Ahrensburg. Montag wird Eckehard Knoll in der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet und für seine Mitarbeit in zwei Ausschüssen gewürdigt.
Wer Eckehard Knoll als Kommunalpolitiker kennenlernt, der könnte den Eindruck gewinnen, dass er sich thematisch gern im Kreis bewegt. In seinem Spezialgebiet – die Planung von Straßen – kommt er im Gespräch unweigerlich auf Kreisel. Knoll ist nämlich davon überzeugt, dass Kreisverkehre die ideale Lösung seien, um auf viel befahrenen Kreuzungen umweltfreundlich besseren Verkehrsfluss zu erreichen und für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen – um nur drei Vorteile, die er dann anführt, zu nennen.
Wer daraus den Schluss zieht, Knoll habe sein Lieblingsthema als bürgerliches CDU-Mitglied im Umwelt- und im Bauausschuss in Ahrensburg fast obsessiv verfolgt, der hat ihn nie richtig verstanden. Denn ebenso wie ein Kreisel keine Endlosschleife ist, sondern ein System, das mehrere Möglichkeiten der Zu- und Abfahrt eröffnet, so ist auch Eckehard Knoll ein Mensch, der im Leben nicht nur eine Richtung bevorzugt, sondern auch andere Optionen beziehungsweise Alternativen anbietet.
Leidenschaft für die Sache und berufliche Kompetenz
Eine davon hat er jetzt mit dem Rückzug aus der Kommunalpolitik wahrgenommen, um mehr Zeit für sein Privatleben zu haben, für die beiden Kinder, den drei Jahre alten Enkelsohn, für Haus und Garten. „Ich merke auch, dass die Kräfte nachlassen und möchte andere Prioritäten setzen“, sagt der 73-Jährige zum Abendblatt. Am Montag 27. Juni, wird er in der Stadtverordnetenversammlung offiziell verabschiedet.
Dass Knoll in Ahrensburg festgelegt schien auf bestimmte Themen, das hat mit Leidenschaft für die Sache zu tun. Und mit einer beruflichen Kompetenz, von der nicht nur die CDU-Fraktion, sondern auch Ahrensburgs Politik insgesamt, die Verwaltung und auch die Bürger oft profitierten. Knoll hat sich in Diskussionen und Planverfahren eingemischt. Er hat Bürgerinitiativen mitgegründet oder beraten, die sich nach seiner gut begründeten Meinung gegen mangelhafte Planung wehrten – wie 2014 beim dicht am Waldgut Hagen geplanten Funkturm oder 2012 beim Bargteheider Buckel. Und er hat mit viel Engagement und aufwendigen Profi-Zeichnungen nach intensivem Planstudium Alternativen präsentiert, um zu zeigen, wie es besser geht. Zum Beispiel bei den Diskussionen über Umgehungsstraßen im Süden und Norden der Stadt. Das in diesem Zusammenhang viel benutzte Wort von den Tangenten geht ihm nur schwer über die Lippen, denn das wäre geometrisch inkorrekt: „Die 2010 geplante Umgehungsstraße war eine Radialstraße, aber keine Nordtangente.“ Im Unterschied zu der von Knoll geplanten Trasse, die sich örtlichen Gegebenheiten im Gewerbegebiet besser anpasst und über drei Kreisel verläuft.
Knoll wurde 1942 in der Niederlausitz geboren
Es ist keine Pedanterie, dass Knoll auf richtigen Begriffen besteht. Es geht dem Ingenieur um Präzision. Deshalb ärgert er sich auch über schludrige Bezeichnungen in der öffentlichen Diskussion, wenn Straße gesagt wird, aber Fahrbahn gemeint ist, oder Park- und Stellplätze synonym verwendet werden oder eine Einmündung fälschlich als T-Kreuzung bezeichnet wird.
Eckehard Knoll, 1942 in Guben in der Niederlausitz geboren, in Detmold aufgewachsen, absolvierte an der TU Braunschweig sein Bauingenieur-Studium, in Niedersachsen das Referendariat und ging 1974 nach Hamburg in die Baubehörde. Von 1993 bis 2007 war er als Baudirektor für die Landesvorschriften der Straßenplanung verantwortlich. Damals wurde er beauftragt, eine Richtlinie über Planung und Bau von Kreisverkehren zu erstellen. Er dokumentierte Kreisel-Lösungen in Deutschland und im Ausland, was zur Folge hatte, dass Hamburg die Anzahl seiner Kreisverkehre inzwischen verdoppelt hat. Knoll ist seither Verfechter dieser Kreuzungsgestaltung. In Hamburg bekam er deshalb den Ehrentitel „Kreisel-Papst“.
In Ahrensburg, wohin er 1981 mit seiner Familie gezogen war, begann Eckehard Knoll sich nach seiner Pensionierung kommunalpolitisch zu engagieren. Mit dem Ergebnis ist er nicht zufrieden. „Es fehlen noch immer eine Nord- und Südumgehung. Die Realisierung der Velo-Routen kommt nicht voran. Und drei große Kreisel an der AOK-Kreuzung sowie am Weinberg- und am Beimoorknoten würden den Verkehr besser fließen lassen und die Stadt entlasten.“ Er fügt hinzu, dass es in Ahrensburg zwar viele große Planwerke gebe, diese aber in der Schublade veralteten, statt zügig umgesetzt zu werden. „Wir sollten besser Lösungen in kleinen Schritten und Projekten angehen“, sagt er. „So wie bei einem Puzzle. Dafür muss man aber vorher wissen, wie das Gesamtbild aussehen soll.“
Knoll vermisst in Ahrensburg, dass Politik und Verwaltung – „wie in Bargteheide oder Großhansdorf“ – konstruktiv miteinander streiten. „Ich habe das Gefühl, dass in Bargteheide alle wissen, dass sie in einem Boot sitzen – und dass man nicht vorankommt, wenn in verschiedene Richtungen gerudert wird.“ Das würde nämlich zu einer Kreisbewegung führen, die Knoll vehement ablehnt, weil sie niemand voranbringt. Ein Schelm, wer dabei an Ahrensburg denkt.