Die Menschen in Oststeinbek fürchten, dass die Gemeindebüchereien schließen. Protestler haben mehr als 100 Unterschriften gesammelt.

Oststeinbek. In der Gemeinde Oststeinbek regt sich ein Bürgerprotest gegen die mögliche Schließung der beiden Büchereien in der Möllner Landstraße und in der Dorfstraße im Ortsteil Havighorst (wir berichteten). Nachdem der Kultur-, Sozial- und Jugendausschuss in der vergangenen Woche diskutiert hatte, die beiden Büchereien zusammenzulegen und in der Grundschule zu integrieren, verbreitete sich die Nachricht im Ort wie ein Lauffeuer. „Als ich das erfahren habe, war ich schockiert“, sagt Sandra Fligge, Initiatorin des Protests.

Sie fürchtet, mit der Zusammenlegung werde auch das Angebot schrumpfen. „Ich finde es nicht gut, dass so etwas ohne uns Bürger verhandelt wird. Da dachte ich mir, es muss jetzt was passieren.“ Mit dem Oststeinbeker Hubert Flentje organisierte sie kurzerhand eine Unterschriftenaktion. Mehr als 100 Unterzeichner konnten die beiden schon für sich gewinnen. Am heutigen Sonnabend, 28. Februar, wollen sie vor dem Einkaufzentrum weitermachen. „Viele nehmen auch selbst Listen mit und sammeln für uns weiter“, sagt Fligge. Die zweifache Mutter ist selbst Mitglied in der Gemeinde-Bücherei und leiht für ihre Kinder und sich wöchentlich Bücher, Hörbücher und DVDs aus.

Initiatorin spricht kommende Woche mit Bürgermeister Jürgen Hettwer

Auch Mitstreiter Hubert Flentje, 69, ist Dauergast in der Bücherei. „Die Gemeinde sollte das Lesen fördern statt Hemmschwellen aufzubauen.“ Ältere Menschen würden die Bücherei in einer Schule vielleicht nicht nutzen, vermutet er. „Die Bücherei liegt außerdem zentral und ist leicht erreichbar“, ergänzt Sandra Fligge.

In der kommenden Woche hat sie einen Termin bei Bürgermeister Jürgen Hettwer. Ihm möchte sie die Unterschriftenliste vorlegen und über Alternativen sprechen. „Die Bürger haben viele Ideen. Eine wäre zum Beispiel, die Gebühren nochmal kräftig zu erhöhen und nach einer Probezeit von einem Jahr zu bilanzieren“, sagt die 40-Jährige. Die Politiker hatten im Ausschuss zunächst eine Erhöhung der Jahresgebühr von fünf auf zehn Euro beschlossen. Von einer Zusammenlegung hatten sie aber vorerst Abstand genommen. Es bleibt aber langfristig ein Thema.

„Die Menschen sagen mir, sie wären bereit, sogar 15 bis 20 Euro Jahresbeitrag zu zahlen“, sagt Fligge. Ihr Wunsch: Die Verwaltung sollte kalkulieren, inwiefern man das Minus von rund 46.000 Euro mit Gebührenerhöhung kompensieren könnte. „Außerdem sollten die Öffnungszeiten erweitert werden. Es gibt bestimmt genügend Ehrenamtliche, die das machen würden. Ich wäre auch dabei“, so Fligge. Das würde, und da ist sie sich sicher, auch die Nutzerzahlen erhöhen. Eine Werbekampagne sei auch denkbar. „Manche Menschen wissen nicht einmal, dass Oststeinbek eine Bücherei hat.“

Laut Michaela Schurrer, Büchereileiterin, liegt die Zahl der Ausleih-Ausweise bei 416. Davon sind 126 Leser unter 18 Jahre alt. Sie zahlen keinen Beitrag. „Hinter den 290 über 18-Jährigen stecken aber mehr Nutzer, weil ganze Familien auf die Ausweise ausleihen“, sagt Schurrer. Im vergangenen Jahr wurden 22.825 Medien ausgeliehen. Die Zahl hat sich von 2010 bis 2014 verdoppelt.

Die Zahlen sprechen laut Figge für sich. Es gebe durch Neubaugebiete viel Einwohnerzuwachs in Oststeinbek. Da machten Einsparungen keinen Sinn. Hubert Flentje führt noch ein weiteres Argument für den Erhalt der Büchereien an. „Die Kreisumlage ist doch jetzt vom Tisch. Das entlastet die Gemeinde finanziell.“

Es gibt aber auch Bürger, die Verständnis für eine Schließung haben. Einer von ihnen ist Uwe Seifert. Der 71-Jährige: „Ob der Erhalt der Bücherei wirklich Sinn macht, bezweifle ich. Für die älteren Menschen, die viel lesen, wäre das zwar schade. Aber junge Leute lesen doch immer weniger oder greifen auf Online-Angebote zurück.“ Oststeinbek habe noch das rote Telefonhäuschen, dass voll mit Büchern für alle sei. „Das müsste doch auch reichen.“