Ahrensburg. Eine Kopie des Koglin-Wandgemäldes der ehemaligen Ahrensburger Klinik taucht auf. Jetzt wird ein Platz für die Dauerleihgabe gesucht.
Ein Kunstwerk verschwindet unter Getöse – und taucht lautlos wieder auf: Wer in diesen Tage im Marstall war, traute seinen Augen nicht. Da war es zu sehen, das Fassadenbild von Hans-Christian Koglin – in „Lebensgröße“. Dabei liegt es am Straßenrand der Manhagener Alle in Schutt und Asche. Es ist doch eigentlich weg. Mit dem Teil-Abriss der Ahrensburger Klink für immer verschwunden.
„Kunst schafft eben Illusion“, sagt Katharina Schlüter, Kuratorin der Sparkassen-Kulturstiftung, und schaut auf das Fassadenbild, das einst vom Land als Kunst am Bau gefördert worden war und mit dem Umbau der Klinik in Wohnungen für die Nachwelt verloren zu sein schien. Bis jetzt eine Replik des Werkes präsentiert wurde – für einen „lichten“ Moment aus der dunklen Ecke des Marstall-Lagerraums geholt und zur Begutachtung freigegeben.
Die Illusion ist perfekt und in diesem Fall drei Meter hoch, 1,95 Meter breit, per Drucker und Spezialtinte auf feuerfeste Leinwand aufgetragen und mit Firnis versiegelt. Im Maßstab 1:1. „Die Aufnahme habe ich damals gemacht“, sagt der Ahrensburger Fotograf Stefan Mannes. „Die Übertragung auf Leinwand hat ein Herstellungsbetrieb übernommen.“ Einer, der diese Dimensionen bewältigten konnte.
Die Sparkassen-Kulturstiftung hat den Auftrag für die Kopie gegeben
Auftraggeber war die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. „Uns ging es um eine Dokumentation des Bildes“, sagt Stiftungs-Geschäftsführer Jörg Schumacher. Billig sei das nicht gewesen. „Aber auch nicht so teuer, dass wir darauf verzichten wollten. Rund 2500 Euro hat es gekostet.“
Eine Investition mit Weitblick. Im Sommer 2012 hatte die Diskussion um den Abriss der Klinik und das Verschwinden des Kunstwerkes begonnen. Angeschoben von Anwohnern, Kunstfreunden und Gotlind Koglin, der Witwe des Malers. Die Politik schaltete sich ein, debattierte über den Erhalt der alten Fassade – zu der die Fläche des Wandbildes wie sich herausstellte nicht gehörte – und machte dem Investor Auflagen. Für die Sparkassen-Erschließungsgesellschaft (SIG) bedeutete das Mehrkosten und Zeitverzug. Für die Sparkassen-Kulturstiftung war es die Chance, das Kunstwerk zu sichern.
Stadt hat Interesse an dem Bild, dasRathaus-Foyer wäre aber ungeeignet
„Jetzt ist das Fassadenbild abgebrochen“, sagt der Stiftungs-Geschäftsführer. „Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, einen Ort für die Kopie zu finden.“ Das Rathaus wäre optimal oder auch das Peter-Rantzau-Haus. Das Bild sollte auf jeden Fall in Ahrensburg bleiben. „Und es ist nur für den Innenraum geeignet“, sagt Schumacher. Die Kulturstiftung würde es als Dauerleihgabe kostenlos weitergeben.
„Natürlich haben wir Interesse“, sagt Bürgermeister Michael Sarach. Das Rathaus-Foyer sei allerdings mit Wechselausstellungen belegt. Und ein so großes Bild brauche viel Platz. Sarach: „Vielleicht käme auch eine Schule in Frage oder das Wohngebäude, das an der Stelle der Klinik entsteht. Man sollte mal den Investor fragen.“ Der zeigt sich zurückhaltend. „Wenn das Bild ins Treppenhaus passt, warum nicht“, sagt SIG-Geschäftsführer Matthias Bernhard, ohne etwas zu versprechen.
Die Urheberrechte sind auf die Witwe übergegangen. „Die gelten aber nur, wenn ein Kunstwerk verändert wird. Nicht bei Abriss“, sagt Gotlind Koglin. Und da das Foto ohne Hilfsmittel aufgenommen wurde, wie es jeder Passant hätte aufnehmen können, hat sie auch keinen Zugriff auf die Kopie.
„Es wäre aber traurig, wenn die Leinwand in einer Ecke bliebe. Er hätte es sicher auch gut gefunden, das Bild in Ahrensburg zu zeigen.“ Stefan Mannes hatte beobachtet, wie es entstand – im Wendejahr 89. Wie Koglin drei Wochen mit einer Airbrush-Pistole Farbe über zwei Klinik-Stockwerke aufsprühte und mit Pinsel bearbeitete. „Ich habe Respekt davor, aus so kurzer Distanz ein solches Bild zu malen. Wir sollten die Kopie zeigen, um den Künstler der Stadt zu ehren.“
Wer Platz für das Bild hat, kann eine E-Mail an die Adresse stiftungsbuero@spkstholstein.de schreiben oder unter Telefon 04537/70 700-0 anrufen.