Ahrensburg. Jeder Dritte geht in Elternzeit. Damit liegt der Kreis im landesweiten Vergleich ganz vorn und über dem Bundesdurchschnitt.
Elternzeit ist auch Papazeit – insbesondere im Kreis Stormarn. Denn laut einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes gehen 35,7 Prozent der Väter im Kreis – und damit jeder dritte – in Elternzeit. Im Vergleich zu den anderen Kreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins steht Stormarn damit an der Spitze. Schlusslicht ist mit nur 16 Prozent die Stadt Neumünster. Der Landesdurchschnitt liegt bei 26,7 Prozent.
Das Statistikamt hat für die Untersuchung die Geburten des Jahres 2013 ausgewertet und kam zu diesem Ergebnis. Doch die Betreuung der Kinder in den ersten Lebensjahren bleibt weiterhin Frauensache. Denn während die Männer überwiegend zwei Monate in Elternzeit gehen, bleiben Mütter gut ein Jahr beim Nachwuchs daheim.
In größeren Unternehmen gehen mehr Männer in Elternzeit
Die Väter halten sich mit zwei Monaten an das gesetzlich vorgeschriebene Minimum, um Elterngeld zu beantragen. Eltern eines Neugeborenen haben zusammen einen Anspruch auf 14 Monate Elterngeld. Jeder muss mindestens zwei Monate und darf höchstens zwölf Monate Elterngeld beziehen. Wie sich Mutter und Vater die 14 Monate aufteilen, können sie selbst entscheiden. „In der Regel nehmen beide Elternteile in den ersten zwei Monaten Elternzeit“, sagt Arno Rowedder, Dezernatsleiter des Landesamtes für soziale Dienste in Lübeck, wo Stormarner Eltern die Leistungen beantragen.
Denkbar sei laut Rowedder, dass die Mutter die ersten zwölf Monate beim Kind Zuhause bleibt und der Vater im Anschluss das Kind für zwei Monate betreut. Diese Konstellation sei laut Rowedder jedoch eher selten.
Warum im Kreis Stormarn besonders viele Väter sich für die Betreuung der Kinder eine Auszeit von der Arbeit nehmen, kann sich Rowedder nicht erklären. „Es gibt keinerlei Erhebungen, warum die Männer sich dafür oder dagegen entscheiden.“
Mit dem Elterngeld müssen Familien Einkommenseinbußen hinnehmen
Auffällig sei jedoch, dass in Regionen mit großen Unternehmen oder Verwaltungen mehr Männer in Elternzeit gehen. „Dort lässt sich dies offenbar personell gut abfangen“, sagt Rowedder und fügt hinzu: „In kleineren Firmen, wie Malerbetrieben, wird es schon schwierig, für zwei Monate den personellen Engpass auszugleichen.“ Deswegen entschieden sich dort weniger Männer für eine Elternzeit, obwohl sie einen gesetzlichen Anspruch darauf hätten. „Dies ist aber nur eine Gefühlslage“, betont Rowedder. Er vermutet aber auch, dass eher Männer aus der gehobenen Mittelschicht für die Kinderbetreuung daheim bleiben. Das könnte die hohe Zahl im wohlhabenden Kreis Stormarn erklären.
Denn mit dem Elterngeld müssen Familien Einkommenseinbußen hinnehmen. Grundlage für die Berechnung ist das Netto-Einkommen ein Jahr vor der Elternzeit. Wer zwischen 1000 und 1200 Euro monatlich zu Verfügung hatte, bekommt 67 Prozent dieses Nettogehalts als Elterngeld ausgezahlt, bei monatlich 1220 Euro werden 66 Prozent ausgezahlt, und wer netto 1240 und mehr verdient, bekommt 65 Prozent seines früheren Einkommens als Elterngeld. Allerdings hat die Zahlung des Elterngeldes eine Mindestgrenze von 300 Euro und eine Höchstgrenze von 1800 Euro.
Arno Rowedder rechnet vor: „Wer monatlich einen Nettolohn von 1000 Euro hat, bekommt 670 Euro Elterngeld ausgezahlt. Wer 2770 Euro zur Verfügung hatte bekommt 1800 und damit den Höchstsatz. Wer beispielsweise 3000 Euro Netto bekommt, erhält somit ebenfalls 1800 Euro.“ Doch bei der Berechnung des Nettolohns ist zu beachten, dass nur quasi das Basisgehalt als Berechnungsgrundlage gilt. Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden nicht angerechnet. Auch Zuschläge wie beispielsweise Schichtzulagen, Sonn- und Feiertagszuschläge oder Gefahrenzulagen werden nicht berücksichtigt.
Stormarner sind auch bei der Höhe des Elterngelds spitze
In Stormarn liegt laut der aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes das Elterngeld bei Vätern im Durchschnitt bei 1310 Euro. Auch damit hat der Kreis landesweit die Nase vorn. Im Kreis Dithmarschen bekommen Männer dagegen im Schnitt nur 1114 Euro und landen auf dem letzten Rang. Auch die Stormarner Frauen bekommen mit durchschnittlich 947 Euro das höchste Elterngeld im Vergleich, die Dithmarscherinnen nur 750 Euro.
Dass Männer vermehrt in Elternzeit gehen, liegt am Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG), das am 1. Januar 2007 das damalige Erziehungsgeld ablöste. Dieses betrug für zwei Jahre monatlich 300 Euro. Wer ein Jahr zu Hause blieb bekam 450 Euro. Mit dem BEEG wurde eine Lohnersatz geschaffen, der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken soll. Und in Stormarn wurde dieser besonders gut angenommen.