Bargteheide. Auf einem Campus der Visionen sollen Siebt- und Achtklässler Probleme praktisch meistern. Ein Angebot für Jugendliche in der Pubertät.

Lernen außerhalb der Klassenräume kann beflügeln – vor allem Siebt- und Achtklässler, die mitten in der Pubertät stecken. „Die Jugendlichen ringen darum, eigenverantwortlich handeln zu können“, sagt Regina Müller. „Und genau dazu soll der Campus der Visionen dienen“, sagt Kollegin Jenny Ibbeken. Die Lehrerinnen der Bargteheider Anne-Frank-Schule haben an einer Schulung für die Nutzung außerschulischer Lernorte teilgenommen und wollen als Projektleiterinnen nun das Lernfeld außerhalb der Klassen bereiten: auf einem ein bis drei Hektar großen Gelände, das die Siebt- und Achtklässler nach Herzenslust beackern können.

„Campus der Visionen“ hat nichts mit hochgeistigen, fernen Zielen zu tun, sondern mit anpacken und Probleme lösen. „Und sei es, ein Kompost-Klo zu bauen, um sich auf dem Gelände länger aufhalten zu können“, sagt Schulleiterin Angelika Knies. Für die Entwicklung der Jugendlichen sei es gut, wenn sie eine echte Herausforderung bestehen müssten. Knies: „In der Schule geht das immer nur indirekt. Deswegen hätten wir gern dieses große Außengelände.“ Hier ließe sich etwas anpflanzen und dabei gleich klären, aus welchen Zutaten eigentlich ein Brötchen besteht. „Und wenn eine Blockhütte als Witterungsschutz gebaut wird, müssten die Jugendlichen den Bau berechnen“, sagt Knies. In der Rolle des Schülers in der Klasse brauche der Jugendliche dieses Wissen theoretisch. Auf dem Campus der Visionen soll aus Theorie Praxis werden.

Das Preisgeld von 100.000 Euro soll das Startkapital für das Projekt sein

Noch sind die Lehrer auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, das mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein sollte. „Ein Resthof wäre ideal“, sagt die Schulleiterin, die dabei nicht an Kauf, sondern an Pacht denkt. Knies: „Noch lieber wäre uns natürlich eine Schenkung. Denn uns ist klar, dass unser Preisgeld allein nicht reicht.“

100.000 Euro hatte die Robert Bosch Stiftung 2013 für die Bargteheider Anne-Frank-Schule ausgeschüttet, die Gewinnerin des Deutschen Schulpreises. Nun soll das Geld nachhaltig angelegt werden – in ein Echt-Lernfeld, das mit Kreativität, mit praktischem Geschick, mit Verantwortung und kontinuierlichem Einsatz gestaltet und von Jahrgang zu Jahrgang weitergegeben werden soll. Knies: „Das Preisgeld könnte das Startkapital für den Aufbau der Infrastruktur auf dem Gelände sein.“ Wer ein Grundstück dieser Größe und in der gewünschten Nähe bereitstellen möchte, sollte die Schule unter Telefon 04532/2078-0 anrufen oder eine E-Mail an info@campus-der-visionen.de schreiben.

Der Landtagsabgeordnete Rainer Wiegard (CDU) ist Schirmherr der Aktion. „Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, dass die siebten und achten Klassen kritische Jahrgänge sind“, sagt der Bargteheider. „Ich finde das Projekt super. Hier müssen die Schüler nicht nur zuhören und still sitzen. Das ist eine andere Form der Bildung und toppt das Engagement der Anne-Frank-Schule noch einmal.“

Der ehemalige Kieler Finanzminister will seine Kontakte spielen lassen und Sponsoren werben. „Und ich arbeite eine Liste mit 30 Namen ab, um ein geeignetes Grundstück zu finden.“ 2016 sollen die Visionen Wirklichkeit werden.