aktion endet. ­Illustriert wird das Ganze durch ein dynamisch schwingendes buntes Kabelbündel, das wie ein Kometenschweif durch eine beschauliche Straße fegt.

Das mit der ansteckenden Dynamik in einer ruhigen Gemeinde war wohl eher Wunschdenken der Stadtwerke Geesthacht, die mit den Plakaten ihr Produkt tohuus.media bewerben, das 2017/18 schnelles Internet nach Großhansdorf bringen soll. Aber gut eine Woche vor Ablauf der dreimonatigen Frist liegt die Quote für die Gemeinde erst bei 20 Prozent – Großhansdorf bräuchte in acht Tagen also noch einmal so viele Anmeldungen, wie in den ersten zwölf Wochen zusammengekommen sind.

Die Frist wird nicht verlängert

„Sollte das nicht gelingen, wird es kein flächendeckendes Breitbandnetz in Großhansdorf geben“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß und fügt mit Nachdruck hinzu: „Die Frist wird nicht verlängert, und es gibt auch keinen anderen Anbieter, der einspringen könnte. Es muss unseren Bürgern klar sein, dass das Thema schnelles Internet für alle in Großhansdorf auf Jahre erledigt ist, wenn wir das Quorum jetzt nicht erreichen.“ Der Bürgermeister ist beunruhigt über die zu geringe Resonanz auf das Angebot von tohuus.media mit schnellem Internet für Telefon, Internet und TV, das er als ideal empfindet: drei unterschiedlich leistungsstarke Multimedia-Anschlüsse von 100 Mbit/s (49,90 Euro monatliche Grundgebühr) über 250 Mbit/s (59,90 Euro) bis hin zur 500 Mbit/s-Variante (89,90 Euro). Wer früh einen Vertrag abschließt, zahlt 900 Euro weniger für den Glasfaser-Hausanschluss.

Als Janhinnerk Voß im April das Konzept vorstellte, das er mit den Stadtwerken Geesthacht und HanseWerk (als Netzbetreiber) ausgehandelt hat, war er zuversichtlich, die notwendige Quote von 40 Prozent locker zu erreichen. Mehrfach sei er von Bürgern und Gewerbebetrieben um eine rasche Lösung in Sachen Breitbandnetz gebeten worden. Und die erste von vier Informationsveranstaltungen mit 150 Bürgern im Waldreitersaal schien klares Indiz für eine hohe Akzeptanz.

Digitale Entwicklung schreitet rasant voran

Entsprechend enttäuscht ist Voß jetzt über die zähe Entwicklung, für die er „zwei Hauptgründe“ nennt: „Viele glauben, dass das mit der Quote läuft, weil sich ausreichend andere anmelden, so dass man auch später einsteigen kann.“ Als zweite größere Gruppe, die nicht aktiv wird, hat Voß diejenigen identifiziert, die überzeugt sind, dass sie kein schnelles Internet zu benötigen. „Sie denken, sie kämen mit ihrer Satellitenschüssel und WLAN klar. Ich empfehle denen, sich klarzumachen, wie rasant die digitale Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren war. Sie sollten versuchen, sich vorzustellen, welche Datenmengen in Zukunft im Netz unterwegs sein werden.“

Sehr verwundert ist Voß über das Verhalten von zwei Nutzergruppen, die er nach Vorgesprächen als Motoren des Breitbandausbaus erwartet hatte. „Gerade von Gewerbebetrieben waren wir vorher dafür kritisiert worden, dass sie so lange auf den Ausbau warten müssten – die Anmeldungen aus diesem Kreis sind aber verschwindend gering, was wir uns nicht erklären können.“

Infoveranstaltung für Unentschlossene

Ähnlich erstaunlich findet der Bürgermeister, dass 60 Prozent der bisherigen Abschlüsse von der Generation Ü50 kamen und 15 Prozent von den über Siebzigjährigen. „Das ist mehr als die gesamte Gruppe bis 39 Jahre mit nur zehn Prozent. Auch das hat uns total überrascht“, sagt Voß.

Unentschlossene sollen durch eine weitere Veranstaltung heute Abend im Waldreitersaal überzeugt werden. „Experten erklären, was technisch im Haus passiert“, sagt der Bürgermeister. Ansonsten appelliert er an alle mit seinem Aufruf zur Beteiligung, der doch ein wenig an Wahlkampf denken lässt: „Schnelles Internet macht unsere Gemeinde zukunftsfähig, und damit wird auch der Wert der einzelnen Immobilie gesteigert. Wer Interesse daran hat, rasch schnelles Internet zu bekommen, der sollte jetzt seinen Vertrag unter Dach und Fach bringen.“

Technikberatung zum Breitbandausbau, Donnerstag, 14. Juli, 19 Uhr, Waldreitersaal, Barkholt 64