Ahrensburg. Die Beiträge werden zum 1. August dieses Jahres um etwa acht Prozent angehoben. Anteil der Eltern liegt bei 38 Prozent.
So viel Einmütigkeit ist selten in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung – insbesondere, wenn es um eine Beitragserhöhung für Bürger geht. In der jüngsten Sitzung wurde einstimmig beschlossen, dass die Beiträge für Eltern, deren Kinder eine Kindertageseinrichtung in Ahrensburg nutzen, zum 1. August um durchschnittlich etwa acht Prozent angehoben werden. Damit folgten die Stadtverordneten ohne weitere Diskussion der Empfehlung des Sozialausschusses, der – ebenfalls unisono – empfohlen hatte, der Verwaltungsvorlage zuzustimmen.
Doris Brandt (CDU), die Vorsitzende des Sozialausschusses, begründete die Zustimmung kurz und stringent, indem sie aufzählte, dass einiges zusammengekommen sei, was die Kinderbetreuung spürbar verteuert habe. Vor allem der hohe Tarifabschluss des Kita-Personals, die Verlängerung von Betreuungszeiten sowie Aus- und Neubau von Einrichtungen. Diese Kosten müssten verteilt werden.
In vergangenen zehn Jahren 10,44 Millionen Euro investiert
Alle Fraktionen sind sich darüber einig, dass die Eltern am finanziellen Mehraufwand für die stetige Verbesserung eines Betreuungsangebots beteiligt werden sollten, das laut Bürgermeister Michael Sarach über den gesetzlichen Vorgaben liegt. Hartmut Möller, SPD-Fraktionsvorsitzender, hat kürzlich vorgerechnet, dass Ahrensburg in den vergangenen zehn Jahren 10,44 Millionen Euro in die Kita-Infrastruktur investiert habe. Hinzu kämen die laufenden Kosten.
2006 hat Ahrensburg ein Defizit aller Kitas von 2,64 Millionen Euro tragen müssen, im Plan für 2016 seien es schon 5,9 Millionen Euro. Anja Gust, Fachdienstleiterin Kindertagesstätten im Rathaus, erläutert die Verteilung der Kosten: „Die Stadt zahlt 43 Prozent, der Elternanteil beträgt 38 Prozent, und den Rest teilen sich Land und Kreis, wobei Ahrensburg diverse Förder- und Qualifizierungsangebote in Anspruch nimmt.“
Zuletzt wurden die Elternbeiträge 2014 angehoben
Eine Besonderheit gibt es noch beim Elternanteil. 50 Prozent der Eltern, deren Kinder in Ahrensburg betreut werden, sind Vollzahler. Wer über ein geringeres Einkommen verfügt, kann über die Richtlinie der Sozialstaffel Unterstützung durch den Kreis Stormarn bekommen. Die Kostenübernahme beträgt maximal 37,5 Prozent – was bedeutet, dass Ahrensburg bei 50 Prozent der Eltern von betreuten Kindern in jedem Fall 0,5 Prozent der Kosten tragen muss. Doris Brandt weist noch auf eine Besonderheit bei der neuen Gebührenkalkulation hin. „Bislang wurden die Kosten auf der Basis von Vorjahreszahlen berechnet, die von den einzelnen Trägern eingereicht wurden. Künftig wird auf der Basis von Planzahlen berechnet, so wie es auch in der freien Wirtschaft üblich ist. Das ermöglicht es uns, Kosten zeitnah und nicht erst im Nachhinein zu verteilen.“
Im Übrigen seien die Elternbeiträge zuletzt 2014 angehoben worden. „Wenn wir in den vergangenen Jahren minimale Erhöhungen hätten vornehmen müssen, haben wir darauf verzichtet, wenn die Beträge so gering waren, dass der bürokratische Aufwand dafür sich nicht gelohnt hätte“, sagt die Vorsitzende des Sozialausschusses. Diesmal sei eine Erhöhung jedoch unumgänglich gewesen, insbesondere wegen der überproportionalen Erhöhung der Gehälter von Kita-Mitarbeitern. Die Zuwächse hält Brandt für gerechtfertigt („das sehen auch die Eltern so“), weil in unseren Kitas hervorragende Arbeit geleistet wird.“ Die Ahrensburger hätten außerdem nicht – wie andernorts – unter Streiks des Personals leiden müssen.
In der Stadt gibt es 615 Hortplätze
Dass die Kinderbetreuung ein Thema ist, das immer weitere Anstrengungen Ahrensburgs erfordert, brachte in der Stadtverordnetenversammlung Peter Egan von der Wählergemeinschaft WAB zur Sprache. Er wies auf den Nachholbedarf in Sachen offene Ganztagsschule hin, als er sagte, die Stadt biete rund 1300 Grundschülern zurzeit 615 Hortplätze, der Bedarf gehe in näherer Zukunft aber in Richtung 800 bis 900 Plätze. Egan: „Trotz des Bemühens unserer Verwaltung kommen wir bei der jetzigen Struktur schnell an unsere Grenzen. Es entsteht ein Gefühl der Dringlichkeit.“
Schleswig-Holstein will Eltern von Kindern unter drei Jahren von 2017 an monatlich um bis zu 100 Euro Betreuungskosten entlasten.
Sozialministerin Kristin Alheit, SPD, sagte, dass die Landesregierung dafür rund 23,4 Millionen Euro im Haushalt 2017 einplane. Längerfristiges Ziel von Rot-Grün-Blau bleibe der beitragsfreie Kita-Besuch für alle Kinder.
Der Beitrag , der für einen Krippenplatz in Schleswig-Holstein von den Eltern gezahlt werden muss, liegt im Schnitt bei rund 210 Euro monatlich pro Kind für fünf Stunden Betreuung täglich. Dabei variieren die Kosten den Angaben zufolge von Kommune zu Kommune zwischen rund 150 Euro bis etwa 500 Euro.
Die Kinderbetreuung in Schleswig-Holstein wird dieses Jahr von Land und Bund mit insgesamt rund 200 Millionen Euro gefördert.