Glinde. Die Stadt habe das Areal zu günstig verkauft, mutmaßen Bürger. Donnerstag neue Gespräche.

Hat Glinde ein 12.405 Quadratmeter großes stadteigenes Grundstück auf dem Areal Gleisdreieck an der Möllner Landstraße unter Wert an das Wohnungsbauunternehmen Semmelhaack verkauft? Dieser Meinung ist zumindest eine Bürgerinitiative. Dass das nicht der Fall ist, will die Stadt mithilfe von Gutachten beweisen, muss diese bei der Kommunalaufsicht in Bad Oldesloe vorlegen. Nun sind die Dokumente angefertigt – nach einem halben Jahr. Was in den Gutachten steht, werden Stadt, Kommunalaufsicht und der Investor nach Abendblatt-Informationen am kommenden Donnerstag besprechen.

Mit den Bauarbeiten auf dem 2,1 Hektar großen Gelände sollte es eigentlich schon Ende dieses Jahres losgehen. 153 Wohnungen, 60 Prozent davon öffentlich gefördert, sollen dort entstehen. Dann kam das Projekt ins Stocken. Die Bürgerinitiative, die sich aus Anliegern zusammensetzt, hatte die Überprüfung des Kaufvertrages gefordert, sich nach dem Einblick bei der Kommunalaufsicht beschwert. Ihr Vorwurf: Die Stadt habe das Grundstück im Zentrum zu günstig an den Investor Semmelhaack verkauft, um den Bau von Sozialwohnungen voranzutreiben.

Investor zahlte für Grundstück 74 Euro pro Quadratmeter

Die Bürgerinitiative spricht von einem finanziellen Schaden für die Stadt in Höhe von „zwei bis drei Millionen Euro“. Bei einem Abweichen vom Marktpreis könne der Vertrag für nichtig erklärt werden. Die Kommunalaufsicht forderte deswegen von der Stadt Glinde eine Stellungnahme. Die zog sich hin. Der Grund: Offenbar hatte die Verwaltung nicht alle geforderten Dokumente ausgehändigt.

Beim Treffen in der kommenden Woche werden Glinder Politiker und die Bürgerinitiative nicht dabei sein. Bürgermeister Rainhard Zug habe aber zugesichert, sich umgehend bei den Stadtvertretern zu melden, falls eine wichtige Entscheidung getroffen werde, heißt es in der Politik. Ein Mitglied des Bauausschusses, das namentlich nicht genannt werden will, sagte dieser Zeitung, womöglich müsse Semmelhaack nachzahlen, um das Bauvorhaben zu starten. Der Quadratmeterpreis wurde im Grundstückskaufvertrag auf 74 Euro festgelegt. Kurios: Für diesen war der Gutachterausschuss des Kreises zuständig.

Der Sprecher der Bürgerinitiative meint, dass das Verfahren nicht eindeutig ist

Und wie beurteilt Glindes Bürgermeister Zug die Situation? Er wollte sich auf Abendblatt-Anfrage nicht detailliert zu dem Thema äußern. Nur so viel: „Die Gespräche laufen.“ Initiativensprecher Michael Riedinger sagt: „Das hat jetzt sechs Monate gedauert. Offenbar ist da etwas im Busch. Bei einem eindeutigen Verfahren wäre es schneller gegangen.“

Für Glinde ist das 20-Millionen-Euro-Projekt enorm wichtig. Denn in der Stadt fallen viele Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung. Die Warteliste für öffentlich geförderte Einheiten beim Glinder Sozialamt ist lang. Mit diesem Problem die Stadt nicht allein da. In vielen Kommunen des Hamburger Umlandes sind die Mieten in den vergangenen Jahren explodiert.