Ahrensburg. Jörg Sievers ärgerte sich über die schlechten Verbindungen im öffentlichen Personennahverkehr und arbeitet seither an der Verbesserung.
Jörg Sievers ist die Art von Bürger, die jedes Gemeinwesen braucht. Einer, der nicht gleichgültig ist oder nur meckert, sondern sich aktiv einmischt, um etwas zu ändern. Bei Sievers war es der tägliche Ärger über schlechte Verbindungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der vor gut 20 Jahren den Anstoß gab. Seither arbeitet er an der Verbesserung der Verhältnisse und ist längst ein Nahverkehrs-Experte, von dessen Wissen auch seine Wahlheimat Ahrensburg profitiert hat. 2008 schloss er sich als Parteiloser der SPD-Fraktion an und wurde bürgerliches Mitglied des Werkausschusses.
Sievers hat in den vergangenen Jahren einiges in Bewegung gebracht, doch manche Ziele nicht erreicht. Dennoch zieht er sich aus der Kommunalpolitik zurück und wird am kommenden Montag in der Stadtverordnetenversammlung offiziell verabschiedet. Es ist Ironie des Schicksals, dass es das Pendlerschicksal ist, das Sievers nicht Zeit genug für die politische Arbeit lässt. Täglich ist der Software-Testmanager zwei Stunden von Ahrensburg nach Hamburg-Winterhude und zurück unterwegs, bei gewachsener Belastung im Job bleibt kaum Zeit fürs Familienleben.
Sievers erfasste S-Bahn Verspätungen in einer Datenbank
Sievers ärgerte sich in den 1990er-Jahren darüber, dass er als Pendler lange zwischen Wohnort und Arbeitsstätte unterwegs war. Dagegen protestierte er mit einer Datenbank, in der er Bahn-Verspätungen im Hamburger Osten erfasste. Das Projekt kam so gut an, dass Sievers fast 100 frustrierte Nutzer des ÖPNV dafür gewann, ihre Verspätungen minutiös zu erfassen. Ein Engagement, das die Bahn kaum ignorieren konnte – zumal die Kritiker die S 4-Initiative gründeten, die fordert, dass der Nahverkehr im bevölkerungsreichen Hamburger Osten besser ausgebaut und nicht mehr durch Güter-, Regional- und Fernverkehr eingeschränkt wird.
Auch in Ahrensburg, wo er seit 2001 mit Frau und Tochter in der Steinkamp-Siedlung lebt, war die S 4 für Sievers das wichtigste Thema. „Die Menschen hier müssen sich darüber klar sein, dass es nicht die Frage ist, ob die S 4-Erweiterung und mehr Güterverkehr kommt oder nicht. Das ist kein Projekt, das in Ahrensburg entschieden wird“, sagt er und fügt hinzu: „Aber die Ahrensburger können Einfluss auf lokale Details nehmen, zum Beispiel auf die Art der Querung beim Braunen Hirsch. Oder beim Thema alternativer Lärmschutz, wo die Stadt sich als Pilotstrecke für schienennahen niedrigen Lärmschutz bewerben könnte.“ Sievers wünscht sich, dass die Bahn stärker unter Druck gesetzt wird, damit die zentralen Sichtachsen nicht durch hohe Lärmschutzwände zugestellt werden. Irritiert habe ihn die geringe Beteiligung bei der Einwohnerversammlung zur S 4 im Mai. „Ahrensburg muss bald aktiv werden. 2017 steht das Planfeststellungsverfahren, dann kann nichts mehr geändert werden. Die Leute sollten also rasch aufwachen.“
Den Rathausplatz als Bus-Rendezvous-Punkt nutzen
Ein Ahrensburger Thema, das Sievers ebenfalls umgetrieben hat, waren benutzerunfreundliche Busverbindungen und „Odysseen durch die Stadt“. Er half vor anderthalb Jahren, unsinnige neue Linienführungen zu korrigieren. Doch es fehle, so sagt er, am grundsätzlichen Umdenken. So hält er den Rathausplatz für einen logistisch besser geeigneten Bus-Rendezvous-Punkt als den beengten Bahnhofsvorplatz. Insgesamt fällt die Bilanz seiner Arbeit dennoch positiv aus. Er lobt die vielen kompetenten Mitarbeiter in der Verwaltung. Insbesondere die Stadtbetriebe sieht er als Glücksfall: „Mehr Leute wie Henning Wachholz und sein Team – und wir hätten weniger Probleme.“ Ansonsten wünscht sich Sievers, dass Bürger nicht immer nur die eigenen Befindlichkeiten, sondern auch das Gemeinwohl im Blick haben. Sein Motto: „Du verlierst jeden Tag Lebenszeit, wenn Du lange auf den Bus warten musst.“