Barsbüttel. Baubeginn im Herbst. Unternehmensgruppe investiert neun Millionen Euro. Ladenzeile muss weichen. Pächter schließen Geschäfte Ende Juni.

Ruhig ist es auf dem Stiefenhoferplatz in Barsbüttel, das Beschleunigen der Autos auf der Hauptstraße deutlich zu hören. Die Zeiten, in denen Besucher von einem Stimmenwirrwarr umgeben waren, sind seit dem Umzug des Wochenmarktes ans Nahversorgungszentrum in der Straße Am Akku vorbei. Doch schon bald wird es hier richtig laut – und staubig. Denn im Sommer rückt eine Abrissfirma an und wird die kleine Ladenzeile direkt neben dem Verwaltungsgebäude dem Erdboden gleichmachen. An gleicher Stelle entsteht ein Gebäudekomplex mit 26 Eigentumswohnungen. Verantwortlich für das Projekt auf dem Rathausplatz ist die Quell Real Estate Unternehmensgruppe aus Hamburg. Das Investitionsvolumen beträgt rund neun Millionen Euro.

„Die Unterstützung war sehr gut, das Baugenehmigungsverfahren zügig“, sagt Firmenchef Hans-Hinrich Quell. Er hätte seine Aktivitäten an dem Standort gerne ausgeweitet, zum Beispiel das Rathausgrundstück gekauft und der Gemeinde ein neues Verwaltungsgebäude hingesetzt. Einen Neubau hatten CDU und SPD auch ins Auge gefasst. Doch die Planungen mussten nach einem Bürgerentscheid eingestellt werden. Jetzt wird das alte Rathaus saniert.

Unternehmensgruppe hat mit der Vermarktung begonnen

Deshalb setzt Quell nun in etwa das um, was er in der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn bereits um Februar 2015 angekündigt hatte: den Bau eines dreigeschossigen Gebäudes plus Staffelgeschoss samt Tiefgarage mit 30 Stellplätzen. Im Außenbereich wird Platz für weitere 15 Autos geschaffen. Der Komplex steht auf einem 2700-Quadratmeter-Grundstück, die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen haben eine Größe von 62 bis 128 Quadratmeter. Die Preisspanne liegt zwischen 219.000 und 469.000 Euro. Alle Wohnungen haben Terrasse oder Balkon, ein Fahrstuhl führt von der Tiefgarage in sämtliche Etagen. Zudem sind im Erdgeschoss zwei Geschäfte vorgesehen. Die Gewerbeeinheiten sind 96 und 268 Quadratmeter groß.

Vergangene Woche hat die Unternehmensgruppe mit der Vermarktung begonnen, unter anderem Projekt-Flyer verteilt. Einige Wohnungen sind schon reserviert. Im Herbst ist Baubeginn, die Fertigstellung für Frühjahr 2018 geplant. Hans-Hinrich Quell sagt, die Wohnungen seien ideal für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und Senioren.

Mit an den Planungen beteiligt ist der Barsbütteler Architekt Arno Weisheit. Der Zustand des Stiefenhoferplatzes ist ihm schon lange ein Dorn im Auge. Weishaupt hatte bereits vor 13 Jahren einen Versuch unternommen, das Areal zu verschönern und Unterlagen an die Verwaltung sowie die Fraktionen geschickt, fand bei der Politik damals aber kein Gehör.

Bürgermeister freut sich über die Aufwertung des Platzes

Im vergangenen Juni stellte er den Entscheidungsträgern dann ein Konzept mit 105 Wohnungen vor, überplante dafür eine 20.000 Quadratmeter große Fläche. „Dass sich hier noch mehr tut, halte ich nicht für ausgeschlossen“, sagt Wolfgang Böckmann, CDU-Politiker und Vorsitzender des Planungsausschusses. Den Bau der Eigentumswohnungen bewertet er als „positiv“.

Freut sich über „die städtebauliche Aufwertung am Stiefenhoferplatz“: Bürgermeister Thomas Schreitmüller
Freut sich über „die städtebauliche Aufwertung am Stiefenhoferplatz“: Bürgermeister Thomas Schreitmüller © HA | René Soukup

Genauso sieht es Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Er sagt: „Ich freue mich über die städtebauliche Aufwertung am Stiefenhoferplatz.“ Leittragende sind die Pächter der Geschäfte in der Ladenzeile, die jetzt weichen müssen. Sie schließen Ende dieses Monats. Eine Betroffene ist Nadine Seeger, die das Café am Markt betreibt. Die Unternehmerin hatte das Geschäft vor rund zwei Jahren eröffnet und liebevoll eingerichtet. 40 Plätze gibt es im Innenbereich, die gleiche Anzahl draußen. Auf einem Bewertungsportal im Internet wird vor allem der Service gelobt. Ein User schreibt: „Das Café ist eine echte Bereicherung für den Ort. Leckere Speisen und ein nettes Ambiente.“ Neue Räume hat die Gastronomin noch nicht. Über die bevorstehende Schließung sagt sie: „Das ist unglücklich, aber unternehmerisches Risiko. Meine Gäste finden es schade.“

Mehr Umsatz für Händler nach Umzug ans Zentrum

Für Missstimmung unter den Pächtern hatte bereits der 2014 angekündigte und im März vergangenen Jahres vollzogene Umzug des Wochenmarktes auf den Parkplatz des Nahversorgungszentrums gesorgt. So ging ein erhebliches Potenzial an Laufkundschaft verloren.

Die Marktbeschicker hatten am Stiefenhoferplatz keine Zukunft mehr für sich gesehen, über zurückgehende Umsätze und die schlechte Parkplatzsituation geklagt. Am jetzigen Standort stehen den Kunden mehr Stellplätze zur Verfügung.. Markthändler sagten dem Abendblatt schon zwei Wochen nach dem Umzug, man bilde mit dem dort ansässigen Supermarkt und einem Discounter Am Akku eine Symbiose und profitiere voneinander. Und jetzt? Marktobfrau Claudia Edel: „Wir sind froh, diesen Schritt gemacht zu haben.“ Die Umsätze seien gestiegen. Im September wird der Standort weiter aufgewertet. Dann eröffnet ein Ärztezentrum, das sich noch im Bau befindet. Auch die Drogeriemarkt-Kette Budnikowsky zieht in das Gebäude.