Glinde. 150 Bürger machen ihrem Ärger über neue Verkehrsregeln in der Nähe von Schulen und Kitas Luft. Stadt prüft mögliche Alternativen.
Wie sehr eine geplante Veränderung von Verkehrsregeln vor Schulen und Kitas in Glinde die Gemüter von Eltern und Anliegern erregt, das hat sich bei der jüngsten Sitzung des Bauauschusses gezeigt. Dort diskutierten die Politiker erneut darüber, das Tempolimit auf Teilen einer etwa zwei Kilometer langen Strecke von 30 auf 50 Kilometer pro Stunde anzuheben. Rund 150 Bürger kamen, um ihrem Ärger darüber Luft zu machen.
Worum geht es? Bei einer Überprüfung durch den Kreis als Aufsichtsbehörde stellte sich heraus, dass die Tempo-30 Zonen am Holstenkamp und der Kaposvar-Spange nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. „Und das schon seit 25 Jahren“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Die Stadt wurde so vor die Entscheidung gestellt, die Straßen entsprechend umzubauen, oder das Problem durch Änderungen des TempoLimits und das Aufstellen von Schildern zu lösen. Letzteres beschlossen die Glinder Gremien, weil ein Umbau zu teuer erschien. Diese Entscheidung rechtfertigt Zug, sagt: „Das System ist besser. Aber wir haben das offenbar nicht rüberbringen können.“
Das wurde überdeutlich im Bauausschuss. „Ich habe Angst um meine Sicherheit und um die meiner Enkelkinder“, sagte Anwohner Rolf Menck. Seine Enkel Fabian (7) und Annika (10) besuchen die Grundschule Wiesenfeld am Holstenkamp. Dass vor Schulen und Kitas am Holstenkamp und an der Kaposvar-Spange montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr weiterhin Tempo 30 gelten soll, reiche Menck nicht aus. Auch Katrin Jarck, Schulelternbeiratsvorsitzende der Grundschule Wiesenfeld kritisierte die Planung: „Die Kita Zwergenwache und der Hort Löwenzahn haben von 6.30 bis 17.30 Uhr geöffnet, in der Sporthalle sind abends und am Wochenende Veranstaltungen.“ Madeleine Schulz’ Tochter Tilda besucht den Kindergarten Wilde Wiese. Sie übergab dem Bürgermeister eine Liste mit 150 Unterschrift gegen die Aufhebung der Tempo-30-Zone. Noch ist die Wilde Wiese vom 30er-Bereich ausgenommen. Das will der Verwaltungschef ändern. Zug: „Ich bin überzeugt, dass der Kindergarten auf jeden Fall in den Tempo-30-Bereich einbezogen werden muss.“
Bernd Wersel (SPD) kritisierte die bisherige Planung scharf, sagte: „Die Entscheidung des Bauausschusses ist unter Vorgabe falscher Tatsachen erfolgt.“ Dies wies Zug entschieden zurück. „Die Entscheidung wurde einvernehmlich zwischen Kreis und der Stadt geschlossen.“ Beschlossen wurde nun der Antrag von SPD, Grünen und CDU, die jetzige Regelung vorerst beizubehalten. Zug sagte zum Abendblatt: „Wir prüfen, ob wir noch einen anderen Weg einschlagen können. Der müsste aber vom Kreis genehmigt werden.“