Hoisdorf/Lütjensee. Um in ländlichen Regionen Menschen zur Blutspende zu animieren, fahren die Mitarbeiter des Blutspendedienstes durch ganz Stormarn

Völlig entspannt und gut gelaunt liegt Marion von Deyn auf einer Pritsche in einem Klassenzimmer der Grundschule Hoisdorf. Eine DRK-Schwester hat gerade eine Kanüle aus der Vene ihres linken Armes entfernt, die Stelle verbunden. Einen halben Liter Blut hat die Hoisdorferin gespendet. So, wie sie es seit zehn Jahren regelmäßig beim mobilen Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) macht. Von Deyn ist eine von mehr als 11.500 Frauen und Männern in Stormarn, die 2014 anderen Menschen mit ihrer Blutspende geholfen haben. Doch leider, beklagt das DRK, nimmt diese Form der Hilfsbereitschaft ab. Kamen 2012 noch 13.399 Stormarner zum Aderlass, waren es 2013 nur noch 12.913.

Wer legt eigentlich die Kanülen? Wo landen die Blutkonserven, was geschieht mit ihnen? Das Abendblatt hat eines der fünf mobilen Teams des Lütjenseer Instituts zu einem Ortstermin begleitet. Es ist 14 Uhr: Die ersten ehrenamtlichen Helfer kommen. Eine der zehn Freiwilligen ist Birgit Käfer. Die 52-Jährige vom DRK-Ortsverband Großhansdorf ist dafür verantwortlich, „dass alles läuft“, wie sie sagt. Die Ortsverbände organisieren die Räumlichkeiten, werben für die Termine. Sie erledigen den Papierkram, sorgen nebenbei für den Imbiss danach. Birgit Käfer: „Vom Pieksen bis zum Zapfen übernimmt der Blutspendedienst.“ Während die DRK-Helferinnen Christel Ziegler und Margit Trelenberg Brote mit Wurst und Käse belegen, Gurken schneiden und Tomate-Mozzarella-Spieße stecken, deckt Monika Wlotzka die Tische, stellt Teller mit Butterkuchen darauf.

Ein pensionierter Allgemeinmediziner ist auch dabei

Es ist kurz vor 15 Uhr, als Riad Sibai das Lehrerzimmer betritt. Der 68-Jährige ist pensionierter Allgemeinmediziner. Seit sechs Wochen hilft er dem Blutspendedienst. „Es macht Spaß, mit Menschen zu arbeiten, die keine akuten Krankheiten haben“, sagt er. Er legt ein Blutdruck-Messgerät auf den Tisch, stellt ein Karten-Lesegerät für Spenderausweise daneben. Sibai ist zuständig für den letzten Check von Gesundheit und Papieren der Blutspender.

Auch Karin Reimers schließt ein Karten-Lesegerät an. Am Empfang scannt sie die Daten, die in einem Laptop gespeichert werden. Neben ihr steht Tim Habich, der für das sogenannte Spendermarketing verantwortlich ist. Er weist Karin Reimers in das neue Betriebssystem ein. „Das ist ganz einfach“, sagt die 63-Jährige. „Ich habe beruflich viel mit dem PC gearbeitet.“ In den Räumen und auf den Fluren wuseln Menschen. Jeder Handgriff sitzt, ist routiniert. Ruckzuck sind die Klappbetten aufgebaut. Ebenso schnell richten die zwei Krankenschwestern die Entnahmestationen mit den Blutbeutelsystemen her. Ab 15.30 Uhr wird es wieder ruhiger. Die Informationsbroschüren liegen aus, alles ist aufgebaut und dekoriert. Im Imbissraum versammelt sich das Team, setzt sich in einem Kreis auf die Kinderstühle.

„Das ist das Ritual vor jedem Spendetermin“, sagt Tim Habich. „Wir genießen Kaffee und Schnittchen und schnacken.“ Ulrike Schnettker, die neben ihm sitzt, sagt: „Die gemeinsame Kaffeerunde ist nett.“ Um kurz vor 16 Uhr geht es los. Die ersten Spender kommen. Den Anfang macht die 28-jährige Franziska Burke. Sie spendet zum ersten Mal Blut. „Ich bin aufgeregt, was auf mich zukommt“, sagt sie. Schon ihr Opa habe Blut beim DRK gespendet. Vor einigen Wochen sei sie durch Fernsehberichte erneut auf das Thema aufmerksam geworden. „Ich helfe gern und finde es wichtig, zu spenden, weil Blut gebraucht wird“, sagt die zweifache Mutter.

Die Konserven werden abends nach Lütjensee gebracht

Sie füllt den Fragebogen zu ihrem gesundheitlichen Zustand aus. Nebenan misst Ulrike Schnettker bei Marion von Deyn gerade den Hämoglobin-Wert. Er gibt Auskunft darüber, wie viele rote Blutkörperchen vorhanden sind, die für den Sauerstofftransport und die Blutneubildung gebraucht werden. Ist der Wert zu niedrig, darf sie nicht spenden. Doch wie bei Burke ist alles in Ordnung. Beide Frauen lassen sich von Gerhard Dähn ein Kästchen mit Ampullen und dem Entnahmebeutel geben und legen sich zur Blutspende auf die Pritschen.

Während eine Krankenschwester bei Franziska Burke die Kanüle legt, pumpt Jane Bestmann auf der Liege daneben fleißig ihr Blut in einen Beutel. Ihr gefällt der mobile Dienst in Stormarn. „Man kann an jeder Ecke spenden“, sagt die 38-jährige Altenpflegerin. Das Wippgerät, auf dem der Beutel liegt, piept. Sie hat einen halben Liter Blut gespendet und ist fertig, darf sich nun im Imbissraum stärken. Die Konserven werden in den Transporter getragen und abends in das Institut nach Lütjensee gebracht. Dort wird das Blut untersucht und in seine Bestandteile Erythrozyten, Thrombozyten und Blutplasma getrennt. Nach etwa zwei Tagen wird die Spende für den medizinischen Gebrauch freigegeben. Hauptsächlich kommt sie bei Krebs-, Herz- und Magen-Darmerkrankungen zum Einsatz. Nur etwa zwölf Prozent werden für Unfallverletzungen verwendet.