Hamburg. Auf der Reise-Messe in Hamburg präsentiert der Kreis seine Angebote. Doch es fehlt offenbar an örtlichen Touristeninformationen.

„Sagen Sie mal, dieses Stormarn, das ist doch bei Bergedorf, oder?“ Gut, dass David Damerau eine Karte auf dem Tresen vor sich liegen hat, so dass er den ortsunkundigen alten Herrn sofort „einnorden“ kann. Und er hilft auch der älteren Dame, die ein bisschen verloren schaut und eher laut zu denken scheint, als dass sie eine Frage stellen würde. „Ich weiß nicht, wo das ist“, sagt sie vor sich hin. Und auf Nachfrage: „In Schleswig-Holstein, glaube ich.“ Auch hier hilft ein Blick auf die Landkarte großen Maßstabs und der Hinweis auf einige Sehenswürdigkeiten in der Region. „Ja, schön. Und wie komme ich da hin?“

Es ist einiges an Basisarbeit, die David Damerau am Stormarn-Stand auf der Messe „Reisen Hamburg“ leistet. Der 21 Jahre alte Student der Geografie, der aus Bad Oldesloe stammt und zurzeit ein fünfwöchiges Betriebspraktikum im Tourismusmanagement macht, dürfte nach seinem ersten Einsatz auf der Reisemesse feststellen, dass die geografischen Nachbarschaftskenntnisse vieler Hamburger Besucher noch ausbaufähig sind – und dass sein Heimatkreis reichlich PR nötig hat.

Kreis hatte zwischen 2011 und 2013 Dienstleister beauftragt

Für Letzteres sorgt Rabea Stahl seit fast anderthalb Jahren. Als Tourismusmanagerin des Kreises baut sie ein Informationssystem über das Stormarner Angebot für Tagesbesucher und Reisende auf. Kein leichter Job, denn der mit seinen großstadtnahen Gewerbegebieten wirtschaftlich erfolgreiche Kreis ist traditionell eher keine Tourismusregion. „Stormarn hat noch keine klassische Infrastruktur dafür“, sagt Rabea Stahl. „Es fehlt zum Beispiel an Touristeninformationen vor Ort.“

Das Defizit hat auch der Kreis schon vor Jahren erkannt und von 2011 bis 2013 einen externen Dienstleister, die Firma Agentur Markt + Trend aus Neumünster, beauftragt, ein Konzept für Stormarns bessere touristische Vermarktung zu entwerfen. In dieser Zeit entstand zum Beispiel die Website www.stormarn-tourismus.de. Nach Ablauf des Vertrages beschloss der Kreis, künftig kontinuierlich das Feld weiter zu bestellen und eine Tourismusmanagerin zu beschäftigen. Dafür hat der Kreistag ein jährliches Budget von 129.000 Euro bewilligt. Rabea Stahl baut das touristische Netzwerk aus, versucht Städte und Kommunen stärker einzubeziehen. Aber auch Verbände wie die Dehoga, die Hotels und Gastronomie vertritt. Intensiv ist die Zusammenarbeit mit Kreiskulturreferentin Tanja Lütje, deren wachsendes Veranstaltungsangebot zusätzliche Anreize schaffen soll. Außerdem wird Stormarns Programm spätestens im Sommer auch auf der Website der Metropolregion vertreten sein. Das schafft noch besseren Zugang zum Hamburger Publikum, von dem der Tourismus in Stormarn am meisten profitiert.

Tourismusmanagerin wünscht sich Impulse von Städten und Kommunen

„Die meisten Besucher sind Tagestouristen“, sagt Stahl. Das macht es auch so schwierig, den Tourismus in der Region statistisch aufzubereiten. Eine fassbare Größe ist dagegen die Zahl der Übernachtungen pro Jahr. Thorsten Kuhlwein, Stadtplaner in der Kreisverwaltung und Vorsitzender des Tourismus-Beirates, sagt, dass 2015 rund 380.000 Übernachtungen registriert worden seien – „das ist ein Zuwachs von zwei Prozent.“

Rabea Stahl wünscht sich, dass mehr Impulse von den Städten und Kommunen kämen. „Da könnte mehr passieren. Einige wie etwa Ahrensburg scheinen sich auf den Weg machen zu wollen.“ Thorsten Kuhlwein fügt hinzu, dass es in Trittau Überlegungen gebe, die Stormarnsche Schweiz besser zu vermarkten. „Als wir damals im Kreis vor der Frage standen, wie wir das organisieren, haben wir uns klar dagegen entschieden, dass die Verwaltung das machen soll. Wir hatten weder die Strukturen noch das Know-how“, sagt Kuhlwein. So entschied man sich für die Lösung mit Rabea Stahl, die eigentlich bei der Herzogtum Lauenburg Marketing & Service GmbH, kurz HLMS, beschäftigt ist, aber vom Kreis finanziert wird. Die Zusammenarbeit mit der HLMS sorgt auch dafür, dass Stormarn auf der Hamburger Messe in guter Gesellschaft ist.

Günter Schmidt (Mitte), Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing & Service GmbH, mit dem Ratzeburger „Nachtwächter“ Florian Baier (l.) und Mario Möller aus Mölln als Till Eulenspiegel
Günter Schmidt (Mitte), Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing & Service GmbH, mit dem Ratzeburger „Nachtwächter“ Florian Baier (l.) und Mario Möller aus Mölln als Till Eulenspiegel © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Der Kreis präsentiert sich an einem Stand mit den touristisch erfahrenen Nachbarn aus dem Herzogtum Lauenburg: Mölln, Ratzeburg, Geesthacht und Lauenburg. HLMS-Geschäftsführer Günter Schmidt freut sich über den neuen Partner Stormarn, der im zweiten Jahr dabei ist: „Wir haben kreisübergreifend viele Berührungspunkte, wie zum Beispiel über die Rettungsleitstelle und auch wirtschaftlich. Deshalb passt es gut, dass wir gemeinsam auftreten.“ Stormarns Stärken? „Die vielen Vier- und Fünf-Sterne-Häuser, die vielen Übernachtungen von Geschäftskunden – da gucken wir schon manchmal neidisch. Aber insgesamt ergänzen wir uns sehr gut, was Zielgruppen und Angebot betrifft.“

Erste Erfolge bei der Aufklärungsarbeit am Stand

Und Stormarns Schwächen? „Dass örtliche Touristeninformationen fehlen, ist deutschlandweit fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Es muss nicht gleich ein zertifiziertes Büro sein, eine Anlaufstelle im Rathaus würde reichen.“ Kulturreferentin Tanja Lütje sieht „ein Riesenpotenzial“ für den Tourismus in Stormarn. Und zählt einige Attraktionen auf: Die Schlösser in Ahrensburg und Reinbek, die Trittauer Wassermühle, Badeseen und Wanderwege. Rabea Stahl setzt die Aufzählung fort: Büttenwarder, die Fahrradtouren, die Trave und die Hoffeste. „Die Marke Stormarn, das ist die Abwechslung im Kreis, Städte mit vielen Angeboten, ländliche Kultur und Naturräume, die stadtnahe Erholung bieten.“

Und David Damerau erzählt, dass die Aufklärungsarbeit am Stand erste Erfolge bringt. „Menschen, die vorher nichts von Stormarn wussten, nehmen nicht nur Prospekte und Karten mit, sondern sagen, dass man das ja ausprobieren könnte. „Ist ja nicht so weit.“