Reinbek. Reinbeker Klinik ist zuständig für Erstaufnahmeeinrichtung. 286 Menschen untersucht
Die steigende Zahl der Flüchtlinge stellt auch das Krankenhaus St. Adolf-Stift vor große organisatorische Herausforderungen. Reinbeks Klinik ist für die medizinische Erstuntersuchung der Hilfesuchenden aus der gerade in Betrieb genommenen Erstaufnahmeeinrichtung in der Nachbarkommune Wentorf zuständig. Dort fanden jetzt 286 Menschen ein neues Zuhause. Binnen eineinhalb Tagen unterzogen sie sich dem Gesundheitscheck im Krankenhaus – ein Mammutprogramm für die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer. Organisatorin Andrea Schulz-Colberg, die auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Klinik leitet: „In dieser Zeit waren es 100 Personen, die ganztägig oder halbtags an den verschiedenen Rädchen dafür gesorgt haben, dass die Untersuchung reibungslos verlief.“
Krankenhaus richtet Praxis auf Wentorfer Areal ein
Weitere Erstuntersuchungen im Krankenhaus St. Adolf-Stift werden demnächst folgen, wenn auch nicht in dieser Größenordnung. Denn auf dem zehn Hektar großen Gelände der ehemaligen Sprachheilschule an der Golfstraße in Wentorf ist die Unterbringung von mehr als 400 Flüchtlingen geplant. Ihnen stehen dort 9000 Quadratmeter Gebäudefläche zur Verfügung. In einem Reetdachhaus auf dem Areal hat das St. Adolf-Stift eine Praxis eingerichtet, bietet werktags eine Sprechstunde an. Schulz-Colberg: „Es sind immer ein Arzt, eine Schwester und ein Dolmetscher vor Ort.“
Wegen der Nähe zu Wentorf hatte das Land Schleswig-Holstein die Stormarner Klinik beauftragt, die Flüchtlinge aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg medizinisch zu betreuen. Innerhalb von zwei Wochen haben die Mitarbeiter den Untersuchungsmarathon vorbereitet: Unter anderem wurden Schilder laminiert, ein fünfsprachiger Informations-Powerpoint-Vortrag erarbeitet, Computer eigens in den Klassenräumen der Pflegeschule aufgebaut sowie die Abläufe in Rücksprache mit den hausinternen Fachleuten optimiert.
Bevor die ersten Flüchtlinge mit Bussen ins Krankenhaus gebracht wurden, stand für die rund 50 Mitarbeiter des St. Adolf-Stifts, des Johanniter Krankenhauses Geesthacht sowie ehrenamtliche Dolmetscher des Runden Tisch Asyl aus Wentorf um 8 Uhr morgens das Briefing an. Dann ging es Schlag auf Schlag. Zuerst füllten die Patienten einen Laufzettel mit persönlichen Daten aus, die in das Computer-System des Krankenhauses eingegeben wurden, dann einen zweisprachigen Bogen zur Krankengeschichte.
In Begleitung von Dolmetschern ging es schließlich zu den verschiedenen medizinischen Stationen: Puls, Temperatur und das Wiegen gleich zu Beginn. Frauen mussten einen Schwangerschaftstest machen, um zu klären, ob sie geröntgt werden dürfen. Das Asylgesetz schreibt eine Aufnahme der Lunge vor, um Tuberkulose auszuschließen.
Zum Röntgen wurden Patienten auch nach Geesthacht gefahren
Es folgten die allgemeine körperliche Untersuchung, die Abgabe von Blut, um den Impfstatus zu überprüfen und die Ausgabe von Medikamenten. Die über 15-Jährigen wurden dann in Kleingruppen zur Radiologie des St. Adolf-Stifts begleitet oder per Bus ins Johanniter Krankenhaus nach Geesthacht gefahren, allein in Reinbek die Lungen von 147 Flüchtlingen geröntgt.
Frank Böttcher, leitender Arzt für die Erstuntersuchung: „Wir wussten im Vorfeld nicht, wie lange wir brauchen, um das ganze Camp zu untersuchen. Letztendlich waren wir fix dabei.“ Auch dank der vielen Dolmetscher für Arabisch und Farsi. So hatten sich Mitarbeiter aus der Reinbeker Klinik gemeldet, die zwei- oder dreisprachig sind. Dazu kamen sieben Flüchtlinge aus Wentorf, die sich im Rahmen des Runden Tisches Asyl ansonsten in der Erstaufnahmeeinrichtung engagieren.