Die Städte Bad Oldesloe und Reinfeld sowie das Amt Bargteheide-Land schließen sich der Initiative von Beruf und Familie Stormarn an. Das Projekt wird zunehmend erfolgreich und dient bereits als Vorbild.
Bad Oldesloe. Mehr Familienfreundlichkeit in Unternehmen – das ist das Ziel der Beruf und Familie Stormarn GmbH. Seit zweieinhalb Jahren bietet sie deshalb Kinderbetreuung in Notfällen an, in Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern. Seit Januar sind auch die Kommunen Bad Oldesloe, Reinfeld und die Amtsverwaltung Bargteheide-Land mit im Boot. „Die Notfallbetreuung ist für uns eine gute Möglichkeit, keine terminlichen Lücken mehr entstehen zu lassen“, sagt der Oldesloer Bürgermeister Tassilo von Bary. „Wenn Mitarbeiter in leitender Positionen wichtige Termine nicht wahrnehmen können, weil sie zu Hause ein krankes Kind betreuen müssen, kann das zum Beispiel bei Bauprojekten schnell teuer werden“, so der Verwaltungschef.
Die Planungssicherheit sei nicht nur für die Unternehmen wichtig, sondern auch entlastend für die Familien, betont Birte Kruse-Gobrecht. Sie ist die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn und hat die Initiative 2012 ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich 48 Arbeitgeber mit insgesamt rund 8000 Angestellten daran, darunter sieben Verwaltungen.
Das Prinzip funktioniert wie eine Versicherung: Die Arbeitgeber zahlen eine jährliche Pauschale an die Beruf und Familie GmbH. Dafür können die Mitarbeiter des Unternehmens die Notfall-Kinderbetreuung in Anspruch nehmen. Zudem gibt es Angebote bei planbaren Engpässen sowie in Ferienzeiten.
„Die Stadt Bad Oldesloe zahlt künftig 2400 Euro pro Jahr für die 240 Mitarbeiter einschließlich der Stadtwerke. Also zehn Euro pro Kopf“, sagt Bürgermeister von Bary. Allerdings komme das Kinderbetreuungs-Paket nur für etwa ein Fünftel der Angestellten in Frage, da ein Großteil der Mitarbeiter keine kleinen Kinder mehr habe.
Das Angebot für Pflege und Betreuung soll weiter ausgebaut werden
Doch auch ältere Arbeitnehmer profitieren davon: „Für viele wird das Thema Pflege und Betreuung der Eltern immer relevanter“, sagt Kruse-Gobrecht. „Hier bieten wir telefonische Beratung an und vermitteln in andere Netzwerke.“ Auch dieser Service soll künftig weiter ausgebaut werden.
Mit dem Angebot der Beruf und Familie GmbH hat der Kreis Stormarn eine Vorreiterrolle in Schleswig-Holstein übernommen. „Dabei ist das Thema längst überfällig“, sagt Kruse-Gobrecht. „Mittlerweile ziehen aber immer mehr Kreise nach und fragen nach unseren Erfahrungen.“ Denn gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung müssten Arbeitgeber ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, um gute Fachkräfte zu finden und halten zu können.
Und doch braucht es viel Geduld, das Projekt zu etablieren. Rund 150 Arbeitnehmer von den insgesamt 8000 Angestellten sind derzeit für die Kinder-Notfallbetreuung angemeldet. Seit Mitte 2012 gab es rund 200 Einsätze: Neun Fälle waren im ersten Jahr, 2013 kam es zu 50 Einsätzen, im vergangenen Jahr stieg die Zahl bereits auf 140 Fälle.
„Die Phase der Skepsis haben wir jetzt hinter uns. Die Nachfrage steigt, da entsteht gerade eine große Dynamik“, sagt Birte Kruse-Gobrecht. Sie wirkt zufrieden. Pionierarbeit braucht eben immer seine Zeit.