Ahrensburg. Diebe erbeuten Metall im Wert von 30.000 Euro. Einer von vielen Fällen. Nicht einmal Friedhöfe sind den Kupferdieben heilig.
„Alles, was auch nur wie Kupfer aussah, ist weg.“ Er ist noch immer fassungslos, der Ahrensburger Handwerksmeister Max M. (Name geändert), in dessen Betrieb eingebrochen worden ist. Weil die polizeilichen Ermittlungen noch laufen, will M. seinen richtigen Namen nicht nennen. Er sagt: „Wer weiß, wie die Gauner darauf reagieren würden. Sicher ist sicher.“ Entstandener Sachschaden: voraussichtlich rund 30.000 Euro.
der Einbruch ist kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr wurden den Polizeistationen im Kreis Stormarn 94 Fälle gemeldet, die mit Einbruch und Diebstahl von Buntmetallen zu tun hatten. In diesem Jahr sind es auch schon wieder 37. Zu den Buntmetallen zählen auch Zinn, Zink, Cobalt und Blei. „Doch hauptsächlich haben es Einbrecher und Diebe auf Kupfer und kupferhaltige Gegenstände abgesehen“, sagt Sonja Kurz, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg.
Einbrecher haben auch eine Pressmaschine mitgenommen
So wie im aktuellen Fall des Ahrensburger Handwerkers. Das Diebesgut: Rohre, Leitungen, diverse Formteile – alles aus Kupfer. Besonders frech: Eine hochwertige Pressmaschine, mit der zum Beispiel Kupferrohre miteinander verbunden werden können, wurde gleich mit gestohlen. Das spricht dafür, dass die entwendeten Kupferteile von den Einbrechern selbst weiterverarbeitet werden.
Er sei unheimlich wütend, sagt M., und „seit dem Einbruch ständig mit den Gedanken woanders. Dabei haben wir gerade echt genug zu tun“. Zum Beispiel mit dem Auffüllen der leergeräumten Regale im Lagerraum. Dort sind die Diebe eingebrochen. Sie kamen in der Nacht. Nachdem gegen 22 Uhr der letzte Mitarbeiter den Betrieb verlassen hatte, knackten sie die verschlossene Aluminiumtür eines Rolltores und verschafften sich so Zugang. Leise. Die Nachbarn im Wohnhaus hinter der Werkstatt hörten trotz geöffneten Fensters nichts. Erst als M. am darauffolgenden frühen Morgen in die Firma kam und ihm die Unordnung im Lagerraum auffiel, wurde der Einbruchdiebstahl bemerkt. Sofort rief M. die Polizei, die innerhalb kurzer Zeit vor Ort war und die Spuren sicherte.
„In den meisten Fällen ist bei solchen Taten nicht nur eine Einzelperson am Werk“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Dazu seien die Kupferteile oft zu sperrig. Außerdem brauche man beispielsweise beim Abbau von Fallrohren, die zum Ablauf des Regenwassers aus der Dachrinne dienen, oft eine zusätzliche Hand. Kupferne Fallrohre wurden selbst schon an Kirchen gestohlen – wie vor zwei Jahren an der Ahrensburger St. Johanneskirche. Aber auch an der Kindertagesstätte in Elmenhorst und am Dorfgemeinschaftshaus in Ammersbek wurden meterlange Rohre abmontiert. In Oststeinbek stahlen Metalldiebe im vergangenen Sommer Kupfer- und andere Elektrokabel von der Baustelle einer Kita.
100 Kilogramm Kupfer kosten zurzeit 500 Euro
Nicht einmal Friedhöfe sind den Kupferdieben heilig: Ob Statuen, Gedenkplatten, Einlegearbeiten an Grabsteinen oder die Regenrinnen der Friedhofskapelle – mitgenommen wird alles, was später zu Geld gemacht werden kann. Ein lukratives Geschäft, denn das rotgolden glänzende Metall ist sehr gefragt. Es ist stabil, leicht verformbar und besitzt eine hervorragende Wärme- und Stromleitfähigkeit. Vor allem Hersteller von technischen Geräten sind darauf angewiesen und bezahlen einen guten Preis dafür. In den letzten Jahrzehnten ist die Nachfrage nach Kupfer kontinuierlich gestiegen und hat den Weltmarktpreis in die Höhe getrieben: Derzeit kosten 100 Kilogramm des Halbedelmetalls rund 500 Euro. Je höher dieser Wert, desto mehr bezahlen auch Schrotthändler und Recyclinghöfe für den Ankauf des Metalls.
Im schlimmsten Fall lebensgefährlich sind Kupferdiebstähle im Bahnverkehr. Vergangenen August kniffen Metalldiebe zwischen Neumünster und Brokstedt auf einer Strecke von drei Kilometern an 70 Masten die fingerdicken Kupferkabel zwischen Oberleitung und Schienen ab. Die Strecke musste über mehrere Stunden gesperrt werden. Ein Diebstahl dieser Art kann den Tod von Menschen zur Folge haben: Durch die fehlende Erdung der Oberleitungen besteht für Fußgänger am Bahndamm Lebensgefahr.
Die Ermittlungen im aktuellen Einbruchsdelikt laufen laut Sprecherin Sonja Kurz auf Hochtouren. Opfer M. hat sich inzwischen beraten lassen, wie er sein Firmengebäude noch besser sichern kann.