SPD-Landeschef gibt der Anti-Islam-Bewegung Pegida die Mitschuld am Anschlag in Grabau. Mit dieser Fern-Analyse macht er sich den schlimmen Vorfall politisch zunutze.
Grabau. Grabaus Bürgermeister Hans-Joachim Wendt (Wählergemeinschaft WGG) muss plötzlich Fernseh- und Rundfunkinterviews geben. Vertreter des schleswig-holsteinischen Innenministeriums sind in das 700-Einwohner-Dorf angereist. Die Kriminalpolizei ermittelt: Nach der Attacke auf eine Flüchtlingsunterkunft in der Hohendammer Mühle herrscht große Aufruhr in dem kleinen Ort – und lässt Schlimmstes vermuten: Sind die bundesweit zunehmenden Ressentiments und Anschläge gegen Flüchtlinge jetzt auch in Stormarn angekommen? Man weiß es noch nicht.
Auf einer Pressekonferenz wurde ausdrücklich betont, es gebe keine Hinweise auf eine fremdenfeindlich motivierte Straftat. Innenstaatssekretärin Manuela Söller-Winkler (SPD) und Landrat Klaus Plöger äußerten die Hoffnung, die Tat sei nur ein „Dummejungenstreich“ gewesen. Angesichts der Todesangst, die die Flüchtlinge ausgestanden haben müssen, ist diese Wortwahl wenig angemessen.
Weit unangemessener sind aber die Worte von Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner. Der Bundesvize gab der Anti-Islam-Bewegung Pegida die Mitschuld an der Tat: Wer Stimmung gegen Flüchtlinge mache und damit ein Klima der Intoleranz schaffe, trage dazu bei, dass so etwas passiert, sagte Stegner den Lübecker Nachrichten. Mit einer derartigen Analyse aus der Ferne macht sich Stegner den schlimmen Vorfall einfach mal politisch zunutze. Das muss nun wirklich nicht sein.