Lütjensee. Politik denkt über Anbau an die Kinderkrippe Lütje Lüüd nach. Statt 20 sollen doppelt so viele Kinder betreut werden können.
„Frida, schön hinsetzen zum Rutschen“, ruft Swantje Schlapkohl in Richtung des rot-gelben Spielgeräts. Die Leiterin der Kinderkrippe Lütje Lüüd in Lütjensee hat die Kleinen genau im Blick. Der Garten wirkt wie ein kleines Idyll – eine satte grüne Wiese mit Spielgeräten, an die sich ein langgezogener eingeschossiger Neubau anschließt. Und rundherum junge und alte Bäume, deren Blätter im Wind rauschen.
Der kleine Max und seine Krippenkollegin Frida haben Glück. Oder vielmehr: deren Eltern. Denn sie haben je einen der 20 begehrten Krippenplätze für Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren ergattert. „Es gibt bereits eine Warteliste, weil der Bedarf höher ist als das, was wir an Plätzen bieten können“, sagt Krippenleiterin Schlapkohl. Momentan warten Eltern von zehn Kindern aus Lütjensee und von acht Kindern aus umliegenden Gemeinden darauf, einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs zu bekommen.
Viele Neubürger aus Hamburg wollen ihre Kinder in Stormarn großziehen
Mit dem stetig wachsenden Bedarf beschäftigt sich jetzt auch die Politik: „Es ist absehbar, dass wir in naher Zukunft noch mehr Plätze benötigen“, sagt der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Lütjenseer Sozial- und Kulturausschusses, Tobias von Pein (SPD).
Die Gemeinde plant daher, an die bestehende Kinderkrippe Lütje Lüüd anzubauen. Zur Ermittlung des Bedarfs hat sich ein Kindertagesstättenausschus gegründet, der das Ergebnis seiner Arbeit in der Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses am Dienstag, 12. Mai, im Dorfgemeinschaftshaus an der Großenseer Straße 8 b ab 19.30 Uhr vorstellten wird.
Den Grund für den wachsenden Betreuungsbedarf sieht der SPD-Ortsvereinsvorsitzende von Pein vor allem im verstärkten Zuzug junger Familien. Die meisten kommen aus Hamburg. Sie wollen ihre Kinder vielleicht lieber auf dem Land großziehen. Möglicherweise hatten sie auch keinen geeigneten Baugrund gefunden – und zogen in das etwas günstigere Umland Hamburgs.
Die Gründe für den Kinderboom sind vielschichtig. Die Fakten nicht: Zum Stichtag 1. März 2015 hatten in Lütjensee Eltern von 59 Kindern einen rechtlichen Anspruch auf einen Krippenplatz. Gleichzeitig gab es zum Stichtag Eltern von 33 Babys – die ebenfalls einen Betreuungsanspruch haben, sobald die Kleinen ein Jahr alt sind. In Lütjensee stehen derzeit aber nur 20 Krippenplätze in der Einrichtung Lütje Lüüd sowie zehn Plätze im Lütjenhaus zur Verfügung – einer Einrichtung, die von einer Tagesmutter betrieben wird. Dann gibt es noch einen Betriebskindergarten im Pflegeheim Haus am See mit Platz für neun Kinder – allerdings erst ab einem Alter von zwei Jahren.
„Und es ist natürlich nicht so, dass jedes Jahr 20 Kinder gehen. Die bleiben ja dann ein bis drei Jahre“, sagt Swantje Schlapkohl. Zudem fänden die Wechsel meist im Sommer statt. Dann nämlich, wenn der Kindergarten freie Plätze habe, was wiederum mit dem Zeitpunkt der Einschulung zusammenhänge. „Familien, die jetzt im Januar ein Kind bekommen, sind dann einfach nur gekniffen“, sagt Schlapkohl, eine empathische Frau, der anzumerken ist, wie leid ihr so etwas tut.
Lütjensee schafft Platz für jungeFamilien und erschließt Baugebiete
„Wenn ich den Eltern dann sagen muss, dass wir im Moment keine freien Plätze haben, wirken sie oft sehr hilflos“, sagt die Krippenleiterin. Denn die Zeiten haben sich geändert. Meist arbeiten beide Elternteile. Oft Vollzeit. Die einen, weil sie es wollen. Die anderen, weil sie es müssen. Besonders, wenn hohe Hauskredite wie schwere Gewitterwolken über dem neuen Zuhause schweben. Wohin dann mit dem Kind? Es sei ein Generationenwechsel, der sich in Lütjensee momentan vollziehe, sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde, Ulrike Stentzler (CDU). Ältere Einwohner verkauften teils ihre Anwesen und zögen in altersgerechte Wohnungen. Junge Familien kämen nach.
„Besonders vor dem Hintergrund, dass die Gemeinde Lütjensee noch weitere Baugebiete für junge Familien erschließt, wollen wir jetzt aktiv werden und die Kinderkrippe erweitern“, sagt der Vorsitzende des Sozialausschusses, von Pein. Nach ersten Planungen soll der Anbau Platz für weitere 20 Kinder schaffen, im August 2016 könnte Eröffnung sein. Die Krippe wird von der Vereinigung Kitas Nord betrieben. Ein öffentlicher, und kein kommunaler Träger – was bedeutet, dass sie vom derzeitigen Streik nicht betroffen ist.