Seit 2006 ist die Zahl der Notrufe stark gestiegen. Jetzt wird erst mal das Personal aufgestockt, und die Räume werden erweitert.
Bad Oldesloe. Knapp eine Million Euro hat der jüngste Umbau der Integrierten Regionalleitstelle Süd (IRLS) in Bad Oldesloe gekostet. Und während das Ergebnis– ziemlich genau zwei Jahre nach seiner Fertigstellung – noch fast als neu bezeichnet werden dürfte, wird schon über einen Neubau gesprochen. Spätestens 2018, so die Prognosen, reicht der Platz im Hochhaus an der Oldesloer Mommsenstraße nämlich nicht mehr aus für die Disponenten und die Technik, die sie benötigen, um jeden 112-Notruf aus den Kreisen Stormarn, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg entgegenzunehmen und die Einsätze aller in der Region aktiven Rettungsdienste und Freiwilligen Feuerwehren zu koordinieren.
Um die zehn Prozent werden die Einsatzzahlen jedes Jahr steigen
Am Montag kommender Woche will Stormarns Landrat Klaus Plöger bei einem Treffen mit Vertretern der anderen beiden Kreise „das Thema voranbringen“, wie er sagt. Es handele sich um erste Gedankenspiele. Plöger: „Es ist deutlich, dass wir in der Zukunft eines neues Gebäude für die Rettungsleitstelle brauchen. Wir stehen aber ganz am Anfang eines langwierigen Planungsprozesses.“
Laut Frank Wojciechowski, Leiter der IRLS, ist die Zahl der Einsätze, die die Leitstellen-Mitarbeiter disponieren, in den vergangenen acht Jahren stark gestiegen. Allein 2014 sei es im Vergleich zum Vorjahr ein Plus um 13 Prozent gewesen. Macht insgesamt 116.224 Einsätze pro Jahr. Wovon gut die Hälfte, nämlich 60.518, Krankentransporte waren – also bestellte Fahrten zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern und den Wohnhäusern der Patienten. In 50.726 Fällen handelte sich es um Rettungseinsätze; exakt 5000-mal koordinierten die Disponenten die Einsätze der Feuerwehren. Das macht täglich im Durchschnitt 318 Anrufe. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Einsätze in den Kreisen weiterhin jährlich um etwa zehn Prozent steigen wird. „Das liegt vor allem am demografischen Wandel“, sagt Landrat Plöger. Heißt konkret: Je älter die Bevölkerung im Schnitt wird, desto öfter wird ein Rettungswagen oder einen Krankentransport benötigt.
Rund 625.000 Einwohner leben in dem Gebiet, das von der Leitstelle in Bad Oldesloe betreut wird. 3421 Quadratkilometer ist es groß, reicht damit von Geesthacht bis zur Ostsee-Insel Fehmarn, von Tangstedt bis zur Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Im Sommer kommen rund eine Millionen Menschen hinzu. Das sind die Touristen, die allein nach Ostholstein reisen. Auf der anderen Seite stehen 80 Einsatzfahrzeuge der Rettungsdienste und 365 Feuerwehren, Einsatzkräfte der Schnelleinsatzgruppe und des Katastrophenschutzes sowie der in Ostholstein stationierte Rettungshubschrauber Christoph 12 den Disponenten zur Verfügung.
Bereits in diesem Jahr wird die Leitstelle am Standort erweitert
Bis 2006 hatten die drei Kreise ihre eigenen Leitstellen. Am 1. März fusionierten dann Stormarn und Herzogtum Lauenburg, 2013 kam Ostholstein hinzu. Gutachter errechneten damals, dass 24 Sachbearbeiter ausreichen, um im Schichtdienst das Gebiet zu betreuen. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Anja Kühl, Leiterin des Fachbereichs Ordnung beim Kreis Stormarn und damit zuständig für die IRLS, sagt: „Wir haben nun 27 Disponenten.“ Drei weitere Mitarbeiter werden zum 1.April eingestellt, noch einer kommt im Juni.
Gleichzeitig beginnt eine erneute Erweiterung der Leitstelle. Zu den Räumen im zweiten Obergeschoss des Hauses B der Kreisverwaltung sollen weitere im dritten Obergeschoss hinzukommen. Rund 200.000 Euro kostet diese Erweiterung ungefähr. Die sei weniger wegen der personellen Aufstockung, sondern wegen gestiegener Auflagen notwendig, die nachträglich nun auf die Verantwortlichen zugekommen sind. Kühl: „Eine Untersuchung hat ergeben, dass wie mehr Räume brauchen.“ Darunter: ein Ruheraum, getrennte Toiletten für die Männer und Frauen und nicht zuletzt getrennte Umkleidekabinen. Noch in dieser Woche sollen die Mitarbeiter nämlich Dienstkleidung bekommen. Im Juni soll die Erweiterung abgeschlossen werden sein.
Wann die Planungen für einen Neubau eines Gebäudes für die Integrierte Leitstelle Süd konkret werden, ist unklar. Ein Standort ist möglicherweise aber schon gefunden: auf der neuen Rettungswache, die an der Straße Rögen in Bad Oldesloe gebaut werden soll. So steht im Beschluss der Politiker: „Der Sozialbereich soll die Möglichkeit beinhalten, später aufstockbar zu sein.“
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Planung und Bau hatten die Kreispolitiker beschlossen, dass der vorgestellte Entwurf, der auch diese Möglichkeit offenhält, nun realisiert werden soll. Der Großteil des Gebäudes soll in diesem Jahr fertig werden, kleinere Restarbeiten wären Anfang 2016 zu erledigen (wir berichteten). Der Flachdach-Neubau soll 517 Quadratmeter groß sein. Bauherr wird der Kreis sein; die Kosten von 1,7 Millionen Euro werden langfristig zu 100 Prozent von den Krankenkassen refinanziert.