Ahrensburg. Neurowissenschaftler Eric Kandel nimmt an Projekttagen des nach ihm benannten Gymnasiums teil. Jeder der 711 Schüler soll ihn treffen.
Bei Schulleiter Gerd Burmeister steigt die Nervosität: Ein Nobelpreisträger besucht nicht alle Tage seine Schule. Seit März dieses Jahres heißt das ehemalige Heimgarten-Gymnasium in Ahrensburg Eric-Kandel-Gymnasium. Wenn am Freitag, 11. September, um 15.30 Uhr rund 300 Schüler und weitere Gäste die Umbenennung mit einem offiziellen Festakt feiern, wird auch Eric Kandel dabei sein. „Ich finde es ganz toll, dass die Schüler ihn persönlich kennenlernen“, sagt Burmeister. Als er den 85 Jahre alten Neurowissenschaftler, der in New York lebt, im Frühjahr einlud, habe er kaum mit einer Zusage gerechnet.
Zusammen mit dem Arbeitskreis Außendarstellung begann Burmeister vor zwei Jahren, über einen neuen Namen für seine Schule nachzudenken. „Wir haben nach einem Weg gesucht, wie wir als Einzelschule wahrgenommen werden“, sagt der Direktor. „Wenn man vom Schulzentrum Am Heimgarten sprach, war nicht jedem klar, dass das Gymnasium ein eigener Bereich ist.“ Diese Beobachtung hatte Burmeister verstärkt gemacht, nachdem die im selben Gebäude untergebrachte frühere Haupt- und Realschule Am Heimgarten im Jahr 2008/2009 zur Gemeinschaftsschule geworden war.
Rund 80 Namensvorschläge gab es, sechs davon kamen in die engere Auswahl. Um welche Persönlichkeiten es sich dabei handelte, will Burmeister nicht verraten. „Wir wollten jemand, der durch soziales Engagement eine Vorbildfunktion hat, mit dem sich sowohl Schüler als auch Lehrer identifizieren können und dessen Name die Vielfältigkeit unserer Schule widerspiegelt“, sagt Burmeister.
Als Nobelpreisträger Eric Kandel vor etwa anderthalb Jahren zusagte, die Namenspatenschaft für das Ahrensburger Gymnasium zu übernehmen, stimmten Schüler, Lehrer und Eltern in Konferenzen über den Namen ab. Anschließend musste der Vorschlag von der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung und vom schleswig-holsteinischen Schulministerium bestätigt werden.
Burmeister will jedem seiner 711 Schüler die Chance geben, den prominenten Gast zu treffen. Die Möglichkeit hierzu bietet nicht nur der offizielle Festakt, für den jeweils drei Schüler der fünften bis neunten Klassen und fünf Schüler der Oberstufenklassen als Teilnehmer ausgewählt wurden.
Auch bei den am Freitag startenden Eric-Kandel-Projekttagen wird der Neurowissenschaftler anwesend sein. Die für den 11. und 12. September geplanten Projekte „Lernen lernen“, „Jüdische Rituale“ und „Leben in Ahrensburg 1939 und heute“ sind thematisch mit Kandels bisherigem Leben verknüpft. Burmeister: „Es ist sinnvoll, dass die Schüler wissen, wer Eric Kandel ist und sich mit seinem Leben und seiner Forschung auseinandersetzen.“
1929 wurde Kandel in Wien geboren. Im Alter von zehn Jahren floh er mit seiner jüdischen Familie in die USA und studierte in Harvard. Weil er entdeckte, wie im Nervensystem Signalsysteme übertragen werden, erhielt Kandel 2009 den Nobelpreis.