Bargteheide. Pachtvertrag der Stadt mit der Betreibergesellschaft endet im Juni 2016. Leiter des Oldie-Kabaretts bewirbt sich um Nachfolge.
Theater, Weihnachtsmärchen, Musik, Kleinkunst, Kino. Es ist wohl vor allem dem Engagement der langjährigen und 2013 gestorbenen Intendantin Kirsten Martensen zu verdanken, dass das Kleine Theater an der Hamburger Straße in Bargteheide zu dem wurde, was es heute ist: das Herz des kulturellen Lebens in der Stadt.
Nach Martensens Tod übernahm ihre Tochter Caroline Dibbern den Posten der Intendantin. Maren Kröger führte als alleinige Geschäftsführerin und zugleich Gesellschafterin der Kulturmanagement (KM) gGmbH, Betreibergesellschaft des Kleinen Theaters, das Geschäft weiter. Nun erklärt Kröger: „Ich höre aus Altersgründen auf.“
Mit dem Ende des Pachtvertrags, den die Betreibergesellschaft mit der Stadt Bargteheide geschlossen hat, scheidet die langjährige Wegbegleiterin von Kirsten Martensen aus dem Theatergeschäft aus. Stichtag ist der 1. Juli.
Intendantin Caroline Dibbern hat über ihre Zukunft noch nicht entschieden
Maren Kröger will anderen das Feld überlassen: „Es gibt genug Kreative und Ehrenamtler in Bargteheide, die das hier übernehmen können.“ Doch wie es im nächsten Jahr mit dem Kleinen Theater weitergeht, ist ungewiss. Klar ist nur: Es stehen Veränderungen ins Haus.
Mit dem Ende der Rolle als Betreibergesellschaft soll KM grundlegend umstrukturiert, möglicherweise als Verein weitergeführt werden. „Wir machen keine Kleinkunst mehr und wollen uns auf die Theaterschule konzentrieren. Unser Fokus liegt dann auf dem Blauen Wölkchen“, sagt Anja Libnau vom KM-Team. Es werde auch 2016 Weihnachtsmärchen geben.
Das versichert auch Caroline Dibbern. Zur strukturellen Zukunft des Kleinen Theaters will sie sich aktuell nicht äußern. Und auch nicht dazu, ob sie weiter als Intendantin zur Verfügung stehen wird.
Dietmar Loeffler ist seit Kurzem künstlerischer Leiter des Oldie-Kabaretts
Das Nachwuchstheater ist zwar eine wichtige, doch eben nur eine Säule des Betriebs in Bargteheide. So stellt sich die Frage: Findet sich ein neuer Pächter? Und wer wird zukünftig das Bühnenprogramm gestalten?
„KM hat das Theater nach Martensens Tod gut weitergeführt“, sagt Bürgermeister Henning Görtz. „Aber wie es weitergeht, lässt sich jetzt noch nicht sagen.“ Die Kulturförderung der Stadt solle weiterlaufen. Hinter den Kulissen werden offenbar bereits Verhandlungen geführt. Es gibt einige Interessenten und auch Visionen für das Kleine Theater.
Eine Hauptrolle besetzt derzeit Dietmar Loeffler. Der Hamburger Theaterprofi ist seit Kurzem künstlerischer Leiter des Oldie-Kabaretts. Dem bekannten Autor und Komponisten schwebt mehr vor. „Einen Ort wie das Kleine Theater gibt es in Hamburg nicht. Der Saal bietet eine sehr besondere Atmosphäre, die Bühne hat optimale Maße, und die Sprechakustik ist hervorragend“, sagt Loeffler, der deutschlandweit aufgetreten ist.
Kulturring ist verärgert und klagt über fehlende Planungssicherheit
Der gebürtige Tübinger hat der Stadt sein Konzept vorgestellt: „Durch den Tod von Frau Martensen hat das Kleine Theater Bargteheide seinen künstlerischen Gestalter und Visionär verloren.“ Da sich im kommenden Jahr auch Maren Kröger zurückziehen werde, strebe er eine Intendanz an, „um die beiden Positionen zusammenzulegen und programmatisch und kaufmännisch agieren zu können“.
Ihm schwebt eine Kombination aus Theateraufführungen, eigenen Produktionen, Rock- und Popkonzerten, einer Klassikreihe, Kabarett, Kleinkunst und einer Gesprächsreihe mit bekannten Persönlichkeiten vor. „Bislang habe ich noch keine Rückmeldung von der Stadt erhalten“, so Loeffler. Er hoffe auf eine baldige Antwort. Immerhin laufe der Pachtvertrag in einem halben Jahr aus.
Ein weiterer Kandidat könnte der Kulturring Bargteheide sein. Doch dessen Vorsitzender Manfred Kutsche ist verärgert. „Es gibt bislang keinerlei Kommunikation mit der Lokalpolitik“, sagt er. Kutsche kündigt an: „Wir werden unsere Veranstaltungen wohl zukünftig eher einschränken müssen.“
Sein Verein sei auf eine höhere Kulturförderung durch die Stadt angewiesen, so der Vorsitzende. Der Kulturring zahle jährlich etwa 100.000 Euro Gagen an Künstler. Entsprechend hoch sei das Risiko für die Ehrenamtler. Man habe eigentlich schon im Oktober wissen müssen, was Sache ist. Kutsche weiter: „Wir mussten schon einige Verhandlungen mit Künstlern abbrechen, weil wir keine Planungssicherheit haben.“
Die Situation scheint schwierig. Stadtverwaltung und Lokalpolitiker, aber auch aktuelle und mögliche neue Betreiber müssen unter Zeitdruck zu einer Lösung kommen. Denn um einen abwechslungsreichen Spielplan auf die Beine zu stellen, bedarf es einer gewissen Vorlaufzeit.