Hohe Einbruchszahlen: Überwachungsfirmen und Handwerker im Kreis Stormarn verzeichnen gestiegene Nachfrage nach Sicherungssystemen.
Ahrensburg. Wer mit Menschen sprechen will, die sich hauptberuflich mit Einbrüchen beschäftigen, muss nicht zwangsläufig ins Gefängnis fahren. Denn dass die Einbrüche in Stormarn zunehmen, merken auch die Firmen im Kreis, die dabei helfen, sie zu verhindern: Wach- und Sicherheitsunternehmen. Claas Ypey, Geschäftsführer einer Firma in Ahrensburg, verkauft und installiert mit seinen Mitarbeitern Funkalarmsysteme und Überwachungskameras. „Immer mehr private Hausbesitzer sichern ihr Eigentum“, sagt er.
Die Polizei Schleswig-Holstein hat Kriterien erstellt, die Unternehmen erfüllen müssen, um als qualifizierte Errichter-Unternehmen zu gelten – für mechanische Sicherungseinrichtungen sowie für Überfall- und Einbruchmeldeanlagen. In Stormarn gibt es sie in Ahrensburg, Ammersbek, Bargteheide, Glinde, Oststeinbek, Reinbek, Reinfeld und Trittau.
Auch die Bargteheider Firma Joël-Technik ist aufgelistet, sie plant und installiert unter anderem Einbruchmeldetechnik. „Die Einbrüche nehmen zu, die Menschen haben Angst und treten vermehrt an uns heran“, sagt Monika Joël. Häufig aber sei den Menschen eine Meldeanlage zu teuer. Joël: „Für ein mittelgroßes Einfamilienhaus muss etwa mit 3500 Euro gerechnet werden, das ist natürlich viel Geld. Und dann sagen viele, sie lassen doch lieber nur Fenster mit Schloss einbauen – und das bieten wir nicht an.“
Dass die Sorge der Menschen zunimmt, merkt auch Hanno Steinberg, Geschäftsführer der Alarmzentrale Steinberg in Reinbek. „Die Leute wollen sich schützen, viele haben ein schlechtes Gefühl dabei, ihr Haus tagsüber allein zu lassen.“ Es gebe sehr viele Anfragen. „Aber bei den Tischlern ist noch mehr los.“ Das kann Wolfgang Brumm von der Tischlerei W. Schmidt & Sohn in Glinde bestätigen: „In den ersten Wochen in diesem Jahr wurde bei uns fast täglich ein Einbruch gemeldet. Gerade in den Orten in der Nähe von Hamburg wird es rapide mehr.“
In den vergangenen acht Jahren hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Stormarn laut Kriminalstatistik fast verdoppelt. 2013 wurden in Stormarn 1018 Taten angezeigt. Im Jahr 2005 waren es lediglich 518. In Reinbek wurde eine Sondereinheit der Polizei eingerichtet, die sich nur um Einbruchsdelikte kümmert. Kürzlich überprüften knapp 100 Polizisten bei einer Großkontrolle 450 Autofahrer, fünf der sechs Kontrollstellen lagen in Stormarn.
Polizeisprecherin Sonja Kurz sagt: „Wir sind natürlich gebeutelt hier im Hamburger Randbereich. Man kann aber einiges tun, um sein Haus oder seine Wohnung vor Einbrechern zu schützen. Denn die Kriminalstatistik zeigt auch, dass es bei vielen Taten beim Versuch bleibt.“ Die Präventionsspezialisten der Polizei informieren auch gemeinsam mit Fachbetrieben vor Ort. „Man kann eine ganze Menge machen, es muss nicht immer gleich die teuerste Alarmanlage sein“, sagt Kurz.
Das meint auch Wolfgang Brumm von der Tischlerei Schmidt aus Glinde. „Man soll nicht übertreiben, sondern sich beraten lassen und gucken, was Sinn ergibt.“ Die größten Schwachstellen seien Fenster und Türen. „Eine Haustür, die nicht abgeschlossen ist, ist innerhalb von drei Sekunden aufgebrochen“, sagt er. Dann gebe es häufig noch nicht einmal Spuren, und es könne schwer werden, den Schaden von der Versicherung ersetzt zu bekommen.
Sinnvoll könnten deshalb automatisch verriegelnde Schlösser sein. Oder eben ein Extra-Riegel. „Und Fenstergetriebe können ausgetauscht werden gegen welche, die sich nicht so leicht aufhebeln lassen.“ Es gehe darum, Gelegenheitsdiebe abzuhalten. „Wenn wirklich jemand einbrechen will, schafft er das auch. Aber viele geben auf, wenn es zu lange dauert.“
Hanno Steinbergs Firma in Reinbek bietet Einbruchmeldeanlagen an. „Wer nach einem Einbruch zur Beratung kommt, ist oft verängstigt. Ich sage dann: nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen.“ Benötigt werde ein solides Konzept. Es bringe nichts, eine teure Anlage zu installieren, wenn die Fenster einfach aufgehebelt werden können.
Die Reinbeker Alarmzentrale betreut etwa 1500 Anlagen. „Es ist rund um die Uhr jemand vor Ort, der dann die mit den Kunden abgesprochene Maßnahme einleitet.“ Bei Privatleuten werde häufig erst angerufen und nach einem persönlichen Kennwort gefragt. Zu drei bis vier Einsätzen täglich rücken Steinbergs Mitarbeiter aus. Der Chef sagt: „Die Anlagen können zwar nicht verhindern, dass eingebrochen wird, aber sie können verhindern, dass alle Sachen durchwühlt werden.“
Wie wichtig das sein kann, weiß auch Wolfgang Brumm: „Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man weiß, dass ein anderer alles durchsucht hat. Ich habe auch schon erlebt, dass Opfer ihr Haus verkaufen und umziehen.“