Glinde. Vereinsvorsitzender tritt zurück. Stellvertreter berichtet von Klagen über Führungsstil. Bürgervorsteher will Aussprache vermitteln.
Das Tischtuch ist zerschnitten. Nichts geht mehr zwischen Rolf Metschulat, der am vergangenen Freitag angekündigt hatte, sein Amt als Vorsitzender des Glinder Flüchtlingshilfevereins Ende des Monats niederzulegen (wir berichteten), und seinem Stellvertreter Hanns-Christian Nicken sowie dessen Frau Ilka, die als Kassenwartin dem Vorstand und der dreiköpfigen Geschäftsführung angehört. Zu tief sind die Gräben, zu unterschiedlich die Auffassungen, wie der Verein geführt werden soll, bei dem sich auch Heinz Gerd Schick als Beisitzer zurückzieht. Jetzt kommt Licht ins Dunkel, warum es zum Krach kam.
Metschulat hatte als Gründe für seinen Rückzug genannt, dass es in der Geschäftsführung eine Zweidrittelmehrheit gegen seine Anliegen gebe sowie Differenzen in Sachfragen. Auch sprach er von „einer Blockade“. Das will sein Stellvertreter so nicht stehenlassen. Nicken: „In den vergangenen Monaten gab es genau eine Abstimmung über einen Antrag von ihm, bei dem es keine Mehrheit für die Beschaffung eines technischen Gerätes gab.“
Nicken sagt, zuletzt hätten sich Beschwerden über den Kommunikations- und Führungsstil von Rolf Metschulat gehäuft. „Diese kamen sowohl aus dem Verein als auch von außerhalb“, so Hanns-Christian Nicken. „Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, auf deren Kooperation wir angewiesen sind, war stark gefährdet.“ Wäre Metschulat nicht zurückgetreten, hätten er und seine Frau diesen Schritt gemacht, so Nicken weiter. „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit war nicht mehr gegeben.“
Vor Kurzem hatten die Nickens den Vorsitzenden sowie die anderen Vorstandsmitglieder zu einem Gespräch geladen, um die Probleme vor der nächsten Mitgliederversammlung, die für Ende April geplant ist, noch einmal zu thematisieren. Metschulat sagte ab. Der 59-Jährige: „Der Termin war an einem Montagabend, da habe ich private Verpflichtungen, was auch bekannt ist. Für Gespräche war ich immer offen.“ Die Beschwerden über seinen Führungsstil bezeichnet er als „Vermutung“. „Ich habe Herrn Nicken mehrere E-Mails geschrieben, um dem nachzugehen. Ross und Reiter wurden aber nicht genannt.“
Metschulat wird sich weiter als einfaches Mitglied engagieren. Der personelle Aderlass in der Führung hat keine Auswirkung auf den Fortbestand der Flüchtlingshilfe. Laut Satzung reichen drei Vorstandsmitglieder aus, um handlungsfähig zu sein. Nicken und seine Frau haben keine Ambitionen, für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren. Er sagt: „Der Rücktritt macht den Weg frei für einen sauberen Neuanfang. Wir sind der Ansicht, dass wir nun wieder zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit anderen Institutionen finden werden.“
Bürgermeister Rainhard Zug: Verein ist Garant für die Integration in der Stadt
Die im September 2014 gegründete und inzwischen 70 Mitglieder zählende Glinder Flüchtlingshilfe wurde im vergangenen Jahr nach dem Rücktritt von Susanne Böhnert-Tank kurze Zeit kommissarisch von Reinhold Trott geführt. Im Dezember wurde Metschulat, der zuvor Sprecher der Glinder Bürgerinitiative gegen rechts gewesen ist, ins Amt gewählt. „Er hat den Verein gerettet, kein anderer wollte diese Aufgabe übernehmen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Die Flüchtlingshilfe sei ein Garant für die Integration in der Stadt. Er stehe in gutem Kontakt zum gesamten Vorstand.
Einen tiefen Einblick in die Organisation hat Bürgervorsteher Rolf Budde (CDU), der selbst Mitglied ist und zu den Gründern des Vereins gehört. Über die Vorkommnisse sagt er: „Es gab Querelen. Auf Rolf Metschulats Führungsstil muss man sich einstellen. Ich bewundere ihn, dass er eingesprungen ist.“ Zwischen dem scheidenden Vorsitzenden und Hanns-Christian Nicken, der mit seiner Art sehr gut bei jungen Leuten ankomme, gebe es aber keine Schnittstellen. Budde will demnächst eine Aussprache vermitteln und fordert: „Es muss jetzt wieder Ruhe einkehren, um Schaden von der Flüchtlingshilfe abzuwenden.“