Neue Vorschläge der Fraktionen seien in diesem Jahr nicht realisierbar, sagt die Verwaltung. Die Politiker hatten elf Standorte für Flüchtlingsunterkünfte in Reinbek prüfen lassen.

Reinbek. Die Verwaltung in Reinbek will die Schaffung von Flüchtlingsunterkünften auf einer Erweiterungsfläche am Freizeitbad sowie nahe dem Bolzplatz Feldstraße im Ortsteil Neuschönningstedt forcieren. Diese Standorte hatte im vergangenen Jahr bereits die Politik in einem ersten Schritt beschlossen, das Rathaus dann aber wegen hoher Erschließungskosten mit der Prüfung von Alternativen beauftragt. Konkret hatten die Entscheider elf weitere Vorschläge gemacht – sie alle wurden jetzt abgelehnt. Das geht aus der Verwaltungsvorlage hervor, über die der Bau- und Planungsausschuss am Dienstag, 10. Februar, diskutiert.

„Jegliche Investitionen müssen eine Nachhaltigkeit haben, außerdem ist das Projekt noch 2015 umzusetzen. In sämtlichen Fällen ist das nicht möglich“, sagt Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel. Geprüft wurden unter anderem das Areal des Reinbeker Recyclinghofes im Ortsteil Neuschönningstedt, der Parkplatz Berliner Straße am Täby-Platz, die ehemalige Aldi-Fläche an der Kampstraße und die Schulerweiterungsfläche am Mühlenredder. Maßgeblich für das Urteil waren vier Kriterien: neben der schnellen Umsetzung sowie der Nachhaltigkeit die Grundstückskosten und eine Genehmigungsfähigkeit mit positiver Prognose für ein späteres Bebauungsplanverfahren.

„Unter den finanziellen Voraussetzungen und vor dem Hintergrund des Zeitdrucks und der rechtlichen Unsicherheiten sind Freizeitbad und Feldstraße die besten Lösungen“, sagt Reinbeks Bürgermeister Björn Warmer. Eben jene Flächen, auf denen die Entscheidungsträger bereits 2014 den Bau von zwölf Mobilheimen aus Holz, deren Anschaffung mit 1,08 Millionen Euro veranschlagt ist, beschlossen hatten.

Als die Verwaltung im Nachhinein die Erschließungskosten auf rund 900.000 Euro schätzte, wobei fast zwei Drittel auf die Fläche des Schwimmbads entfallen, war das den Stadtverordneten zu viel. Der Beschluss wurde zwar nicht aufgehoben, doch wollte die Politik Alternativen unter die Lupe nehmen. Deshalb sind die im Haushalt eingestellten zwei Millionen Euro für Flüchtlingsunterkünfte auch mit einem Sperrvermerk versehen.

Am 26. Februar sollen die Stadtverordneten auf ihrer Sitzung Nägel mit Köpfen machen, damit die Planungen weitergehen können. Der Handlungsdruck ist jedenfalls gewachsen. Warmer: „Wir brauchen eine Entscheidung zum allernächsten Zeitpunkt. Es gibt eine Gesamtverantwortung für die Lösung des Problems.“ Reinbek muss in diesem Jahr Platz für weitere 130 Flüchtlinge schaffen. 80 von ihnen in Wohnungen unterzubringen, beschreibt die Verwaltung schon als „Herausforderung“. 50 Personen sollen in die Mobilheime ziehen, die frühestens im August bezugsfertig sind.

„Es ist schwer zu verstehen, dass sich der Bau verzögert. Ich hätte mir eine pragmatischere Vorgehensweise der Politik gewünscht“, sagt Kurt Martens. Der 70-Jährige unterstützt die Reinbeker Flüchtlingsinitiative. Am Mittwoch suchte er mit den Ehrenamtlichen und Flüchtlingen, die zurzeit im Ortsteil Krabbenkamp untergebracht sind, an der Straße Auf dem Großen Ruhm den Kontakt zur Bevölkerung. Ziel war es, Spenden in Form von Fahrrädern zu generieren. Ein halbes Dutzend kamen bis jetzt zusammen.

Verwaltungschef Warmer teilt Martens’ Meinung nicht. Er habe Verständnis für die Politik: „Es gibt einfach Sicherheiten, die Entscheidungsträger brauchen. Ich hoffe, wir haben ihnen durch die Prüfung die nötige Unterstützung gegeben.“ Eines ist sicher: Die Erschließungskosten an den Standorten Freizeitbad und Bolzplatz werden laut Noetzel günstiger als prognostiziert.