Trittau . Kulturförderer kritisieren bei Besuch der Kulturministerin Anke Spoorendonk in Stormarn zu wenig Unterstützung durchs Land.

Der Kreis Stormarn ist kulturell gut aufgestellt. Besser als einige andere Regionen Schleswig-Holsteins. Das hat die Ministerin für Justiz, Kultur und Europa, Anke Spoorendonk (SSW), beim Auftakt ihrer Sommertour durchs Land am Mittwoch in der Trittauer Wassermühle deutlich gemacht. Woanders sei man zurzeit mehr auf Unterstützung angewiesen. „Wenn andere Kreise gefördert werden, kommt das dem gesamten Land zugute – auch Stormarn“, sagt Spoorendonk. „Das Land kann leider nicht alles übernehmen. So leid es mir auch tut.“

Der Kreis Stormarn mache seine Sache sehr gut. „Die Wassermühle in Trittau ist ein wahres Juwel. Es ist schön zu sehen, was mit so viel Engagement zu schaffen ist, Hand in Hand“, sagt Spoorendonk. Das im Jahr 1701 erbaute Gebäude gilt seit den 90er-Jahren als Kulturzentrum der Gemeinde Trittau. Ohne Förderung durchs Land.

Mischung aus Neuem und Altem kommt bei der Ministerin gut an

Die Stormarnsche Kulturszene empfindet Spoorendonk als sehr aufgeschlossen. Als modern. Aber auch als traditionell. Der Mix aus Neuem und Altem gefalle ihr. Und, ja, die Wassermühle spiegelt Vergänglichkeit und Moderne wider. Am Mühlenteich steht das alte Gebäude, in dem etwa rustikale Holzbalken an vergangene Zeiten erinnern. Nebenan das Atelierhaus. Hier ist das Moderne allgegenwärtig. Das Interieur ist puristisch gehalten.

Laut Ministerin Spoorendonk ist es durchaus wertvoll, in kleinen Schritten weiterzukommen. Ein Beispiel: Seit diesem Frühjahr gibt es drei neu geschaffene sogenannte Kulturknotenpunkte: in Nordfriesland, Dithmarschen und im Kreis Herzogtum Lauenburg. Dabei handelt es sich um eine institutionelle Förderungsmaßnahme, die mit einem jährlichen Landeszuschuss von 20.000 Euro verknüpft ist. Das Ziel? Die organisatorische Beratung sowie die Vernetzung von Künstlern. Das Motto? Hilfe zur Selbsthilfe. „Kultur braucht professionelle Unterstützung“, sagt Ministerin Spoorendonk. Zwei weitere Knotenpunkte sind angedacht, jedoch nicht vom Landtag beschlossen.

Sparkasse Holstein ist mit 17 Stiftungen einer der größten Förderer der Region

Anke Spoorendonk (2. v. l.) spricht in der Trittauer Wassermühle mit Oliver Mesch (v. l.), SPD Landtagsabgeordnetem Tobias von Pein und Martin Lüdiger HA/ Michelle Ohl

Martin Lüdiger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein und stellverstretender Vorsitzender des Stiftungsvorstandes Stormarn, meldet sich zu Wort. „Und was ist mit Stormarn?“, fragt er. Die Förderung der Kulturszene in Stormarn liegt ihm am Herzen. Das merkt auch die Ministerin. Sie sehe durchaus Handlungsbedarf, müsse jedoch auch realistisch bleiben. „Dennoch möchte ich gern dafür werben, dass bezüglich des Knotenpunkts in Lauenburg eine Brücke über die Bille geschlagen wird“, sagt sie.

Die Sparkasse Holstein ist mit 17 Stiftungen einer der größten Förderer der Region. Jahr für Jahr unterstützt sie viele Projekte. Schwerpunkt: Kunst und Kultur. Die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn stellt unter anderem drei Atelierräume für drei Künstlerinnen beziehungsweise Künstler zur Verfügung. Zudem werden Kunstschaffende aus dem norddeutschen Raum mit einem jährlichen Kunststipendium gefördert. Dazu gehören ein Atelier im Atelierhaus, eine Wohnung in der Wassermühle und einen Zuschuss zum Lebensunterhalt. Lüdiger schmiedet weitere Pläne, die zum Beispiel der Alumni-Vernetzung dienen sollen.

Spoorendonk empfindet die Unterstützung durch die Wirtschaft – etwa durch Kulturstiftungen – als wertvolle Ergänzung zu den Fördermaßnahmen auf Landesebene. „Mein besonderer Dank gilt dem gemeinschaftlichen Engagement der Gemeinden“, sagt sie. „Es ist schön zu sehen, wie die Akteure für ihren Kreis brennen.“ Dieses Engagement fordere sie auch auf kommunaler Ebene ein, denn immerhin handele es sich um wertvolles kulturelles Erbe.

Klare Worte von Bürgermeister Mesch

Als kulturell wertvoll empfindet Spoorendonk auch das Schloss Ahrensburg, das mit der Fassadensanierung im Jahre 2009 einen Sanierungsmarathon begann. Die Arbeiten sollen Ende diesen Jahres abgeschlossen sein. Finanziert werden sie vom Bund, dem Land Schleswig-Holstein, dem Kreis Stormarn, der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, der Stiftung Schloss Ahrensburg und der Stadt Ahrensburg. Aber: „Jede einzelne Maßnahmen war hart umkämpft“, sagt Tatjana Ceynowa, Geschäftsführerin der Stiftung Schloss Ahrensburg. „Und die Realisierung nahm auch ihre Zeit in Anspruch.“

Gegen Ende des Rundganges durch die Trittauer Wassermühle findet auch Oliver Mesch, Bürgermeister von Tritt­au, klare Worte und tut es Spoorendonk gleich: „Wir brauchen mehr Unterstützung vom Land.“ Ehrenamtliche Arbeit und die Unterstützung durch die Wirtschaft könne nicht den gesamten Bedarf an kultureller Förderung in Stormarn auffangen. Spoorendonk gibt Mesch durchaus recht. Tatsächlich sei noch allerhand zu tun. Im gesamten Land. Schließlich steht Schleswig-Holstein noch immer am unteren Ende der bundesweiten Rangfolge der Kulturförderung.