Ahrensburg. Stadt verkleinert das Gewerbegebiet Beimoor-Süd: Planung für Fachmarktzentrum mit Aldi, Futterhaus und Möbelkette Knutzen eingestellt.
Kehrtwende beim geplanten Umzug des Famila-Verbrauchermarktes in Ahrensburg: Das Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd ist zunächst gestoppt. In den Neubau an der Straße Kornkamp-Süd sollten Famila (etwa 5000 Quadratmeter), der Discounter Aldi 1200 Quadratmeter), der Tierbedarfshandel Futterhaus (1000 Quadratmeter) und die Möbelkette Knutzen (4000 Quadratme-ter) einziehen.
Das Millionenprojekt hatte im Bau- und Planungsaussschuss im November 2013 eine parteienübergreifende Mehrheit gefunden. Doch nach mehr als zwei Jahren Stillstand unterbricht das Rathaus jetzt die Planung für acht der insgesamt 31 Hektar des neuen Gewerbegebiets am Ostring in Richtung Großhansdorf (wir berichteten). Der Eigentümer der Felder und die Berliner Unternehmensgruppe Dr. Aldinger & Fischer, die das Fachmarktzentrum errichten wollte, konnten sich offensichtlich nicht über den Preis einigen.
Nach mehr als zwei Jahren Stillstand reagieren Verwaltung und Politik
Um nicht das gesamte Gewerbegebiet scheitern zu lassen, teilt die Verwaltung den Bebauungsplan Nummer 88 jetzt in 88a und 88b. „So können wir wenigstens mit dem einen Teil vorankommen“, sagt Hartmut Möller, SPD-Fraktionschef und Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses. „Wir dürfen uns nicht an der Nase herumführen lassen.“ Damit spielt Möller auf die Verkaufsverhandlungen an, von denen es in den vergangenen Jahren mehrfach hieß, sie seien kurz vor dem Abschluss.
Ähnlich denkt Jörg Hansen (Grüne), der stellvertretende Vorsitzende des Bausausschusses. „Das ist auf jeden Fall die richtige Entwicklung“, sagt er über die Aufteilung des B-Plans. „Wir dürfen uns nicht abhängig machen von einem Verkäufer.“ Das Verfahren für die 23 Hektar, die die Stadt an die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) verkauft hat, solle nun zügig erledigt werden. „Wir werden da keine Steine in den Weg legen“, sagt Hansen. Laut WAS wollen dort mehrere Firmen schon im nächsten Jahr anfangen zu bauen und auch möglichst schnell hinziehen.
Tobias Koch (CDU) hält Zweiteilung des Bebauungsplans für unumgänglich
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch hält die Zweiteilung des Bebauungsplans ebenfalls für unumgänglich. „Nur so kommen wir weiter“, sagt er. Mehr Zeitverlust könne sich die Stadt nicht leisten. Für die geht es auch um einige Millionen Euro. Koch: „Das Geld aus dem Vertrag mit der WAS fließt erst, wenn Baurecht besteht.“
Der CDU-Stadtverordnete bedauert, dass sich der Famila-Umzug zunächst einmal erledigt hat. „Bei dem Projekt waren sich ausnahmsweise alle Fraktionen in der Stadt einig, und dann scheitert es an der Grundstücksfrage“, sagt Koch. „Ärgerlich ist zudem, dass weitere Planungen blockiert werden.“
Einzelhandel soll auf frei werdenden Flächen nicht mehr erlaubt sein
Einzelhandel sollte auf den frei werdenden Flächen im Gewerbegebiet Nord nicht mehr erlaubt sein. Das jetzige Famila-Grundstück wäre nach einem Umzug aber eine weitere Option für die Nordtangente, die Umgehungsstraße vom Gewerbegebiet zur ehemaligen B 75 und jetzigen Landesstraße 82 am Kremerberg.
Für die FDP hat sich jetzt genau die Situation ergeben, vor der die Partei gewarnt habe. „Wir haben den Landwirt, dem die Fläche zwischen dem alten und dem neuen Gewerbegebiet gehört, ja in diese Position gebracht“, sagt FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi. Die Liberalen hätten schon vor Jahren auf die Probleme hingewiesen, die auftreten könnten, wenn man sich nicht einige.
Wichtigste Argumente für die Zusammenfassung der B-Pläne 88 a und 88b waren im November 2013 die Beschleunigung des Verfahrens, das Vermeiden doppelter Arbeit und günstigere Erschließungskosten. Jetzt sei genau das Gegenteil eingetreten.
Für Thomas Belizzi (FDP) dauert Projekte in Ahrensburg zu lange
Für Bellizzi steht Beimoor-Süd exemplarisch für ein Kernproblem der Stadt: „Projekte dauern in Ahrensburg einfach zu lange.“ Das gelte sowohl für die Bearbeitungs- als auch für die Entscheidungsebene.
Die Wählergemeinschaft Ahrensburg für Bürgermitbestimmung (WAB) sieht dagegen gerade in diesem Fall die Ursache für die Verzögerungen an anderer Stelle. „Der Eigentümer der Flächen hätte nur mal deutlich sagen müssen, was er tatsächlich will“, sagt der WAB-Fraktionsvorsitzende Hinrich Schmick. Verwaltung und Politik bleibe jetzt „gar nichts anderes übrig“, als den B-Plan nach zwei Jahren Stillstand wieder zu teilen.
Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn will 2016 mit Erschließung anfangen
Der Zeitplan ist trotzdem durchaus ehrgeizig. Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn möchte noch in diesem Jahr mit der Erschließung ihrer 23 Hektar beginnen. Die Ausschreibungsunterlagen für Versorgungsleitungen, Entwässerung und Straßen seien fertig.
Für WAS-Geschäftsführer Norbert Leinius, der Ende April in den Ruhestand geht, ist ein Famila-Umzug vom äußersten Ende des alten Gewerbegebiets dichter an die Innenstadt nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. „Der Laden ist ja auch am jetzigen Standort immer voll, da werden die noch ein paar Jahre abwarten können“, sagt er.
Famila-Geschäftsführung hofft offenbar immer noch auf eine Einigung
Ob die Berliner Unternehmensgruppe Dr. Aldinger & Fischer das Fachmarktzentrum in Ahrensburg noch weiter verfolgt oder endgültig zu den Akten legt, ist unklar. Die Geschäftsführung war am Montag für das Abendblatt nicht zu erreichen. Ursprünglich wollte die Gruppe ein viel größeres Einkaufszentrum errichten – unter anderem war auch ein neuer Hagebau-Markt an dem Standort im Gespräch – und hatte ihre Pläne nach Bedenken aus der Stadt deutlich abgespeckt.
Zumindest die Famila-Eigentümer haben offenbar trotz aller Widrigkeiten noch ein Fünkchen Hoffnung auf eine Einigung. Bärbel Hammer, Sprecherin des Familienunternehmens Bartels-Langness, dem neben mehr als 80 Famila-Warenhäusern auch die Markant-Märkte gehören, mag die Verhandlungen nicht explizit für gescheitert erklären. „Das ist ein schwebendes Verfahren“, sagt sie, „deshalb gibt es zum aktuellen Stand nichts mitzuteilen.“