Reinbek. Schauspieler Bjarne Mädel ist Sprecher des neuen Audio-Rundgangs. 22.000 Euro teures Projekt wurde durch Spenden finanziert.

Millionen Menschen kennen ihn aus dem TV. In der gleichnamigen NDR-Comedy-Serie spielt Bjarne Mädel den Tatortreiniger alias Heiko „Schotty“ Schotte. Die Figur genießt Kultstatus. 30 Minuten dauert eine Folge, eine Viertelstunde länger ist der 47-Jährige jetzt in Reinbek im Einsatz – und zwar dauerhaft. So lange führt eine neue Audio-Tour, ein akustischer Rundgang, durch das von 1572 bis 1576 erbaute Schloss. Der Schauspieler hat sie besprochen, ohne ein Honorar zu nehmen.

„Es ist eine große Ehre, dass ich so etwas als Reinbeker Jung machen durfte“, sagt Mädel. Der Schauspieler wohnte in seiner Jugend mehrere Jahre in der Stadt, besuchte die Grundschule Mühlenredder, später das Sachsenwald-Gymnasium in der Schulstraße und spielte lange Fußball bei der TSV. Inzwischen lebt er in Berlin, machte bei der Vorstellung des Projekts Stippvisite in Reinbek – und sah sich zum ersten Mal die Räume im Schloss an. Unter anderem bestaunte er das Trauzimmer, in dem schon eine Tochter des Bauherrn Herzog Adolf, Gründer des Gottorfischen Herzogshauses, heiratete. Das Sprechen der Audio-Tour habe er an einem Tag geschafft, sagt Mädel.

Kunsthistorikerin unterstützte bei Erstellung des Textes

Wesentlich umfangreicher war die Planung des vom Förderverein Freunde des Schlosses Reinbek initiierten Projekts. Helmut Busch ist Vorsitzender und eines von rund 800 Mitgliedern. Er sagt: „Die Idee hatten Vorstandsmitglieder schon vor langer Zeit, weil wir für Führungen nicht immer zur Verfügung stehen.“ Auch die Schlossverwaltung bietet Rundgänge an, allerdings erst ab einer Gruppengröße von 15 Besuchern. Im vergangenen Jahr nahm das Thema Fahrt auf. Von Juni bis Oktober erstellte der Verein in Zusammenarbeit mit Elke Güldenstein, Leiterin des Kulturzentrums Reinbek, ein Konzept. Mithilfe einer Kunsthistorikerin erarbeiteten die Reinbeker einen Text. Busch sagt, die Dame habe Jahrbücher und Aufsätze über das Schloss geradezu gewälzt.

Geklärt werden musste auch die Finanzierung. Schon im September hatte der Verein einen Spendenaufruf gestartet. Busch: „Wir haben 40 Firmen angeschrieben, 28 davon sind eine Antwort schuldig geblieben.“ Doch diejenigen, die sich für den Audio-Rundgang begeistern konnten, unterstützten das Vorhaben großzügig. Allein die Hamburger Sparkasse steuerte 10.000 Euro bei, weitere 9500 Euro spendeten andere Unternehmen. Um die Projektkosten in Höhe von 22.000 Euro zu decken, kamen noch einmal 2500 Euro aus der Vereinskasse dazu.

15 Audio-Geräte, die mit Kopfhörern verbunden werden, stehen ab sofort für Einzeltouren durchs Schloss zur Verfügung. Dazu bekommen die Besucher eine Karte mit 20 Punkten zur Orientierung im Gebäude, darunter die Hofstube, der Keller, Gartensaal und Stormarn-Zimmer, zu denen Bjarne Mädel Historisches und Anekdoten erzählt.

Ab Februar gibt es die Führung auch in englischer Sprache

Eine davon lautet so: „Auch Herzog Adolf hatte hochrangige Damen umworben, bevor er Christine von Hessen heiratete – zum Beispiel Königin Elisabeth die Erste von England. Wie bei allen Bewerbern lehnte sie auch diesen Antrag ab, gewährte dem Herzog jedoch eine jährliche Pension.“

Ab Februar gibt es die Audio-Tour zudem in englischer Sprache, einen Monat später eine App-Version. Dann kann der Rundgang auf das Smartphone geladen werden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Kinderversion angedacht. „Dafür werden wir wieder Spenden sammeln“, sagt Busch. Sein Förderverein zahlt auf Wunsch von Mädel statt des Honorars eine Spende ans im Schloss ansässige Jugendzentrum. Es erhält 1000 Euro für die Modernisierung der Küche.

Dass es gelang, den prominenten Schauspieler für das Audio-Projekt zu gewinnen, verdanken die Reinbeker Prof. Wittko Francke, Schriftführer und Vorstandsmitglied des Fördervereins. Mit dessen Sohn ging Mädel einst in Reinbek zur Schule. „Wir kennen uns schon so lange, da habe ich einmal bei ihm angefragt und prompt die Zusage erhalten.“ Der akustische Schlossrundgang mit dem NDR-Star kostet fünf Euro. 2015 kamen 43.000 Besucher ins historische Gebäude, 500 Gäste nahmen an Führungen teil.