Oststeinbek. Binnen elf Stunden brannte es in der Halle des Unternehmens zwei Mal. In beiden Fällen brach das Feuer in einer Schreddermaschine aus.

Löschwasser steht auf der Straße Im Hegen in Oststeinbek. In der Luft liegt die Art beißender Geruch, die nur ein Großfeuer verursachen kann. In diesem Fall kommt er von der Halle des Unternehmens Meinhardt Recycling. Dort liegt neben verkohlten Maschinen auf dem Boden zentimeterhoch die schwarze Asche. In der Nacht zu Freitag ist das Gebäude ausgebrannt. Vor der Halle steht Doris Meinhardt. Sie führt mit ihrem Bruder Rainer seit einigen Jahren die Geschäfte der 1960 gegründeten Firma und fasst sich an den Kopf. „Das ist eine Katastrophe“ sagt die Unternehmerin. „Das ist unsere Existenz.“

Zwei Mal innerhalb von elf Stunden brannte es in der Arbeitshalle

Bereits am Donnerstag hatte es in der Halle des Entsorgungsfachbetriebes gebrannt. Genauer: In einer Schreddermaschine für Papier. Um 16.20 Uhr meldet ein Mitarbeiter das Feuer der Leitstelle. Die entsendet die Freiwillige Feuerwehr mit 44 Einsatzkräften. Sprecher Christian Höft: „Zu dem Zeitpunkt hatten die Mitarbeiter mit Feuerlöschern den Brand bereits stark eingedämmt.“

Nachdem die Feuerwehrleute das Feuer gelöscht haben, untersuchen sie mit einer Wärmebildkamera die Arbeitshalle, entfernen entflammbare Materialien und übergeben, wie es im Fachjargon heißt, „die Brandstelle dem Eigentümer. Höft: „Wir sind uns sicher, dass wir nichts, beispielsweise versteckte Glutnester, übersehen haben. Aber ganz ausschließen lässt sich so etwas nie.“

Die Schreddermaschine, in der die Feuer ausgebrochen sind
Die Schreddermaschine, in der die Feuer ausgebrochen sind © Mira Frenzel | Mira Frenzel

Etwa elf Stunden nach dem ersten Feuer, am Freitag um 3.20 Uhr, entdeckt laut Polizei ein Mopedfahrer, der in der Nähe unterwegs ist, das zweite Feuer. Er gibt einem Mitarbeiter der Nachbarfirma Bescheid. Der wählt den Notruf.

Wieder rücken die Retter der Freiwilligen Feuerwehr aus. 57 Feuerwehrleute, sie werden von Polizisten aus Glinde begleitet. Als sie eintreffen, steht eine hohe Rauchsäule über dem Gewerbegebiet, in dem die Firma Meinhardt seit 1984 ihren Sitz hat. Christian Höft: „Beim Eintreffen standen Teile der großen Halle sowie darin befindliche Anlagen in Flammen.“ Darunter sei auch die Schreddermaschine gewesen, in der bereits am Nachmittag das Feuer ausgebrochen war.

Die Polizei – mit den Ermittlungen ist die Kripo Reinbek betraut – geht davon aus, dass auch diesmal die Maschine der Brandherd ist. Andreas Dirscherl, Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg, sagt: „Die Kripo wird, sobald möglich, den Brandort genau untersuchen.“ Die Schadenshöhe soll ebenfalls ermittelt werden. Bei dem zweiten Feuer ist die Halle samt aller Maschinen komplett ausgebrannt. Auch das Gebäude selbst wurde beschädigt.

Offen ist derzeit noch die Frage, ob die Feuerwehr einen Fehler gemacht hat

Geklärt werden muss nun auch, ob die Freiwillige Feuerwehr bei ihrem ersten Einsatz bei Meinhardt Recycling möglicherweise doch etwas übersehen hat. Oberster Dienstherr der Ehrenamtler ist qua Amt Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer. Er sagt: „Nach unserem aktuellen Wissensstand ist das nicht der Fall.“ Wenn es sich nach den Untersuchungen am Brandort aber anders darstellen sollte, werde die Gemeinde und nicht die Versicherung des Unternehmens für den Schaden haften. Hettwer: „Wenn eine Gemeinde Schaden verursacht, dann übernimmt das der kommunale Schadensausgleich.“ Eine Art Haftpflichtversicherung für Kommunen.

Volker Arp ist Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes, der Vereinigung aller im Brandschutz engagierten Schleswig-Holsteiner. Er sagt: „Wenn Feuerwehrleute alle Möglichkeiten des Ablöschens und der Nachkontrolle ausgeschöpft haben, dann haben sie nichts falsch gemacht.“ Anderenfalls könne, so der 1. Hauptbrandmeister, den Feuerwehrchefs nicht nur ein strafrechtliches, sondern auch ein zivilrechtliches Verfahren drohen. „Rechtlich sind die ehrenamtlichen Feuerwehrleuten den Berufsfeuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen gleichgestellt.“ Das gelte in erster Linie für die Leiter der Ortswehren sowie für ihre Stellvertreter. Volker Arp: „Sie werden bei ihrem Amtsantritt als Ehrenbeamte vereidigt und haben demnach auch entsprechende Verantwortung, wie auch ein ehrenamtlicher Bürgermeister.“

Die Kriminalpolizei sucht unterdessen für ihre Ermittlungen noch nach dem Mopedfahrer, der das zweite Feuer entdeckt hat. Dirscherl: „Es gibt noch ungeklärte Fragen. Beispielsweise von wo aus der Zeuge das Feuer entdeckt hat und wie groß es zu dem Zeitpunkt war.“ Der Mann wird gebeten, sich bei Wache in Reinbek zu melden. Sie ist unter der Telefonnummer 040/72 77 07–0 zu erreichen.