Bad Oldesloe. Noch liegen 180.000 Kubikmeter auf Feldern bei Rethwisch. Daraus könnte nun ein Schutzwall bei Barsbüttel entstehen

Aus dem Pleite-Schutt, der noch immer auf den Feldern dreier Landwirte in Rethwisch, Rethwischfeld und Meddewade lagert (wir berichteten), könnte schon bald ein Lärmschutzwall werden. Das wäre so etwas wie ein kleines Happy End nach der Insolvenz der Baufirma Betam. Das Bochumer Unternehmen hatte bis Ende 2014 einen Abschnitt der Autobahn 1 nördlich der Anschlussstelle Bad Oldesloe saniert.

Später fühlte sich niemand mehr dafür zuständig, die zum Aufstellen von Betonbrecher und Betonmischwerk sowie als Lagerfläche gepachteten Grundstücke in deren Ursprungszustand zurückzuversetzen. Was für die drei Landwirte zu einem großen Problem geworden ist. Nicht nur, dass ihre einst fruchtbaren Böden jetzt unter Mondlandschaften aus mehrfamilienhaushohen Erd- und Schuttbergen verschwunden sind. Sie selbst stehen bei der Naturschutzbehörde des Kreises in der Pflicht, den Ursprungszustand ihrer Felder wieder herzustellen; das Amt hatte ihnen auch genehmigt, die Flächen an Betam zu verpachten. So ein Rückbau aber wäre extrem teuer. Nun hat der Kreis bislang von derlei Forderungen abgesehen, stattdessen an einer Lösung des gesamten Problems mitgewirkt.

Und diese Bemühungen scheinen jetzt langsam Früchte zu tragen. So hat Betam-Insolvenzverwalter Rolf Weidmann nun eine Bürgschaft freigegeben. „Es geht um gut 330.000 Euro“, sagt Kreisbaudirektor Klaus Kucinski. Das Geld ist nach den Worten von Landrat Klaus Plöger bereits auf einem Konto des Kreises eingegangen. Kucinski sagt: „Davon könnten wir eine sogenannte Ersatzvornahme bezahlen.“ Ersatzvornahme heißt, dass der Kreis anstelle der drei Landwirte tätig werden würde. Allerdings reiche das Geld wohl nicht, um bis zu 180.000 Kubikmeter Material abtransportieren zu lassen, sagt Kucinski. Und dass jeder der drei Landwirte ebenfalls Geld bekommen haben soll – von einem fünfstelligen Betrag ist die Rede – ändert daran nicht viel.

Doch der Insolvenzverwalter hat nicht nur veranlasst, dass eine Bürgschaft überwiesen wird. „Er hat auch sämtliches Material freigegeben“, sagt Klaus Kucinski. Heißt: Was sich auf den Ackerflächen häuft, gehört nun offiziell den drei Eigentümern der Felder. Doch was sollen sie bloß damit machen?

An diesem Punkt kommt der Lärmschutzwall ins Spiel – und mit ihm der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) in Lübeck. Die Landesbehörde führt im Auftrag des Bundes Regie beim Autobahnbau. Mit den Schuttbergen im Norden Stormarns hat sie indes eigentlich gar nichts zu tun – Betam hatte die Pachtverträge direkt mit den Landwirten abgeschlossen. Aber: „Wir haben immer versucht, den Kreis dabei zu unterstützen, dieses Problem zu lösen“, sagt Britta Lüth, stellvertretende Leiterin des LBV in Lübeck.

Und dabei ist nun möglicherweise etwas herausgekommen, das Lüth vorsichtig als „noch nicht ganz spruchreif“ bezeichnet: Ein Teil des Materials könnte in einem Lärmschutzwall Verwendung finden, der in diesem Frühsommer an der Autobahn bei Barsbüttel entstehen soll. Lüth: „Wir wollen von Mai bis Juli in Fahrtrichtung Lübeck zwischen dem Kreuz Ost und der Abfahrt Barsbüttel bauen.“ Genau genommen in Höhe des Barsbütteler Ortsteils Willinghusen. Lüth: „Dort soll eine Wall-Wand-Kombination entstehen, etwa einen Kilometer lang, anderthalb Millionen Euro teuer.“ Dafür könnte etwa ein Viertel des Bodens, der jetzt noch im Stormarner Norden auf den Feldern der drei Landwirte liegt, Verwendung finden. Das würde die Material- und damit die Baukosten senken und gleichzeitig einen Teil des Problems lösen. Allerdings wäre unabdingbar, zuvor die Umweltverträglichkeit des Pleite-Mülls penibelst zu prüfen.

Dass Willinghusen jetzt überhaupt Lärmschutz bekommt, geht auf einen Planfeststellungsbeschluss aus dem Oktober 1980 zurück. Damals wurden Sanierung und sechsstreifiger Ausbau der Autobahn 1 bei Barsbüttel rechtlich festgezurrt; fertig war die Autobahn dann im Dezember des Jahres 1982. Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses war ein Lärmschutzvorbehalt für den Fall, dass eines Tages eine damals noch nicht existierende Bundesimmissionsschutzverordnung greifen sollte. Aufgrund so einer Regelung ist vor acht Jahren auch Großhansdorf in den Genuss weiteren Lärmschutzes gekommen.

Stormarns Landrat Klaus Plöger freut sich, dass es bei der Lösung des Pleite-Müll-Problems offenbar schrittweise vorangeht. Bedauerlich sei aber, dass die Straßenbauverwaltung eine andere Idee verworfen habe: Klaus Plöger hatte vorgeschlagen, eine der drei Flächen als eine Art Autohof auszubauen, um dort entlang der Autobahn 1 dringend benötigte Parkplätze für Lastwagen zu schaffen.