Bad Oldesloe. Der Kreis Stormarn will ab 2017 einen kürzeren Abholturnus für April bis Oktober einführen. Kunden müssen dafür nicht mehr zahlen.

Die Biotonnen in Stormarn sollen ab nächstem Jahr in der warmen Jahreszeit wöchentlich statt alle 14 Tage geleert werden. „Wir wollen einen weiteren Impuls zur Mülltrennung geben“, sagt Olaf Stötefalke, Sprecher der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Obwohl die Kunden nach Preissenkungen für die braune Tonne deutlich mehr Bioabfall sammeln, landen im Restmüll immer noch 40 Prozent organischer Abfall.

Konkret sollen die Biotonnen ab 2017 von Mai bis Oktober jede Woche geleert werden. „Das ist bürgerfreundlich und ökologisch sinnvoll“, sagt Klaudia Rahmann, Grünen-Kreistagsabgeordnete und Vorsitzende des Stormarner Umweltausschusses. Das Gremium berät am heutigen Mittwoch ab 18 Uhr in der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe (Mommsenstraße 11, Sitzungsraum D 132) über die sogenannte Sommerbiotonne. An den Preisen soll sich nichts ändern.

Jeder fünfte Haushalt hat noch keine braune Tonne

Von den 61.000 Haushalten im Kreis Stormarn haben rund 49.000 neben der grauen Restmüll- auch die braune Biotonne stehen. „Das heißt aber auch, dass 20 Prozent noch fehlen“, sagt AWSH-Sprecher Stötefalke. Angeblich kompostiert also jeder fünfte Kunde sämtliche Garten- und Küchenabfälle selbst. Kontrollen zeichnen jedoch ein völlig anderes Bild: In den Mülltonnen der Eigenkompostierer finden sich pro Bewohner und Jahr noch einmal rund 20 Kilogramm mehr organische Abfälle als bei Biotonnennutzern.

Klaudia Rahmann, Grünen-Kreistagsabgeordnete und Vorsitzende des Stormarner Umweltausschusses, sagt: „Das ist bürgerfreundlich und ökologisch sinnvoll.“
Klaudia Rahmann, Grünen-Kreistagsabgeordnete und Vorsitzende des Stormarner Umweltausschusses, sagt: „Das ist bürgerfreundlich und ökologisch sinnvoll.“ © BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

„Die Erklärungen dafür sind vielfältig“, sagt Olaf Stötefalke. Vor allem Lebensmittelreste werden in die graue Tonne geworfen. „Da spielt auch die Sorge vor Ungeziefer und Geruchsentwicklung eine Rolle“, so der AWSH-Sprecher. Bei hohen Temperaturen im Sommer gibt es immer wieder Klagen über Madenbefall. Zudem würden Kunden keine größere Biotonne bestellen und bezahlen, weil sie im Winter fast leer sei. Hinzu kämen „Totalverweigerer“, die aus Prinzip nicht trennen. „Mit der wöchentlichen Leerung könnten wir das Volumen ohne Austausch der Tonnen faktisch verdoppeln“, sagt Olaf Stötefalke. Zugleich löse der schnellere Turnus das Geruchs- und Ungezieferproblem.

Vergärungsanlage in Trittau macht den Abfall zu Strom

Im ersten Quartal dieses Jahres ist die Bioabfallmenge bereits um neun Prozent gestiegen. Die AWSH, die für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg zuständig ist, holte 7260 Tonnen ab. Das sind 575 Tonnen mehr als im Vorjahrszeitraum. Der organische Abfall landet in der Vergärungsanlage in Trittau. Mit dem Biogas wird Strom erzeugt, der für die Versorgung von rund 1000 Haushalten reicht. Über eine Fernwärmeleitung werden außerdem die Firmen im nahen Technologieparks geheizt. „Dort sind noch Kapazitäten frei“, sagt Stötefalke. Die Jahresmenge wurde gerade von 36.000 auf 38.000 Tonnen aufgestockt.

Die Umweltausschussvorsitzende Klaudia Rahmann erwartet auf politischer Seite große Unterstützung für den Plan. „Die Reduzierung des Restabfalls ist ja ein unumstrittenes Ziel“, sagt sie, „zudem wird’s für die Kunden nicht teurer.“ Für 2017 hat die AWSH günstigere Verträge mit der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld geschlossen, in die der Restmüll transportiert wird. Das eingesparte stehe grundsätzlich zur Verfügung.

Firma Grabau Entsorgung hat bereits ein Angebot gemacht

Die Firma Grabau Entsorgung (GEG), die die Biotonnen leert, hat bereits ein erstes Angebot für den Extraservice gemacht. Das ist der AWSH, die den Aufwand von einer Unternehmensberatung hat prüfen lassen, allerdings zu hoch. „Da muss noch mal verhandelt werden“, sagt Stötefalke.

Damit der Plan zum April 2017 umgesetzt werden kann, müsse jetzt aber die politische Entscheidung fallen. Stötefalke: „Für die zusätzlichen Abfuhrtermine müssen Personal eingestellt und neue Fahrzeuge gekauft werden, die Lieferfristen haben.“

So viel kosten unsere Mülltonnen:

Biomüll ist rund zehnmal günstiger als Restmüll. Die Entgelte betragen bei zweiwöchentlicher Leerung:
40-Liter-Tonne:
38 Cent/Monat,
60 Liter: 51 Cent,
80 Liter: 65 Cent,
120 Liter: 91 Cent,
240 Liter: 1,70 Euro.

Restabfall kostet drastisch mehr:
40 Liter: 3,67 Euro,
60 Liter 5,51 Euro,
80 Liter: 7,34 Euro,
120 Liter: 11,01 Euro, 240 Liter: 22,02 Euro.
Aus dem Garten
kommen Baum-, Strauch- und Rasenschnitt, Laub, Moos,

Pflanzenreste, Stauden, Fallobst in die braune Tonne.
Aus dem Haus sind es Obst-, Gemüse- und Essensreste, Fleisch und Knochen, Blumen, Pflanzen, Brot, Kaffeesatz, Nuss- und Eierschalen, Käse und Nudeln.