Eigentlich bin ich gar kein so ein begabter Schnüffler. Wenn es in der Nachbarschaft mal nach Kohldampf riecht, spüre ich noch nichts, während Familie und Gäste schon die Nase rümpfen. Doch es gibt einen Duft, den ich absolut nicht abkann: jenes spezielle Parfüm, das vorwiegend von reiferen Damen verwendet wird. Schon einen feinen Hauch dieser herb-bissig dunstenden Essenz, deren Namen ich nicht kenne, nehme ich aus großer Entfernung wahr – und werde zum Tier: Mein Riechorgan kann es dann mühelos mit jeder Wolfsnase aufnehmen. Meist umgehe ich auf Fußwegen die Quelle meines Unbehagens.

Doch wenn der Wolf dann Fahrrad fährt, wie ich neulich im Pinneberger Rübekamptunnel, kann die Falle zuschnappen. Lag es am Gegenwind oder am sogenannten Venturi-Effekt, der die Luftströmung im eingeengten Raum noch beschleunigt? Jedenfalls rauschte ich mit fast Tempo 30 auf zwei Rädern ins nasale Verderben. Schon bei meinem Einlauf in den Tunnel empfing mich ein Schwall ebenjener Mischung, die bei mir die Schleimhäute reizt und auf der Zunge brennt. Abruptes Bremsen hätte meine Leidenszeit nur verlängert. Es half also nur die Helene-Fischer-Taktik: Ich hielt die Luft an und sauste „atemlos“ mit Full Speed in die Unterführung. Am Ende des Tunnels sah ich nicht nur Licht, sondern entdeckte auch eine attraktive Dame: wohl kaum 30 Jahre alt, eben in jeder Hinsicht eine „dufte Type“. Und urplötzlich ließ man(n) sich gern den Atem rauben ...