Bis 2030 müssen in Stormarn jährlich rund 1000 Einheiten gebaut werden. Was Reinbek, Oststeinbek, Ahrensburg und Bargteheide planen.
Eine neue Studie des Bremer Planungsbüros Baumgart & Partner zeigt, dass in Stormarn bis 2030 jährlich rund 1000 zusätzliche Wohnungen fertig werden müssen. Kommunen sollten Neubaugebiete erschließen und freie Grundstücke dichter bebauen, um dem Zustrom an Neubürgern gerecht zu werden. 12.000 Menschen werden bis 2030 in den Kreis ziehen, bis dahin sind rund 15.000 neue Wohneinheiten erforderlich. Das ist in Schleswig-Holstein der Top-Wert.
Womöglich fehlen noch deutlich mehr Wohnungen. Denn Stormarn wächst schneller als bisher vorhergesagt. Derzeit leben rund 237.000 Menschen zwischen Reinbek und Reinfeld. Laut Prognose war diese Zahl erst für 2018 vorgesehen.
Jeder vierte Stormarner ist baldmindestens 65 Jahre alt
Laut Studie ist die Zahl der größeren Haushalte mit vier und mehr Personen bis 2030 in fast allen Städten und Gemeinden stark rückläufig. Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach kleinen Wohnungen für Senioren. Deshalb müssen mehr Einheiten gebaut werden als es Zuzüge gibt. Die Zahl der über 65-Jährigen in Stormarn steigt um 16.300. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt dann bei 27 Prozent.
Die Bremer Experten haben den Kreis in drei Teilräume gegliedert: Nord, Mitte, Süd. Im Süden mit Reinbek, Glinde, Trittau, Barsbüttel und Oststeinbek werden 3500 neue Wohnungen benötigt.
In Reinbek mit seinen 26.700 Einwohnern sind genug sogenannte Vorschauflächen realisierbar, also Areale im Außenbereich. „Derzeit loten wir die Potenziale aus“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. Die Politik möchte ein Wohnbauflächenprogramm. „Wir bereiten alles wertfrei vor“, sagt der Verwaltungschef. Im September will er in der Stadtverordnetenversammlung Grundsätzliches zum Thema sagen: „Dass wir kleine Wohnungen brauchen, haben wir bereits ermittelt.“
Für die Autoren der Studie ist es auch „von großer Bedeutung“, dass die Orte im Süden in Sachen Innenverdichtung tätig werden. Das 8760 Einwohner zählende Oststeinbek will in diesem Jahr ein Gemeindeentwicklungskonzept angehen. „Die Fragestellung an die Politik war, ob wir bei der Zahl bleiben, an die 10.000 Bewohner oder sogar darüber gehen“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Tendenziell sei moderates Wachstum angesagt.
Wohnungen könnten im Areal zwischen Sportzentrum, Gewerbegebiet und dem Breedenweg sowie im Ortsteil Havighorst entstehen. Am Breedenweg gab es bereits Pläne. Der Investor Semmelhaack hatte der Gemeinde im Januar vergangenen Jahres ein Projekt mit 270 Wohneinheiten – darunter bis zu 170 für Senioren – vorgestellt. Die Politik lehnte das Vorhaben jedoch mehrheitlich ab.
Die stärkste Nachfrage nach Wohnungen gibt es im Teilbereich Mitte, zu dem die Städte Ahrensburg und Bargteheide sowie die Gemeinden Ammersbek und Großhansdorf gehören. 4300 Einheiten müssten dort bis 2030 laut „Anpassungsstrategie für den Siedlungs- und Wohnungsbau im demografischen Wandel“ geschaffen werden.
In Bargteheide wären in Bahnhofsnähe bis zu 100 Wohnungen möglich
„Wir haben Flächenpotenziale, um den Bedarf zu decken“, sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Die Stadt ist seit 1970 jedes Jahr relativ konstant um 200 Einwohner gewachsen, zählt zurzeit 16.300 Bürger. Und so soll es auch weitergehen. „Damit wir nicht überaltern“, so der Verwaltungschef. Die Stadt müsse ein attraktives Umfeld für junge Familien bieten. Bei der Wohnform sei es aber unerlässlich, auch auf die Bedürfnisse von älteren Menschen einzugehen.
„Es ist nicht sinnvoll, große Wohneinheiten für Senioren an den Rand zu stellen, zumal wir keinen Stadtbus haben“, sagt Görtz. Außerdem werde man nicht ewig im Außenbereich wachsen können, das Zauberwort sei Innenverdichtung. Vorstellbar wären Neubauten auf einem stadteigenen Grundstück an der Straße An den Stücken gegenüber vom Bahnhof. Görtz: „Dort ist Platz für bis zu 100 Wohnungen.“ Die Politik fange an, darüber zu reden.
In Ahrensburg, mit rund 33.000 Einwohnern die größte Stadt im Kreis, werde man es mit der Innenverdichtung allein nicht schaffen, die Nachfrage zu decken, sagt Bürgermeister Michael Sarach. „Es fehlt ohnehin an Bebauungsplänen. Das ist ein Versäumnis der Vergangenheit, wir müssen das schleunigst aufholen.“ Derzeit arbeitet das Rathaus am neuen Flächennutzungsplan. Im Entwurf sind auch mögliche Baugebiete markiert.
Die Studie empfiehlt den kleinen Achsengemeinden Delingsdorf, Tremsbüttel und Elmenhorst, „gesteigerte Anstrengungen zu unternehmen“, ebenfalls Flächen für Häuser zu entwickeln. Als ein Grund wird die Planung der Bahnlinie S 4 von Hamburg nach Bad Oldesloe genannt. Aber auch kleinere Orte außerhalb der Achse wie zum Beispiel Tangstedt könnten Wohneinheiten entwickeln und damit die Achsen-Städte Ahrensburg und Bargteheide entlasten, meinen die Planer.
Für den Teilraum Nord mit den Städten Bad Oldesloe und Reinfeld sind 2140 Wohnungen prognostiziert. Diese könnten durch eine stärker verdichtete Bauweise realisiert werden. Dann heißt es aber: „Da sich die Nachfrage durch fehlende Angebote im südlichen und mittleren Kreis sowie aufgrund der Preisunterschiede auf dem Immobilienmarkt aktuell auch in die Städte des nördlichen Kreises verlagert, erscheinen die Prognosewerte, besonders für die zentralen Orte auf der Achse, aus heutiger Sicht zu gering.“ Besonders betroffen davon sei Bad Oldesloe, weil die Stadt als künftiger Endhaltepunkt der S-Bahn auch für Pendler aus Hamburg interessanter werde.
Sollten die Kommunen die Vorschläge nicht beherzigen, drohen dem Kreis laut Gutachter folgende Konsequenzen: Anstieg der Immobilien- und Baulandpreise sowie der Mieten, Mitarbeitermangel, Unternehmen, die nicht nach Stormarn umsiedeln, weil sie keinen Wohnraum für ihre Angestellten finden, ein verstärkter Pflegenotstand in hochpreisigen Gemeinden, ein zunehmender Verkehr in der Region aufgrund der stärkeren Zersiedelung mit der Folge, dass der Busverkehr immer unwirtschaftlicher wird.