Ahrensburg. ... Britta, Daniel und ihre Kinder aus Ahrensburg zählen dazu. Warum sie hier wohnen und was sie begeistert

Wenn Britta von ihrem neuen Zuhause erzählt, huscht ein Strahlen über ihr Gesicht. „Wir sind im Paradies gelandet“, sagt die 43 Jahre alte Frau mit den rotbraunen Haaren – und meint damit nicht grüne Palmen am türkisglitzernden Meer. Brittas Paradies liegt zwischen Baggern und Baufahrzeugen, zwischen Roh- und Neubauten auf Stormarns größter Baustelle, dem Erlenhof in Ahrensburg. In einem dieser Häuser lebt Britta mit ihrem Mann Daniel, 44, und den Kindern Lilly Marie, fast 2, und Leo Luca, 6.

Die Familie zählt zu den ersten Bewohnern des Neubaugebiets – vier Menschen von bald rund 900 Erlenhof-Bewohnern. Die meisten von ihnen werden dann Neu-Stormarner sein – von derzeit 32.924 Einwohnern in Ahrensburg und 235.662 Einwohnern im Kreis Stormarn. Das sind die aktuellen Zahlen, die das Statistikamt Nord jetzt veröffentlicht hat.

Aber wer erfasst eigentlich alle diese Menschen in Stormarn? Wir fragen nach bei Jürgen Delitz vom Statistikamt Nord in Hamburg. „Gezählt werden die Menschen von uns, zuletzt mit dem Zensus 2011 durch die Auswertung der Melde- und anderer Register“, sagt Delitz. Ergänzt werde die Auswertung dann durch Stichprobenerhebungen in größeren Gemeinden, durch eine Gebäude- und Wohnungszählung und weitere Erhebungen. Künftig wird alle zehn Jahre neu gezählt, das nächste Mal also im Jahr 2021. In der Zeit dazwischen werden einfach die Geburtenzahlen und Sterbefälle sowie die Fort- und Zuzüge abgezogen beziehungsweise dazugezählt.

Britta und Daniel sind mit ihren Kindern seit Dezember statistisch in Stormarn erfasst. Bis dahin lebte die Familie in einem Mietshaus im Hamburger Stadtteil Rahlstedt. „Kurz vor Weihnachten sind wir dann nach Ahrensburg gezogen, in einer Nacht- und Nebelaktion, wie das so üblich ist“, sagt Daniel und lacht. Für Britta war dieser Tag sogar mit einer besonderen Überraschung verbunden: „Die Treppe ins Obergeschoss war erst am Tag vorher fertig geworden. Weil ich Höhenangst habe, konnte ich die Räume im ersten Stock kein einziges Mal vorher sehen.“

Die Familie ist nur eine von vielen, die aus der Hansestadt in den sogenannten Hamburger Speckgürtel siedeln. Der Grund liegt insbesondere in den niedrigeren Grundstückspreisen im Vergleich zur Großstadt. „Wir haben viele Jahre nach Baugrund gesucht, im Raum Hamburg und der nahen Umgebung – und uns dabei eigentlich die Zähne ausgebissen“, erzählt Daniel. Auch Ahrensburg hatten er und seine Frau damals in Erwägung gezogen – die Idee dann aber wieder verworfen, „weil die Nachmittagskinderbetreuung in Schleswig-Holstein de facto nicht existierte.“

Es wurde ausgelost, wer den Zuschlag für das Grundstück bekommt

Trotzdem schrieben sie sich vor etwa vier Jahren auf der jährlichen Ahrensburger Messe Immobilienfrühling als Interessenten für den Erlenhof ein. „Und so kam es, dass wir vor zwei Jahren gefragt wurden, ob wir noch Interesse hätten“, sagt Daniel. Die Familie bewarb sich für zwei Grundstücke. Den Rest entschied das Los. Zwischen zehn und fünfzehn Interessenten soll es gegeben haben. Im Juni 2014 folgte der Baubeginn. „Als sich dann noch herausstellte, dass auch noch eine Kita mit Ganztagsbetreuung gebaut wird, war unsere Hauptsorge auch gelöst.“ Beide Elternteile arbeiten in Hamburg. Britta ist im Marketing tätig, aber gerade in Elternzeit. Daniel arbeitet im Vertrieb.

Daten und Fakten

235.662 Einwohner leben aktuell im Kreis Stormarn. Davon sind laut Statistikamt Nord 121.027 Frauen und 114.645 Männer.

In der Gemeinde Wesenberg gibt es eine Besonderheit: Hier leben genauso viele Männer wie Frauen, nämlich jeweils 775 der Einwohner.

45 Jahre betrug im Jahr 2013 das durchschnittliche Alter der Einwohner des Kreises Stormarn.

1897 Babys wurden von Frauen aus Stormarn im Jahr 2013 geboren. Davon sind 979 Jungen, 918 sind Mädchen.

2540 Stormarner sind im Jahr 2013 gestorben.

17.506 Menschen sind im Jahr 2013 neu in den Kreis Stormarn gezogen. 5438 von ihnen kamen aus Hamburg.

15.484 Menschen sind in dem gleichen Zeitraum weggezogen

17 Einwohnermeldeämter im Kreis kümmern sich um An- und Abmeldungen, Passangelegenheiten, Beglaubigungen und vieles mehr.

