Ahrensburg. Ahrensburger, die am Pionierweg wohnen, wollen die Entsorgungskosten für die kontaminierte Erde nicht tragen und gründen Initiative.


Auf die Anwohner des Pionierwegs in Ahrensburg kommen dieses Jahr beträchtliche Kosten für die Sanierung der Straße zu. Für rund 870.000 Euro soll ein etwa 470 Meter langer Straßenabschnitt von der Einmündung der Straße Am Hagen bis zum Jonny-Loesch-Weg grunderneuert werden. 75 Prozent der Kosten tragen alle Anwohner. Das sind 652.500 Euro, die aufgeteilt werden müssen.

Die Anlieger halten diesen Eigenanteil für nicht gerechtfertigt und gründen jetzt eine Bürgerinitiative. Anfang Februar möchte Uwe Landwehr mit anderen Betroffenen Unterschriften sammeln. Er und Frank Loose laden für Donnerstag, 4. Februar, zu einer Anwohnerversammlung ab 19.30 Uhr in die Grundschule Am Hagen ein. Am Mittwoch, 24. Februar, sollen die Unterschriften der Verwaltung übergeben werden. „Es geht uns nicht um die Sanierung an sich, sondern um die Kosten für die Entsorgung des kontaminierten Bodens“, erklärt Landwehr.

Bei Probebohrungen stellten Experten Schwermetalle im Boden fest

Wie berichtet, sollte mit der Grundsanierung bereits im vergangenen Jahr begonnen werden. Routinemäßig untersuchten Experten vor dem Bauvorhaben das Erdreich. Arbeiter machten Probebohrungen in bis zu zwei Meter Tiefe und stießen auf Schwermetalle. Daraufhin stoppte die Stadt das Bauvorhaben, um das Ausmaß der Kontaminierung durch Kupfer und Blei zu untersuchen. Es folgten weitere Bohrungen, die ergaben, dass für die Anwohner keine Gefahr bestehe. „Auch ist ausgeschlossen, dass die Grundstücke der Anwohner kontaminiert sind“, sagt Stephan Schott, Fachbereichsleiter für Straßenwesen in Ahrensburg, und erklärt: „Glücklicherweise sind die Stoffe in einer Schlackeschicht unter der Straße gebunden.“

Dennoch sind die Anwohner betroffen. Denn sie müssen für die teure Entsorgung der verseuchten Erde aufkommen. „Das sehen wir nicht ein“, sagt Landwehr und spricht vom Verursacherprinzip: „Die Stadt hat doch damals beim Bau die Schlacke dort hinkarren lassen. Jetzt muss sie auch für die Entsorgung aufkommen.“

Auch andere Straßen in Ahrensburg könnten betroffen sein

Uwe Landwehr lebt mit Unterbrechungen seit 1941, seinem Geburtsjahr, am Pionierweg. „Wir haben damals mitbekommen, wie Mitte der 40er-Jahre von der Norddeutschen Affinerie in Hamburg die Schlacke zu uns gefahren wurde“, sagt der 74-Jährige.

Als im Frühjahr 2015 die Anwohner über die Baumaßnahmen informiert wurden – damals war noch nicht bekannt, dass die Erde unter der Straße kontaminiert ist – ging die Stadt von Sanierungskosten in Höhe von 780.000 Euro aus. Dreiviertel müssen die Bürger zahlen. Landwehr hat errechnet, dass im Durchschnitt jeder Haushalt etwa 8000 Euro zahlen muss. Die genauen Kosten pro Haushalt orientieren sich dabei an der Größe des Grundstücks. „Ich rechnete für mich mit Kosten zwischen 9000 und 11.000 Euro“, sagt Landwehr. Jetzt müssen geschätzte 90.000 Euro für die Entsorgung der mit Schwermetallen verunreinigten Erde zu den Sanierungskosten addiert werden.

„Damals war es gängige Praxis, mit solcher Schlacke Straßen zu bauen.“ Stephan Schott,Fachbereichsleiter
„Damals war es gängige Praxis, mit solcher Schlacke Straßen zu bauen.“ Stephan Schott,Fachbereichsleiter © Schücking | Schücking

Besonders verärgert ist Uwe Landwehr über Bürgermeister Michael Sarach. „Er hat mir kurz vor der Bürgermeisterwahl gesagt, dass er sich dafür einsetzen will, dass die Entsorgungskosten nicht auch noch auf uns verteilt werden“, sagt der Rentner. Michael Sarach sagt auf Abendblatt-Anfrage: „Der damalige Stand war, dass wir uns bemüht haben, die Kosten von den Anwohnern fernzuhalten. Allerdings hatte ich damals auch gesagt, dass die Kosten grundsätzlich umlagefähig sind.“

Letztlich entscheide die Politik, heißt es aus dem Rathaus. Doch die Politiker sehen dies anders. „Die Anwohner haben eine Beitragspflicht“, sagt Hartmut Möller (SPD). Der Vorsitzende des Bauausschusses sagt, dass dies zwar nicht schön, jedoch rechtlich nun mal so festgelegt sei. „Trotzdem werden wir darüber noch diskutieren, und die Anwohner können auch Einspruch erheben.“ Der SPD-Politiker gibt dabei zu bedenken, dass diese Frage dann überall auftreten könne. Und dies ist laut Stephan Schott auch in Bezug auf verseuchte Erde nicht ausgeschlossen. „Damals war es gängige Praxis, mit solcher Schlacke Straßen zu bauen“, sagt der Fachbereichsleiter für Straßenwesen. Somit müsse damit gerechnet werden, dass an anderen Stellen in der Stadt ebenfalls verseuchte Erdschichten bei Sanierungen festgestellt werden.