Trittau. Trittau ist eine Woche lang Gastgeber für 260 Mädchen und Jungen, die bei dem Planspiel wie im richtigen Leben ihre Stadt gestalten.
Das Bauschild steht. Eine große Tafel verkündet am Trittauer Sportzentrum, wer dort auf 60.000 Quadratmetern von Sonntag bis Sonnabend, 24. bis 30. Juli, einzieht: die Kinderstadt Stormini mit 260 Mädchen und Jungen sowie mehr als 200 haupt- und ehrenamtlichen Betreuern.
„Löppt! Alles was mir gut tut!“ lautet das Motto der neunten Auflage des Planspiels, bei dem neun bis 13 Jahre alte Kinder wie im richtigen Leben ihre Stadt gestalten. „Das beliebte ,Läuft’ war uns zu abgegriffen, deshalb sind wir auf Plattdeutsch ausgewichen“, sagt Projektleiter Ansgar Büter-Menke vom Kreisjugendring. Die Sprache drücke auch die Verbundenheit zum ländlichen Stormarn aus. So bekommen auch alle Stormini-Bürger zum Einzug ein kleines Platt-Lexikon.
TSV Trittau sorgt für einen Großteil des Sportprogramms
Ernährung, Bewegung und Entspannung: Das ist der Schwerpunkt in Tritt-au. Gesundheitstrainerin Dagmar Schilling aus Bargfeld-Stegen hat eine ganze Reihe von Neuerungen vorbereitet: „Es gibt das erste Stormini-Kochbuch mit den Lieblingsmenüs der Kinder, den Lebensmitteltester als Beruf, einen Sin-nesparcours zum Tasten und Probieren, Yoga und Ruhe-Coaching.“ Außerdem erfahren die Teilnehmer, wie wichtig Wasser, Obst und Gemüse in der Ernährungspyramide sind.
Einiges zum Thema zu sagen hat sicher eine prominente Besucherin des Camps: Friederike „Fred“ Riss, Kandidatin der jüngsten Staffel von „Germany’s next Topmodel“. Die 17 Jahre alte Schülerin aus Ratzeburg wird von der Zeit bei Heidi Klum berichten und auch in der Näherei mitarbeiten.
Kunst wird im Atelierhaus an der Wassermühle geboten
Für einen Großteil des Sportprogramms sorgt der TSV Trittau. Mitglieder bieten Boxen, Bogenschießen, Leichtathletik und Tennis an. „Außerdem arbeiten wir noch am Beachvolleyballfeld, damit es in zehn Tagen fertig ist“, sagt Schatzmeister Jens Hoffmann. In der Tennishalle dürfen die Kinder auch bleibende Spuren hinterlassen: Die Malergruppen können eine 20 Meter lange Wand in einem Flur verschönern.
Richtige Kunst ist an anderer Stelle möglich: im Atelierhaus an der Wassermühle. „Drei der dort arbeitenden Künstler laden die Kinder zum Mitmachen ein“, sagt Katharina Schlüter von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Die Palette reiche von Konzeptkunst über Skulpturen aus gefundenem Material bis zu Tanz und Zeichnung.
Neun Stationen von Ahrensburg bis nach Trittau
Dass die Stormini-Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden sollte, versichern zwei wichtige Geldgeber. „Es gibt in Schleswig-Holstein nichts Vergleichbares“, sagt Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Sparkassen-Stiftung Stormarn. Bis 2018 sei die Mitfinanzierung bereits beschlossen worden – und darüber hinaus für ihn sehr sinnvoll. „Das Lob von den Kindern ist das größte Kompliment“, sagt Schumacher. Viele ehemalige Teilnehmer seien so begeistert von der Idee, dass sie jetzt als Teamer dabei seien.
Zu den Bewohnern gehören auch 15 Flüchtlingskinder
Tatsächlich ist das Interesse groß. Für die 260 Plätze gab’s mehr als 600 Anmeldungen. Wie im Vorjahr ziehen auch wieder Flüchtlingskinder ein, diesmal sind es 15. Internationales Flair bringen zwölf junge Leute mit, die sich über den Service Civil International (SCI) als Betreuer gemeldet haben: Sie kommen aus Vietnam, Taiwan, Russland, Belgien, Tschechien und Serbien.
„Stormini ist von Jahr zu Jahr ein bisschen größer und professioneller geworden“, sagt Landrat Henning Görtz. Er erinnert sich noch gut an die Premiere 2008 in Ahrensburg: „Da hab’ ich am VIP-Tag beim Gokart-Rennen mitgemacht.“ Der Kreis-Zuschuss von 58.000 Euro sei gut angelegt. Görtz: „Der Kreistag hätte bestimmt nicht so entschieden, wenn sich nicht so viele Menschen ehrenamtlich engagieren würden.“ So ist es auch für die Trittauer Schulverbandsvorsitzende Ute Welter-Agatz keine Frage, die Hahnheide-Schule für die Gäste zur Verfügung zu stellen. Ihr Fazit: „Wenn ich das Programm sehe, würde ich am liebsten selbst mitmachen.“