Ahrensburg. Geigerin studiert jetzt in London und kommt für ein Konzert zurück in die Stadt, in der ihre Karriere vor zwölf Jahren begann.

Schon in jungen Jahren galt sie als Wunderkind, wurde als Hochbegabte gefördert und gewann mit 13 Jahren den ersten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Heute studiert die gebürtige Ahrensburgerin Dorothea Schupelius, 20, als Stipendiatin an der berühmten Londoner Yehudi Menuhin School, die Künstler mit herausragender musikalischer Begabung aus der ganzen Welt ausbildet. Am 24. April kommt das Ausnahmetalent in die Schlossstadt, die nicht nur Herkunftsort, sondern auch Karrierestart der Künstlerin ist.

Mit acht Jahren erhielt Schupelius ihren ersten Geigenunterricht in der Musikschule Ahrensburg bei Christiane Bornemann, die sich mit Faszination an die Begabung und den Eifer ihrer ehemaligen Schülerin erinnert: Als deren Eltern sie zum Geigenunterricht anmeldeten, betonten sie, dass ihnen eine gute Ausbildung für die Tochter wichtig sei. In etwas hineinzwängen wollten sie sie aber nicht. Letztlich sei es das Kind selbst gewesen, sagt Bornemann, das jede Woche, sobald ihre Lehrerin die Tür öffnete, wie ein Schatten ins Unterrichtzimmer huschte und Bornemann erwartungsvoll ansah.

Das Stück für ihren ersten Auftritt konnte sie nach einmaligem Zuhören

Jede Woche hat Schupelius mehr geübt, als ihr aufgetragen wurde. „Und dann kam das erste Vorspiel, das ich mit meinen Schülern regelmäßig mache,“ sagt Cornelia Bornemann. Schupelius habe zugehört. „Am Montag danach, stand sie bei mir auf der Matte und sagte zu einer Geigenkindergruppe „Ich spiele jetzt hier mit.“ Als Bornemann ihr erklärte, sie habe nicht mitgeübt und könne das deswegen nicht, war die Antwort des Mädchens: „Doch, ich habe zugehört, ich kann das.“ Schupelius spielte mit – und konnte es. „In der nächsten Woche kam sie und hatte bereits alle überflügelt,“ sagt Bornemann. Sie bezeichnet Dorothea Schupelius als ein „besonderes Kind“, das die Geige nach Auskunft ihrer Eltern so gut wie nie aus der Hand legte. „Andere Kinder spielten mit Puppen, Dorothea spielte mit ihrer Geige.“ Kaum habe sie gespielt, sei sie vollkommen verwandelt gewesen, nicht mehr Kind, sondern Reifekünstlerin. „Begnadet geradezu.“

Ihre ehemalige Geigenlehrerin war es auch, die beim Verein für Theater und Musik den Anstoß gab für das jetzige Konzert. Hinrich Tramm, zweiter Vorsitzender des Vereins, griff die Idee begeistert auf und engagierte die junge Geigerin. Er kannte sie: Bereits 2011 hatte Schupelius bei einem Konzert des Vereins auf der Bühne gestanden. „Sie verblüffte das Publikum mit ihrem virtuosen Spiel,“ sagt Tramm, der die damals 15-Jährige live erlebte: „Unglaublich, nicht nur die Technik, auch ihre Musikalität und ihre Ausstrahlung.“

Nun kommt sie wieder, um ihr Ahrensburger Publikum mit ihrer Begabung und ihrer Francesco Ruggiero aus dem Jahre 1675 – eine Leihgabe des Deutschen Musikinstrumentenfonds – zu entzücken. Und das nicht allein: Im Eduard-Söring-Saal gibt es in diesem Monat Ausnahmekünstler im Doppelpack. Ihr 21 Jahre alter Duettpartner am Piano, Alexander Vorontsov aus Hannover, in Russland geboren, kam als Zweijähriger mit seiner Familie nach Deutschland.

Er steht der außerordentlich Talentierten Dorothea Schupelius in nichts nach: Im Alter von vier Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht bei seiner Mutter, kam als 11-Jähriger an die Hochschule für Musik und Theater Hannover und wurde Schüler bei Professor Vladimir Krainev. Nach zwei Jahren wechselte Vorontsov an das dortige Institut zur Frühförderung Hochbegabter und schloss sein Frühstudium als 16-Jähriger ab. Auch er gewann den ersten Preis bei „Jugend musiziert“ und den Eduard-Söring-Preis in der Wertung „Duo: Klavier und ein Streichinstrument“. Derzeit studiert er bei dem aus Finnland stammenden, international renommierten Pianisten Professor Matti Raekallio in Hannover.

Sowohl die Geigerin als auch der Pianist sind Stipendiaten der Deutschen Stiftung Musikleben. Mit dem Orchester ihrer Londoner Musikschule unternahm Schupelius viele Konzertreisen, besuchte viele Festivals und Meisterkurse. Auch Alexander Vorontsov besucht zahlreiche Meisterkurse, bildet sich in Kammermusikkursen fort, nimmt erfolgreich an Wettbewerben im In- und Ausland teil und konzertiert mit Orchestern oder gibt Solokonzerte. Mit viel Talent, Können und Bühnenerfahrung verzaubert das Duo ihr Publikum mit Mozarts Sonate in e-moll KV 304, Beethovens Sonate Nr. 5 op. 24, Faurés Sonate Nr. 1 in A-Dur und Schuberts/Liszts Valse Caprice und von Wieniawski Fantaisie brillante sur „Faust” op. 20.

Das Konzert der jungen Ausnahmekünstler beginnt am Sonntag, dem 24. April 2016, um 20.00 Uhr im Eduard-Söring-Saal (Waldstraße 14). Karten im Vorverkauf gibt es in den Theaterkassen Ahrensburg (Große Straße 15a) und Bargteheide (Rathausstraße 25) sowie und an der Abendkasse. Weitere Infos: www.theater-und-musik-in-ahrensburg.de.