Ahrensburg. Weltstar Daniel Hope verzückte bei seinem Debüt das Publikum in der Stormarn-Schule. Und er kündigte an, dass er gern wiederkomme.

Es war ein wahrhaft magischer Abend, mit dem der Ahrensburger Verein Theater und Musik seine Konzertsaison 2014/15 beschloss. Mit Daniel Hope hatte der Veranstalter einen international gefragten Geiger gewonnen – und einen Künstler bekommen, der nicht nur ein großer Virtuose ist, sondern auch ein fesselnder Erzähler, der sein Publikum mitnimmt auf die Reise in verschiedenste musikalische Landschaften. 332 Besucher (123 Prozent Platzauslastung) im übervollen Eduard-Söring-Saal der Stormarnschule erlebten ein beglückendes, zugleich lehrreiches Konzert.

„Zwischen Himmel und Hölle“ heißt das Programm des „Violinrecitals mit Conference“, also des vom Künstler moderierten Solos, dessen Titel nicht nur thematisch einen großen Bogen spannt. Hope hat dafür raffiniert Werke aus verschiedenen Epochen nebeneinander gestellt, an denen sich Ausdrucksreichtum und Vielstimmigkeit der Violine demonstrieren lassen. Darüber hinaus hat er aber auch die kalkulierte Irritation eingebaut, dass barocke Werke zuweilen extremer klingen als zeitgenössische, wie das Nebeneinander der Suite Nr. 5 d-moll von Johann Paul von Westhoff (1656-1705) und Kompositionen wie „A Paganini“ von Alfred Schnittke (1934-1998) oder der „Cadenza für Viola“ (transkribiert für Violine) von Krzysztof Penderecki (Jahrgang 1933) bewiesen.

Die Geige im Spannungsfeld zwischen Teufelswerkzeug und himmlischen Klängen

Daniel Hope verband die Stücke mit kurzen Zwischenmoderationen, die darum kreisten, dass sein Instrument von den einen als Teufelswerkzeug angesehen wurde, für die anderen paradiesische Klangqualitäten hat, die den Himmel voller Geigen hängen lassen wie in Ignaz Franz von Bibers (1644-1705) „Passacaglia aus den Mysteriensonaten“. So streifte Hope in seinen Erläuterungen auch die Hölle der Konzentrationslager, um an den dort ermordeten Neue-Musik-Pionier Erwin Schulhoff (1894-1942) zu erinnern und dessen Solosonate von 1927 einzuleiten.

Zum Abschluss „das Maß aller Dinge für Geiger“ (Hope), Bachs „Chaconne aus der Partita II d-moll“, über die Brahms sagte, sie enthalte eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen. „Ich werde das jetzt versuchen zu spielen“, kündigte Daniel Hope ohne Koketterie an.

Danach ein überraschender Reigen von Zugaben, die ebenso Hopes musikalische Offenheit wie seinen Humor demonstrierten. Er präsentierte zunächst einen Raga von Ravi Shankar, dann, vorlesend und Geige spielend, als Hommage an die vielen jungen Zuhörer auf dem Podium, „Ferdinand, der Stier“ nach dem Disney-Kurzfilm von 1938. Und er verabschiedete sich mit einem sanften Rausschmeißer, dem von Brahms bearbeiteten Volkslied „Guten Abend, gut’ Nacht“.

Daniel Hope spielt als Leihgabe die „ex-Lipinski“, eine Guarneri del Gesú von 1742

Hope begeisterte als Musiker – und als Mensch, der keine Frage offenließ, auch nicht die aus dem Publikum nach seiner Geige, der „ex-Lipinski“ von 1742, eine der noch vorhandenen 200 Violinen aus der Werkstatt von Guarneri del Gesú aus Cremona. Organisator Hinrich Tramm war begeistert vom Weltstar, der noch am Vorabend bis in die Nacht in einer Jury in Brüssel gesessen hatte. „Und danach spielt er hier dieses Programm – mit einer unglaublichen Souveränität, Gelassenheit, persönlicher Freundlichkeit und großer Ausstrahlung.“ Auch Hope soll glücklich über sein Debüt in Ahrensburg gewesen sein, über die Nähe zum Publikum und die Klangqualität des Saals. Hinrich Tramm: „Er hat angekündigt, dass er gerne wiederkommt.“