Witzhave. Detlev Parow besitzt die wohl kleinste gewerbliche Brauerei in der Region . Der 60-Jährige verkauft bis zu 2000 Flaschen im Jahr.

Ob Hefeweizen, Pils, Zwickel, Alt, Stout, Ale oder bayerisches Dunkel – mit Biersorten kennt sich Detlev Parow bestens aus. Das liegt nicht etwa daran, dass der Witzhaver ein ausgemachter Feinschmecker ist, sondern an der Tatsache, dass er das hopfenhaltige Genussmittel selbst herstellt. Im Keller des 60-Jährigen befindet sich die wohl kleinste gewerbliche Brauerei in der Region. Bis zu 2000 Flaschen füllt er hier jedes Jahr ab und verkauft sie weiter.

Wenn man den Arzt fragt, wie es dazu gekommen ist, denkt er kurz nach und holt weit aus. „Angefangen hat alles in den 1990er-Jahren“, sagt der Familienvater. „Damals haben mir meine Freunde ein Bierbrau-Set geschenkt.“ Das Ergebnis sei aber nicht besonders ansprechend gewesen. „Es hat grässlich geschmeckt“, sagt Detlev Parow und lacht. Trotzdem: Sein Interesse war geweckt, also informierte er sich genauer. „Ich musste sehr viel rumtelefonieren, weil das Internet erst in den Startlöchern stand“, so der 60-Jährige. „Das war alles andere als einfach.“

Die Anschaffung der Zutaten gestaltete sich anfangs schwierig

Vor allem die Anschaffung von Hopfen und Malz gestaltete sich schwierig. „Die Hersteller waren gewohnt, das Zeug pallettenweise herauszugeben“, sagt Parow. „Dass dann einer nur ein paar Kilo verlangt, ist meist belächelt worden.“ Letztendlich gelang es dem Witzhaver aber, die benötigten Mengen zu beschaffen – die ersten Bierbrauversuche nach deutschem Reinheitsgebot konnten beginnen.

„Wenn man die Zutaten erst einmal hat, braucht es nicht mehr viel“, sagt der Witzhaver. „Töpfe, ein Sieb und leere Flaschen gibt es ja in jedem Haushalt.“ Einige Jahre lang braute Detlev Parow regelmäßig in seiner Küche. Mit wachsender Erfahrung wurde sein Bier immer leckerer, das Brauergebnis immer besser. Trotz Fortschritts entschloss sich Parow aber dazu, mit seinem Hobby aufzuhören. Das war Ende der 90er. Er sagt: „Meine Kinder kamen irgendwann in ein Alter, wo ich einfach nicht mehr genügend Zeit hatte.“

Doch allzu lang verzichten konnte der Arzt dann doch nicht. „Der Freund meiner großen Tochter fragte mich Anfang der 2000er-Jahre, ob ich ihm zeigen könne, wie man Bier braut“, erzählt Parow und lächelt: „Da hat es mich wieder gepackt.“ Schon bald reichte dem 60-Jährigen das sogenannte „spade and bucket brewing“, also das amateurhafte Brauen mit Eimer und Schaufel nicht mehr. Er wollte höher hinaus. Nach und nach ersetzte er Töpfe, Küchensieb und Eimer gegen Braukessel und Bottiche aus Edelstahl. Außerdem schaffte er sich ein mechanisches Rührwerk an. „Bei den Geräten hatte ich Glück“, so Parow. „Durch Zufall lernte ich einen Behälter- und Apparatebauer aus Glinde kennen, der mir alles Stück für Stück anfertigte.“

Irgendwann habe er sich dann die Frage gestellt, warum er eigentlich weiterhin nur Bier für den Eigenbedarf herstellen sollte. Ausschlaggebend für den Entschluss, eine richtige Brauerei zu gründen, sei dann der Wunsch eines Freundes gewesen. „Ich sollte mein Bier auf seiner Geburtstagsfeier ausschenken“, erzählt Parow. Das Problem dabei: Selbstgebrautes Bier darf nur für den Eigenbedarf und auch nur auf dem eigenen Grundstück verzehrt werden. Parow: „Deshalb entschied ich mich dafür, das alles gewerblich aufzuziehen.“

Gut gelaunt steht der 60-Jährige in seinem Keller, umgeben von den Geräten, die sein Freund aus Glinde für ihn herstellte. Sauber ist es hier unten, alles glänzt und blitzt. „Das muss so sein“, sagt der Witzhaver. „Damit das Bier nicht umkippt, also sauer wird. Außerdem ist das Vorschrift.“ Mit denen kennt sich Parow mittlerweile aus. Denn die Gründung seiner „Corbeker Brauerei“, die nach dem Bach benannt ist, der in der Nähe von Witzhave verläuft, war mit einer Menge Bürokratie verbunden. „Ich musste zum Amt, zur Lebensmittelaufsicht und brauchte außerdem eine Steuerfreigabe“, sagt er. „Und zu guter Letzt kam ein Zöllner, der mir einen Tag lang beim Brauen über die Schulter geguckt hat.“

Der Aufwand hat sich gelohnt: Seit Ende 2013 braut Detlev Parow gewerblich. Er verkauft sechs verschiedene Sorten an Freunde, Bekannte und Fremde. Wie er dem Genussmittel trotz vorgeschriebener Zutaten eine persönliche Note verpasst werden kann, weiß er auch. „Es gibt einige Komponenten, mit denen man spielen kann“, sagt er. „Bei Malz zum Beispiel, gibt es eine große Auswahl, die den Charakter des Bieres bestimmt. Ähnlich ist es bei Hopfen.“ Außerdem komme es auf die Wahl der Hefe an. „Sommerbiere, wie Alt-Bier oder Kölsch, werden mit obergäriger Hefe gebraut“, sagt Parow. „Winterbiere, also Pils und dunkle Biere, mit untergäriger Hefe.“ Das Lieblingsbier des Witzhaver Braumeisters? „Mein Favorit ist englisches Bier“, sagt Parow. „Als ich jung war, gab es in Norddeutschland fast nur Pils. In Englang sammelte ich neue Erfahrungen.“

Urkunden im Keller von Detlev Parow zeugen von der Qualität seines Bieres

Seit rund zwei Jahren gibt es die Corbeker Brauerei. Jetzt heimste sie erste Auszeichnungen ein. Die Internetseite ratebeerbest.com, die Bier-Rezensionen verfasst und jedes Jahr Preise vergibt, zeichnete Detlev Parows Brauerei 2015 in den Kategorien „Beste Brauerei in Schleswig-Holstein“ und „Beste neue Brauerei in Schleswig-Holstein“ aus. Seitdem hängen zwei Urkunden an Detlev Parows Kellertür. „Bier ist inzwischen aus der Nische des Durststillers raus“, sagt Parow. „Die Leute heute haben Spaß am Geschmack und das ist wirklich toll.“

Weitere Infos zu Detlev Parows Brauerei gibt es im Internet unter www.corbeker-brauerei.de