Über 45,9 Quadratmeter Wohnfläche verfügten Stormarns Einwohner im Jahr 2012 durchschnittlich.

2011 Euro kostet laut dem LBS Immobilienatlas ein Quadratmeter Wohnfläche im Kreis Stormarn im Durchschnitt. In Ahrensburg wohnt es sich mit 2590 Euro besonders teuer, in Bargteheide mit 1986 Euro eher günstig.

Mit 1,63 Quadratkilometern Fläche ist Hohenfelde der kleinste Wohnort Stormarns. In der Gemeinde leben 57 Menschen, 35 pro Quadratkilometer.

52,6 Quadratkilometer misst die Fläche der größten Stadt Stormarns, der Kreisstadt Bad Oldesloe. Trotzdem hat sie mit knapp 24.000 Menschen nicht die meisten Einwohner. Auch hier hat Ahrensburg mit mehr als 31.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die Nase klar vorn. Die Schlossstadt ist allerdings mit einer Fläche von 35,3 Quadratkilometern deutlich kleiner als die Kreisstadt. hppk

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Den Zuschlag für das Grundstück empfindet die Familie als Meilenstein im Leben. „Wir fühlen uns so unglaublich wohl hier“, sagt Britta. In Stormarn herrsche eine andere Atmosphäre als in der Stadt. „Hier habe ich ein richtiges Urlaubsgefühl, es ist alles entspannter“, sagt die Frau mit dem sympathischen Lächeln. „Es scheint, als nähmen sich die Menschen mehr Zeit für alles“, sagt Daniel. Auch er spürt die Entschleunigung, merkt den Unterschied zwischen Stadt und ländlicher Region.

Dazu komme eine generelle Offenheit innerhalb des Neubaugebiets: „Die meisten Nachbarn sind ja neu zugezogen und befinden sich in der gleichen Lebensphase“, sagt der Familienvater. Sie alle müssen ihr Umfeld neu erschließen. Das gilt auch für die Kinder: „Unsere beiden haben in den wenigen Wochen einen riesengroßen Entwicklungsschritt getan“, so Daniel. Gleich in der ersten Woche habe sein Sohn am Haus nebenan geklingelt, um mit den Nachbarsmädchen zu spielen. „Das hätte er in Rahlstedt wohl nicht gemacht“, sagt der Vater.

Britta und Daniel schicken ihre Kinder durch eine „Dreckschleuse“ ins Haus

Die Verwandlung vom unbebauten Acker zum Wohngebiet ist noch lange nicht abgeschlossen. „Deshalb bin ich sehr froh über unsere Dreckschleuse“, sagt Britta – und meint damit die direkte Verbindung vom Carport ins Haus. Hier wechseln die Kinder Schuhe und Jacken. Denn bis rund ums Haus alles gepflastert ist, bis die Bagger und Baufahrzeuge von den Straßen verschwinden und alle Flächen im Erlenhof bebaut sind, wird noch viel Zeit ins Land gehen.

Der Kreis Stormarn wächst gegen den Trend, doch der Bauboom stellt Städte und Gemeinden auch vor Herausforderungen: Teils platzen Kitas, Schulen, Sportvereine oder Arztpraxen aus allen Nähten. Die Stadt Glinde brachte das große Neubaugebiet An der alten Wache an den Rand ihrer Kapazitäten. Jetzt, nach mehreren Jahren, habe sich aber alles gut eingependelt, sagte Glindes Bürgermeister Rainhard Zug dem Hamburger Abendblatt.

Britta, Daniel und die Kinder lieben ihr neues Zuhause am Rande des Erlenhofs. Vor ihrer Terrasse hoppeln die Kaninchen, und manchmal gucken sogar schnatternde Gänse oder ein Fasan vorbei. „Wir haben ihn Kalle getauft“, sagt Daniel und lacht. „Die Natur tut uns einfach gut“, sagt Britta. „Wir freuen uns riesig, dass wir diese Chance bekommen haben, hier zu bauen und zu leben.“

2000 Zuzüge gab es im Jahr 2014

Im vergangenen Jahr sind 2000 Menschen neu in den Kreis Stormarn gezogen. Die Preise für Baugrundstücke und die Zahl abgeschlossener Kaufverträge in Stormarn steigen weiter an, die Nachfrage nach Grundstücken ist so groß wie nie zuvor. Kurzum: Stormarn boomt.

Aber warum ist das so? Dass der Kreis Stormarn als besonders attraktiver Wohnort wahrgenommen wird, liegt laut Landrat Klaus Plöger vor allem an der günstigen geographischen Lage zwischen den Hafenstädten Hamburg und Lübeck. Diese sei durch umfangreiche Verkehrsverbindungen perfekt ausgenutzt. Zudem gebe es in Stormarn eine stetige Ansiedlung von Betrieben – was einer der Gründe dafür ist, dass der Kreis mit vier Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Norddeutschland besitzt.

Außerdem freut sich Plöger über noch etwas: den Umgang der Politiker im Kreistag. „Während andere damit beschäftigt sind, sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen, arbeiten wir parteiübergreifend zusammen.“