Elmenhorst. In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Der Elmenhorster Vereinsmanager Christian Senger.

Seine Lieblingsbank könnte an mehreren Plätzen im Ort stehen: neben dem Tennisplatz beim Elmenhorster Tennisclub, in der Mehrzweckhalle, wo gerade die Männergarde der Elmenhorster Karnevals Nacht (Elkana) trainiert oder an den Fischteichen des Elmenhorster Teichkombinats. Christian Senger ist überall vertreten. Der Elmenhorster ist der Mann für alle Fälle wenn es in der kleinen Gemeinde darum geht, Menschen zu motivieren und zu mobilisieren. Kaum ein Verein, in dem Senger nicht mitmischt: Er ist Präsident im Tennisclub, Erster Vorsitzender des Teichkombinats und Ehrenpräsident des Karnevalvereins.

„Selbst ist der Mann“, lautet schon früh seine Devise

„Wer etwas bewegen will, muss sich engagieren“, ist nicht nur ein Ausspruch von ihm, es könnte sein Lebensmotto sein. Schon als 16-Jähriger gründet er in seiner Heimatstadt Neustadt in Holstein einen Modern-Dance-Club. „Es gab ja nichts, wo wir Jugendlichen hätten hingehen können“, sagt Senger. Also packt er es an. So erfolgreich, dass daraus ein Beruf hätte werden können. Es folgt das „Go In“, die erste Filmdiskothek in Schleswig-Holstein. Die Jugendlichen strömten in Massen dorthin. Über die örtliche Telefonzelle – immer mit genügend Kleingeld in der Hosentasche – bucht Senger Auftritte von Bands wie den Rattles, Wonderland (mit Achim Reichel) oder Gaslight Union aus Liverpool. Alles neben seiner Lehre zum Industriekaufmann.

„Selbst ist der Mann“, lautet früh seine Devise. Aber auch ein Christian Senger braucht Unterstützung. Das „wir“ spielt für den Familienvater eine große Rolle. „Es ist wichtig, Menschen um sich zu versammeln, auf die man sich verlassen kann.“ Dies glückt Senger immer wieder. Ob beim Jugendclub an der Ostsee, im Sportverein oder später in der Kommunalpolitik. Christian Senger überzeugt als Politikanfänger gleich im ersten Wahlgang und wird 1988 für die SPD Mitglied im Elmenhorster Gemeinderat.

Anfang der Männergarde im Karnevalsverein

Unter der Rubrik „Wussten Sie schon...?“ weist Christian Senger in der Ortszeitung „Wir“ immer wieder auf Missstände hin und gibt Verbesserungstipps. Damit macht er sich nicht überall beliebt. Nach acht Jahren ist Schluss. „Gemeindepolitik ist schwer messbar. Man kann sich die Menschen nicht aussuchen, mit denen man zusammenarbeitet“, sagt der selbstständige Manager.

Trotzdem bleibt Senger aktiv, will die Geschicke der Gemeinde mitgestalten. Elmenhorst ist für seine Familie zur Heimat und für ihn zur Herzensangelegenheit geworden. Seine Frau Marianne ist stets der ruhende Pol in der Familie, bringt Verständnis dafür auf, dass sich ihr Ehemann neben dem zeitintensiven Job viele Stunden lang ehrenamtlich engagiert. „Das bringt doch nichts“, diesen Satz bekommt der immer wieder zu hören. Auch, als er Anfang der 90er-Jahre die Männergarde im Karnevalsverein ins Leben ruft. Was die Mädels können, können wir auch, denkt sich der Karnevalspräsident. Damals steht der Verein kurz vor dem Aus. Es ist dringend nötig, den Staub der vergangenen Tage – etwa Verlosungen mit Mettwurstgewinnen – loszuwerden, erzählt Senger. Die Vereinskasse ist so gut wie leer. Das Team, das Senger um sich versammelt, begeistert nicht nur die Elmenhorster. Schnell entstehen weitere Garden. Als Christian Senger während des ersten Golfkrieges vehement an der Karnevalsveranstaltung festhält, drohen Unbekannte, sein Haus in Brand zu setzen. Die Kripo wird eingeschaltet.

Mehr als 3000 Faschingsfans feiern die Elmenhorster Karnevals Nacht

Mit der Namensgebung Elkana kreiert Senger eine Marke und macht den Verein weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt. Heute feiern jedes Jahr mehr als 3000 Faschingsfans ihre Elkana. Angetrieben wird der 66-Jährige von dem Bedürfnis zu gestalten. „Es gibt immer Möglichkeiten, Vorhandenes zu verbessern“, sagt der Vater eines erwachsenen Sohnes.

Kinder weg vom Fernseher – raus auf den Sportplatz ist Sengers neuestes Projekt: Schul- und Kindergartentennis. „Wir haben es geschafft, die Kinder zu begeistern und die Mitgliederzahl auf 140 zu steigern. Knapp 100 Prozent Steigerung in nur fünf Jahren“, freut sich der Mannschaftssportler. Den finanziellen Rahmen, Sport für alle zu ermöglichen, hat er dabei fest im Blick. Zeitgemäßes Denken und innovative Angebote gehören laut Senger dazu, wenn man in der heutigen Zeit einen Verein erfolgreich führen will. Das Absenken von Beiträgen in einem Schnupperjahr war gestern. Heute müssen individuelle Einstiegsprogramme her, die sich an den Zielpersonen orientieren.

Ein Messgerät für die Aufschlaggeschwindigkeit beim Tennis sei so eine Möglichkeit. Auf dem Schulhof schlagen die Kinder Bälle und bekommen einen ersten Kontakt zu dem Sport. „Ausprobieren und Erfahrungen machen, das begeistert Kinder.“ Der Erfolg gibt ihm Recht, die Tennis AG ist seit ihrer Gründung 2013 stets ausgebucht.

Was auch immer der 66-jährige anfängt, macht er mit Herzblut

Ob beim Sport, Fasching oder Fischen, was Christian Senger anfängt, macht er mit Herzblut. So „zwischendurch“ pachtete Senger 2009 gemeinsam mit seinem Nachbarn Jürgen Schulze eine zwei Hektar große Biotop-Fläche mit dem Ziel, das ökologische und biologische Gleichgewicht zu erhalten. In den Teichen schwimmen Forellen, Karpfen, Schleie und Zander. Am Ufer nisten Vögel, Rehe streifen über die großen Wiesen, auf denen zahlreiche Obstbäume stehen.

Mehr als eine Tonne Äpfel wird jährlich geerntet. „Das geht nur, wenn alle mit anpacken“, so Senger. Acht Familien hat er mit ins Boot des Teichkombinats holen können. Direktor des Vereins ist natürlich er. Den Saft aus den Äpfeln spendet das Kombinat an den örtlichen Kindergarten. Der Erlös des Abfischens wird in die Pflege des Biotops gesteckt.

Ruhiger zu werden, kürzer zu treten oder gar aufzuhören, daran denkt Christian Senger noch lange nicht. „Ich fühle mich lebendig, so lange ich etwas bewegen kann.“