Ammersbek. Fünf schwere Unfälle seit Januar: Bei einem Ortstermin hat sich die Unfallkommission die Hoisbütteler Todeskreuzung genau angesehen.

Die gefährlicheste Kreuzung in Stormarn soll sicherer werden. Fünf schwere Unfälle seit Januar, ein ums Leben gekommener Motorradfahrer, laut Augenzeugen fast täglich gefährliche Situationen: Bei einem extra anberaumten Ortstermin hat sich die Unfallkommission die Einmündung Lübecker Straße/L 225 an der Hoisbütteler Mühle in Ammersbek genau angesehen. Eine Möglichkeit ist eine Ampel. Dagegen wird ein Kreisverkehr mehrheitlich abgelehnt.

„Es wird noch vor den Sommerferien eine Zählung geben, um die genauen Verkehrsströme zu ermitteln“, sagt Bürgermeister Horst Ansén. Er war bei dem Treffen des Gremiums, dem Vertreter der Polizei, der Stormarner Kreisverkehrsaufsicht und des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck angehören. Wenn die Ergebnisse ausgewertet sind, reden die Beteiligten über Konsequenzen.

Viele Autofahrer ignorieren die Stoppschilder, sagt die Polizei

Die jüngsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2013. Damals waren an der
T-Kreuzung auf der Hauptstraße Bargteheide–Hoisbüttel täglich rund 12.000 Fahrzeuge unterwegs. Auf dem Abzweiger aus Ahrensburg wurden etwa 8000 Autos registriert. Laut Polizei ignorieren viele aus dieser Richtung kommende Fahrer die Stoppschilder. Das belegt eine Kontrolle: Die Beamten verzeichneten in nur zwei Stunden 40 Verstöße.

Offenbar verleitet die gute Sicht in alle Richtungen etliche Fahrer dazu, Gas zu geben. Wie das enden kann, daran erinnert jetzt ein Holzkreuz auf der Verkehrsinsel direkt neben der Haltelinie. „Benny“ steht darauf, dazu ein kleines Herz und die Jahreszahlen 1980 und 2016. Es erinnert an Benjamin Eckhardt, dem eine BMW-Fahrerin laut Polizeibericht am 27. April um 7.50 Uhr die Vorfahrt genommen hatte. Der 35 Jahre alte Motorradfahrer, der auf dem Weg zur Arbeit war, stürzte so unglücklich, dass er den Zusammenprall nicht überlebte.

Angehörige des verstorbenen Benjamin Eckhardt stellten ein Kreuz auf

„Wir möchten, dass die Menschen dort aufpassen und auch an meinen Bruder denken“, sagt Christina Eckhardt. Sie hat das Kreuz mit ihrer Mutter Gabriela aufgestellt. Die Frau, die um ihren Sohn trauert, hat es mit ihrem Lebenspartner angefertigt und dann selbst beschriftet.

Die Angehörigen setzen sich dafür ein, dass die Todeskreuzung entschärft wird. Auslöser war ein weiterer Zusammenstoß eines Motorrads mit einem Auto, nur zwei Wochen nach dem tödlichen Unfall. „Es muss möglichst schnell etwas getan werden, damit niemand weiteres unser Schicksal erleiden muss“, sagt Christina Eckhardt.

Positive Reaktionen geben Familie des Opfers Kraft

Mit ihrer Mutter war sie auch beim Motorradgottesdienst in Hamburg. „Es war ein großer Wunsch von Benny, dort dabei zu sein“, sagt die Schwester. Motorrad-Pastor Lars Lemke habe mit seinen Worten Mut gemacht.

Die vielen positiven Reaktionen auf das Engagement gäben Kraft, sich bei aller Trauer weiter für den Umbau der Einmündung einzusetzen. Unter anderem haben Bürgermeister Ansén und der Ahrensburger SPD-Landtagsabgeordnete Tobias von Pein ihre Unterstützung versprochen. „Mit einer Ampel kann der Verkehr für Kraftfahrer sowie für Radfahrer und Fußgänger besser geregelt werden“, sagt von Pein.

Ammersbker Gemeindevertreter wollen, dass sich Lage verbessert

Auch die Ammersbeker Gemeindevertreter mahnen parteiübergreifend Verbesserungen an. Der Bauausschuss soll sich in einer Sondersitzung vor Ort mit dem Thema beschäftigen. „Der Termin steht noch nicht genau fest, weil die Zusage vom LBV in Lübeck fehlt“, sagt Horst Ansén.

Die Landesstraße 225 wird während der Sommerferien in Schleswig-Holstein vom 25. Juli bis 2. September zwischen der Unfallkreuzung und Timmerhorn voll gesperrt. Arbeiter sanieren die Fahrbahn und asphaltieren sie neu. Dass die Sperrung der Straße auch für Veränderungen an der Kreuzung genutzt werden kann, scheint unwahrscheinlich. Laut LBV ist die Vorbereitungszeit einfach zu kurz.

Ein Kreisverkehr wurde aus Kostengründen nicht gebaut

An der Hoisbütteler Mühle gilt ein Tempolimit von 70 km/h. Weil es dort bereits früher immer wieder Unfälle gab, ließ der LBV 2006 eine Verkehrsinsel errichten. Außerdem wurde die Rechtsabbiegerspur nach Ahrensburg gestrichen. Schon damals gab es Überlegungen, einen Kreisverkehr zu bauen, was aber aus Kostengründen nicht weiter verfolgt wurde.

So ganz möchte sich Bürgermeister Ansén von dieser Idee noch nicht verabschieden. „Wir warten jetzt erst mal die neue Verkehrszählung ab“, sagt Ansén, „und dann hören wir uns die Vorschläge der Experten an.“ Denn eins steht für den Verwaltungschef fest: Es muss etwas geschehen.