Ahrensburg. Die Anwohner im Quartier Ahrensburger Kamp sagen, sie zahlen seit 15 Jahren überhöhte Preise. Jetzt geht der Fall vor Gericht.
Die Bewohner des Ahrensburger Kamp haben derzeit einige Baustellen in ihrem Quartier. Etwa eine geplante Asylbewerberunterkunft. Eine Baustelle, die zumindest einige Anwohner nicht vor ihrer Haustür haben wollen (wir berichteten). Eine andere Baustelle ist ein Heizwerk. Das Fernwärmeversorgungsgebäude an der Straße Ahrensburger Kamp wurde zwar vor fast 15 Jahren fertiggestellt und stellt dennoch bis heute ein Problem dar. Das sagt die Interessenvertretung Ahrensburger Kamp. Mitglieder des Vereins klagen nun gegen den Betreiber, den Energieriesen Hansewerk (ehemals E.on Hanse) und werben um die Stadt Ahrensburg beziehungsweise deren Stadtwerke, die als Eigentümer und Besitzer einspringen sollen.
250 Haushalte sind an das Heizwerk angeschlossen und gleichsam abhängig
Der Grund: Die Kosten, die der Betreiber, mit ganzen Namen Hansewerk Natur GmbH, für warmes Wasser und wohlige Heizungswärme verlangt, seien viel zu hoch. Das sagt Wolfgang
Meichßner, Mitglied der Arbeitsgruppe Fernwärme der Interessenvertretung. „Wir hatten beispielsweise früher ein größeres und älteres Haus, und dennoch mussten wir in unserem besser isolierten, kleineren Neubau von Anfang an mehr bezahlen für die Wärmeversorgung. Das geht fast allen im Quartier so“, sagt Meichßner. „Fast alle“ sind rund 250 Haushalte, die Anfang der 2000er-Jahre in dem Neubaugebiet am Ahrensburger Stadtrand Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser gebaut haben. Die Häuser sind mit wenigen Ausnahmen an das Heizwerk angeschlossen und gleichermaßen auf seine Fernwärme angewiesen – koste es, was es wolle. „Es sei denn, der Eigentümer entscheidet sich, für viel Geld das Haus nun nachträglich mit einer eigenen Heizungsanlage umzurüsten. Dazu gehört dann natürlich auch, einen Schornstein nachträglich einbauen zu lassen“, sagt Meichßner.
Weil die Anwohner schon seit einiger Zeit an dieser Baustelle werkeln, konnten sie die Stadt überzeugen, den 15-Jahres-Konzessionsvertrag mit Hansewerk zum 28. Juni dieses Jahres zu kündigen. Doch auch das Gebäude gehört weiterhin dem Energiedienstleister. Mit 920.000 Euro wird der Wert der Anlage beziffert. Die Stadt solle das Heizwerk kaufen und ihre hundertprozentige Tochter, die Stadtwerke Ahrensburg, als Dienstleister einsetzen, so der Wunsch der Interessenvertretung. Meichßner: „Es geht uns nicht nur darum, weniger zu zahlen, es wäre auch schöner, das Geld an die Stadt zu zahlen.“ Ein weiterer Grund für den Wunschpartner dürfte sein: Ein alter Vertrag legt laut Meichßner fest, dass nur die Stadt die Anlage übernehmen und ausschließlich ihre Stadtwerke mit dem Betrieb beauftragen darf. Nachdem ein Gutachter den Vorschlag geprüft hatte, kam aber die Absage der Stadt.
Doch damit nicht genug der Baustellen: Laut Meichßner haben parallel 14 Anwohner Klage gegen Hansewerk eingelegt, weil die Kosten zu hoch seien und auf falscher Grundlage berechnet werden würden. Etwa 105 Haushalte überweisen aus dem Grund derzeit einen Betrag an den Energieversorger, den sie als angemessen errechnet haben. Er liegt weit unter den veranschlagten Abgaben. „Da hagelt es natürlich gerade viele Mahnungen“, sagt Meichßner. Am 30. Juni soll der Streit ums Geld vor dem Amtsgericht Ahrensburg fortgesetzt werden.
Hansewerk sagt, die Preise für die Fernwärme seien angemessen
Bereits am Mittwoch, 29. April, wollen Meichßner und seine Mitstreiter mit Horst Kienel, Geschäftsführer der Stadtwerke Ahrensburg und Kämmerer der Stadt, sprechen und erneut versuchen, die Stadtwerke als Betreiber für das Heizwerk zu gewinnen. „Die Wahrheit ist, dass die Zeit auch drängt“, sagt Wolfgang Meichßner.
Ist bis zum 28. Juni keine Einigung mit der Stadt gefunden, würde sich der gekündigte Vertrag mit Hansewerk um fünf Jahre verlängern, befürchtet die Interessenvertretung Ahrensburger Kamp.
Ganz so lange würde es laut Horst Kienel wohl nicht werden: „Wir verhandeln derzeit an einer Übergangslösung, sie sieht eine kürzere Laufzeit vor, sollte es bis Ende Juni zu keiner anderen Einigung kommen.“ Die Entscheidung gegen die Übernahme hätten sich die Mitglieder im Aufsichtsrat der Stadtwerke Ahrensburg seinerzeit nicht leicht gemacht, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer. Kienel: „Die Prüfung hat ergeben, dass es für die Anwohner nicht günstiger wird, wenn die Stadtwerke den Betreib übernehmen. Das hat zu unserem Entschluss geführt.“ Über die anstehenden Gespräche mit Meichßner und seinen Mitstreitern sagt Kienel aber auch: „Ich schließe nicht aus, dass gefallene Entscheidungen in der Angelegenheit nicht revidiert werden können.“
Hansewerk sieht einer gerichtlichen Auseinandersetzung gelassen engegen. Sprecher Ove Struck: „Bei Fern wärme werden gern Äpfel mit Birnen verglichen.“ Dass Hausbesitzer etwa Wartungskosten für die eigene Heizungsanlage oder die Schornsteinfegergebühren sparten, müsse bei der Preiskalkulation mit berücksichtigt werden. Struck: „Insofern sind unsere Preise angemessen.“