Brunsbek. Die Brandursache ist noch unklar. Alle Tiere wurden gerettet - auch „Miss Schleswig-Holstein“, die Kuh Nanina. Drei Menschen verletzt.

Einen Tag nach dem Großbrand auf einem Bauernhof in Brunsbek (Kreis Stormarn) haben Brandermittler vor Ort ihre Arbeit aufgenommen und versuchen in der Ruine, die mal der bekannteste Stormarner Milchbetrieb war, die Ursache für das Feuer am Montagnachmittag zu finden. Nach ersten Schätzungen der Beamten dürfte sich der Schaden auf bis zu eine Million Euro belaufen.

Die Kühe laufen in Panik auf die Felder

Das Feuer bricht am Montagnachmittag in der Strohscheune des Betriebes aus. Dort arbeitet der 73 Jahre alter Vater des Milchbauern an einer elektrischen Strohmühle. „Ich saß in der Küche und habe etwas gegessen“, erinnert sich Milchbauer Christian Fischer, 42. Dann blickt der zweifache Familienvater aus dem Fenster und sieht dichte Rauchschwaden. „Ich dachte zunächst, mein Nachbar würde ein Lagerfeuer machen.“ Doch der Qualm steigt aus seiner Scheune auf. „Ich bin raus gelaufen und habe schon die Flammen gesehen“, erinnert sich Fischer, der sofort in das Gebäude läuft, um seinen Vater vom Dachboden zu retten. „Ich habe ihn dort rausgeholt und ihn an der Straße an einen Apfelbaum gesetzt.“ Dann rennt der Bauer zu der Milchtankstelle, an der die Familie seit Oktober 2015 frische Milch verkauft. Kunden können dort an einem Automaten die Milch zapfen. Fischers Frau ist dort. Er holt sie zur Hilfe, um seine 72 Rinder zu retten. „Direkt neben der Scheune, in der das Feuer ausbrach, waren in einem kleinen Stall unsere drei besten Kühe“, so Fischer. Darunter auch Kuh Nanina, die im Frühjahr von einer Jury zu Schleswig-Holsteins schönster Kuh gewählt worden war. Das Ehepaar befreit die Tiere, lauft zum großen Stall, wo rund 70 Rinder stehen und reißt die großen Holztüren auf. Die Kühe laufen in Panik auf die Felder.

Die schönste Kuh aus Schleswig-Holstein: Nanina
Die schönste Kuh aus Schleswig-Holstein: Nanina © HA | Birgit Schücking

Nachbarn hören das Geschrei der Milchkühe und sehen die dunkeln Rauchwolken über dem Bauernhof aufsteigen. Sie rennen zu dem Gebäude, helfen, die Tiere auf einem Feld einzufangen. Als die alarmierte Feuerwehr eintrifft, muss Christian Fischer feststellen, dass sein Vater nicht mehr beim Apfelbaum sitzt, er muss im Schock zurück in die Scheune gelaufen sein. Feuerwehrmänner retten den Senior aus dem Gebäude. Er kommt mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus.

Milchbauer Fischer muss zu dieser Zeit mitansehen, wie das Feuer auch auf das Wohnhaus samt Wirtschaftshaus übergreift. „Zwischen dem Entdecken des Feuers und dem Vollbrand lagen nur zehn Minuten“, schätzt Fischer, der am Montagabend fassungslos vor der Brandruine steht, die mal sein Betrieb war.

Wie es jetzt mit seinem Unternehmen weiter gehen soll, weiß er noch nicht. „Irgendwie müssen wir das alles hier wieder hinbekommen“, sagt er und fügt hinzu: „Das wichtigste ist, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Der Sachschaden lässt sich ersetzen.“ Auch alle Kühe konnten gerettet werden. Nachbarn haben einige der Tiere in der Feldmark eingefangen und zu einer Wiese hinter dem Bauernhof gebracht, auf der andere Helfer einen Zaun gebaut hatten. „Es ist schön zu sehen, wie uns hier von allen Seiten geholfen wurde“, sagt Christian Fischer. Auch andere Milchbauern kamen am Abend zu dem Bauernhof und brachten mobile Melkmaschinen vorbei. Denn die Milchkühe müssen zweimal am Tag gemolken werden. Zwar muss die Milch dann weggekippt werden, weil der Betrieb sie nicht kühlen kann. Aber für die Tiere ist es wichtig. „Die würden sonst mit 50 Liter Milch in den Eutern auf der Wiese stehen, was nicht gut für die Tiere ist“, sagt Tobias Scherrer, der Lehrling in dem Milchbetrieb ist. Eigentlich hatte er an diesem Montag Urlaub. Doch als er von dem Feuer erfuhr, eilte er sofort nach Brunsbek. „Als ich das alles sah, hatte ich Tränen in den Augen“, sagt der 23-Jährige.

Lehrling Tobias Scherrer, 23, trieb die Viehherde wieder zusammen
Lehrling Tobias Scherrer, 23, trieb die Viehherde wieder zusammen © HA | Dorothea Benedikt

Die Feuerwehr rückte mit rund 175 Mann zum Einsatzort, konnte das 100 Jahre alte Bauernhaus samt Scheune und Stall aber nicht mehr retten. „Nachdem wir das Feuer gelöscht hatten, rissen wir mit einem Bagger die Wände der Gebäude ein, um an die Glutnester zu kommen“, sagt Sieks Amtswehrführer Holger Wollmer. Neben dem Vater des Milchbauern kam auch seine Frau mit einem Schock in eine Klinik. Auch ein Feuerwehrmann verletzte sich bei den Löscharbeiten und musste in einem Krankenhaus behandelt werden.