Ahrensburg. Zehn Frauen erstatten Anzeigen wegen sexueller Belästigung und Diebstahls. Schwerpunkt war die Junge Bühne. 50 Polizisten fassen Täter.
Eine sogenannte Antanz-Bande hat beim Ahrensburger Stadtfest versucht, Handys und Portemonnaies von Gästen zu stehlen. Zudem sind Frauen sexuell belästigt worden. Bis Sonntag lagen bei der Polizei zehn Anzeigen vor. Nach den ersten Meldungen wurden rund 50 Beamte in die Innenstadt beordert. Sie nahmen mehrere Tatverdächtige fest.
Schwerpunkt war die Junge Bühne an der Hamburger Straße. Dort umzingelten mehrere Männer, die von den Opfern als „afrikanisch“ beschrieben wurden, am Sonnabend zwischen 22 und 24 Uhr einzelne Frauen und Mädchen. Aber auch auf der Hagener Allee soll es zu ähnlichen Übergriffen gekommen sein. Offenbar fahren die Banden gezielt zu öffentlichen Festen, um ihre Straftaten zu begehen.
Antanz-Bande ist bis zum Ende des Festes unterwegs
Ein Discjockey legt am Sonnabend am sogenannten Discoturm auf der Hamburger Straße auf. Electro-Musik sowie aktuelle Hits dröhnen aus den Lautsprechern. Es ist die Musik, die vor allem jugendliche Stadtfestbesucher anlockt. Buntes Licht flackert im Takt auf. Scheinwerferkegel gleiten über den Asphalt. Das Publikum tanzt fröhlich auf der Straße, es wird getrunken und gelacht.
Nach 22 Uhr kippt die Stimmung. Eine Bande von Männern mischt sich nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei in die Menschenmenge. Die Unbekannten wollen nicht feiern, sondern auf Beutezug gehen. Sie tanzen ganz dicht an Gästen und versuchen, an Handys oder Portemonnaies in den Taschen zu gelangen. Später berichten Frauen, dass sie auch begrapscht worden seien. Die Antanz-Bande ist offenbar bis zum Ende des Festes um Mitternacht auf den Straßen unterwegs.
„Die mutmaßlichen Täter wurden von den Geschädigten übereinstimmend als afrikanisch beschrieben“, sagt Polizeisprecher Holger Meier. Seine Kollegen rufen sofort Verstärkung aus den umliegenden Städten nach Ahrensburg. Zeugen berichten, dass die Polizisten auf eine Gruppe Afrikaner zulaufen und mehrere Männer festnehmen.
Polizei bittet weitere Opfer und Zeugen, sich zu melden
Wie viele mutmaßliche Täter gefasst wurden, sagt die Polizei am Sonntag nicht. Alle Verdächtigen sind nach Überprüfung der Personalien wieder auf freien Fuß gekommen. „Wir sind jetzt am Anfang der Ermittlungen und müssen die Opfer vernehmen, bevor wir Einzelheiten zu den Taten sagen können“, sagt Polizeisprecher Meier.
Bei der Ahrensburger Wache haben zehn Menschen Strafanzeige wegen sexueller Belästigung und Antanz-Diebstählen erstattet. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch weitere mehr Opfer gegeben hat. Wer selbst angegriffen wurde oder etwas beobachtet hat, sollte sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 04102/809-0 melden. Auch Zeugen sind wichtig, um die Täter genau beschreiben zu können.
Attacke erinnert an Hamburger Übergriffe in Silvesternacht
Das Ahrensburger Stadtforum, Veranstalter des Stadtfestes, ist angesichts der Ereignisse am Discoturm schockiert. „Ich bin empört, das geht gar nicht“, sagt Götz Westphal, der Vorsitzende des Kaufleutevereins. Die Attacken in Ahrensburg erinnern an die Übergriffe in der Silvesternacht in Hamburg und Köln, als junge Frauen von Männergruppen umzingelt und dann belästigt wurden. Die Männer griffen in den Intimbereich, vereinzelt wurde den Opfern die Kleider zerrissen, Geld und Handys gestohlen. In Hamburg waren 243 Anzeigen von Frauen eingegangen. Die ermittelten Täter waren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.
Offenbar verabreden sich die Banden gezielt vor Großveranstaltungen. So kam es zu zahlreichen sexuellen Übergriffen bei einem Musikfestival in Darmstadt. Der Vorsitzende des Weißen Rings in Hessen sagte damals, dass das eigentliche Problem Männer seien, die ein Frauenbild haben, das unserer Gesellschaft entgegensteht. „Die sind von Geburt an so erzogen, dass der Mann die Macht über die Frau hat“, sagt Horst Cerny, der pensionierte Kriminalbeamter ist.
Bereits am Freitag war es zu einer Serie von Schlägereien gekommen. Aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe heraus wurden mehrere Körperverletzungen begangen und ein Handy geraubt. Die Polizei konnte die Täter festnehmen.
Die weitaus meisten der gut 100.000 Besucher des Ahrensburger Stadtfestes feierten allerdings friedlich und ausgelassen.