Bad Oldesloe. Viele Tierschutzvereine können sich keine Pfleger mehr leisten. Finanzielle Unterstützung durch die Kommunen ist Verhandlungssache.

Draußen bei den Katzen ist die Laune blendend. Einige spielen miteinander, andere räkeln sich in der Sonne. Auch Heike Reher tritt ins Freie, doch ihr Gesichtsausdruck lässt erahnen, dass sie etwas bedrückt. Die Vorsitzende des Vereins Tierschutz Bad Oldesloe sagt, dass das Geld knapp sei. „Wir haben eine Ganztagskraft nd fünf Angestellte, die zehn bis 20 Stunden pro Woche arbeiten. Mehr geht einfach nicht, auch wenn wir gern mehr beschäftigen würden.“

Und die Lage wird nicht besser, ganz im Gegenteil. Holger Sauerzweig-Strey, Vorsitzender des Deutschen Tierschutzbunds, Landesverband Schleswig-Holstein, sagt: „Die Tierheime leiden sehr unter dem Mindestlohn von 8,50 Euro. Manche von ihnen haben nun ein Mehr an Personalkosten von 25 bis 30 Prozent.“ Geld, das die Vereine gar nicht haben oder das ihnen zumindest an anderer Stelle fehlt.

Dabei haben sie doch so viel zu tun. Heike Reher geht zurück ins Haus, in einen Raum, in dem größere Käfige aufgestellt sind. Und ein Tisch mit Medizin. „Es ist ganz schlimm, was die Menschen teilweise für Tiere züchten“, sagt sie und holt Katze Lea aus dem Käfig. „Bei ihr wurden die Ohren verkürzt. Probleme mit dem Hören hat sie nicht, wird jedoch nur schwer von den anderen Katzen akzeptiert. Deswegen muss sie auch hier blieben.“ Lea ist eine von vielen Katzen, die im Tierheim auf ein neues Zuhause warten, neben Hunde, Hasen, Meerschweinchen.

In Bad Oldesloe und Reinbek gibt’s Geld pro Tier, in Großhansdorf pro Einwohner

Zwar gibt es finanzielle Unterstützung von den Kommunen, jedoch viel zu wenig, darin sind sich Tierschutzbund und Tierheime einig. „Geld gibt's nur für Fundtiere. Für alle anderen Kosten müssen wir auf kommen“, sagt Heike Reher. Das sind zum Beispiel Strom-, Wasser-, Futter- und Personalkosten – wenn es denn überhaupt Angestellte gibt.

Karen Schönbrodt vom Vorstand des Vereins Einhorn aus Reinbek sagt: .„Wenn wir Festangestellte hätten, wären wir spätenstens nach einem halben Jahr pleite und könnten zumachen.“ 8,50 Euro Stundenlohn sowie Überstunden, Wochenend- und Feiertagszuschläge könnte sich der Verein nicht leisten. Die Stadt Reinbek überweist am Anfang eines Jahres 3500 Euro – für Fundtiere. Die restlichen Kosten müssen die Tierschützer durch Spenden eintreiben. Deutlich mehr Geld bekommt der Tierschutz Bad Oldesloe, dennoch reiche es von vorn bis hinten nicht, sagt Heike Reher. „Wir bekommen rund 42.000 Euro. Doch es reicht nicht. Insgesamt geben wir ungefähr 150.000 Euro im Jahr aus.“ Anders als im Tierheim Einhorn, das nur von einer Kommune Unterstützung bekommt, liegt das Tierheim Bad Oldesloe im Einzugsbereich mehrerer Städte und Gemeinden, die Fundtiere abliefern können. Das erklärt die Differenz zu Reinbek.

Holger Sauerzweig-Strey vom Landesverband ruft die Kommunen auf, die Tierheime mehr zu unterstützen. „Man müsste sie finanziell auf gesunde Füße stellen und eine Planungssicherheit von zwei Jahren schaffen. Ansonsten sieht es sehr kritisch aus, und die Kommunen müssten sich selbst um die Fundtiere kümmern“, sagt er und erklärt: Rechtlich gesehen seien sie zuständig, geben diese Aufgabe aber zurzeit an die Tierheime ab. An Frauen wie Heike Reher und Karen Schönbrodt und ihre Teams, die kaum noch wissen, wie sie dieser Aufgabe gerecht werden können.

Dabei muss es ja nicht mal unbedingt Geld sein. Karen Schönbrodts Idee: Die Stadt könnte ja wenigstens mal einen Handwerker schicken oder einen Gärtner. „Zehn Tage im Jahr würden uns schon glücklich machen.“

Ganz anders ist die Lage in Großhansdorf: Das Tierheim hat mit den Kommunen einen anderen Vertrag ausgehandelt. „Wir bekommen eine Pauschale von den Kommunen - pro Einwohner und pro Jahr sind das 0,25 Euro. Mit dem Geld können wir auch vier Vollzeitbeschäftigte bezahlen“, sagt Monika Ehlers vom Tierschutzverein Ahrensburg-Großhansdorf.

Heike Reher sagt hingegen: „Wenn sich nicht bald was ändert sehe ich schwarz. Und streichelt Lea liebevollüber den Kopf.