Verwaltung der Stadt Ahrensburg arbeitet an Anträgen zur Städtebauförderung. 14 Millionen Euro Zuschuss von Bund und Land sind möglich. Die Zusage über das Geld zur Rathaussanierung liegt bereits vor.
Ahrensburg. Es geht um sehr viel Geld, das Ahrensburg zugute kommen soll. Genauer gesagt um 21 Millionen Euro, die in den nächsten 15 Jahren dafür sorgen könnten, dass sich die Stadt im Zentrum schöner denn je zeigt – 14 Millionen könnte Ahrensburg von Bund und Land bekommen. Eine große Chance, doch um alles auszuschöpfen, bedarf es sehr genauer Pläne und vieler Experten im Rathaus, die wissen, wie das Geld dafür beantragt wird.
Im Oktober wurde Ahrensburg ins Förderungsprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen wurde. Die Stadt hat in dem Bescheid vom Innenministerium zunächst eine Zusage über 6,6 Millionen Euro für den Zeitraum 2014 bis 2018 bekommen, die zu jeweils einem Drittel von Bund und Land sowie durch gemeindliche Eigenmittel finanziert werden. Das Geld ist zwar pauschal für das Projekt „Innenstadt/Schlossbereich“ bestimmt, tatsächlich aber fließt es zunächst fast ausschließlich in ein Projekt, das Signalwirkung hat: die Sanierung des 1969/70 erbauten Rathauses, das seit Februar dieses Jahres denkmalgeschützt ist.
Uni-Experten schätzen Kosten für die Rathaussanierung auf 6,45 Millionen
Die Ahrensburger Stadtplanerin Juliette Schickel beschreibt, wie wichtig die Expertisen in den Gutachten zum Rathaus, die breite öffentliche Diskussion und schließlich die Aufnahme in die Denkmalliste waren, um das Bewusstsein – ebenso vor Ort wie in der Landeshauptstadt – dafür zu schärfen, was in Ahrensburg nötig und möglich ist. „Die Qualitätsdiskussion und der Denkmalschutz waren eine Riesenrückenstärkung“, sagt sie.
Der vom Ahrensburger Architekten Karl-Heinz Scheuermann (1920–2002) entworfene Verwaltungsbau mit Turm ist das jüngste Denkmal in Schleswig-Holstein – und dadurch zu einem Leuchtturmprojekt geworden, von dessen Anerkennung die gesamte Innenstadt profitieren kann. Denn die Förderung des Rathauses wird auch Schwung in die überfällige Modernisierung des Umfeldes und der Hamburger Straße sowie in die Sanierung des Gebiets Große Straße (Nord) und Alter Markt bringen. Außerdem eröffnet die Unterstützung Spielräume für den Ausbau des Kulturzentrums Marstall mit dem Speicher am Gutshof.
Um all das gefördert zu bekommen, braucht es entsprechend überzeugende Pläne und Rathausmitarbeiter, die genau wissen, wie Förderung funktioniert. „Das ist für uns ein neues Fördergebiet, zu dem wir viele Verständnisfragen haben, damit wir es optimal auf Ahrensburg anwenden können“, sagt Ulrich Kewersun. Deshalb haben sich der Leiter des Bauamts und Mitarbeiter in Kiel informiert und dort erfahren, dass die Förderstelle die Verwaltung auch in dieser Frage mit Schulungen unterstützen wird.
Klar ist, dass die Sanierung des Rathauses erste Priorität hat, weil es bereits Vorplanungen gibt und Auflagen in Sachen Brandschutz, die rasches Handeln verlangen. „Wir haben gerade den Zuwendungsbescheid von der Investitionsbank Schleswig-Holstein bekommen“, sagt Kewersun. Die Auszahlung der 6,6 Millionen Euro verteilt sich über die Jahre 2014 bis 2018 entsprechend den Planungs- und Bauabschnitten. 6,45 Millionen Euro sind für die Rathaussanierung bestimmt, 150.000 Euro für die sogenannte Vorbereitende Untersuchung und das städtebauliche Entwicklungskonzept des Gesamtpakets „Innenstadt/Schlossbereich“, das die Stadt bis etwa 2030 beschäftigen dürfte.
Die fürs Rathaus bereits bewilligten 6,45 Millionen Euro basieren auf vorläufigen Kostenschätzungen, die sich unter anderem auf ein Gutachten von Fachleuten der Technischen Universität Braunschweig beziehen. Neben dem Brandschutz sind auch energetisch wirksame Renovierungen, aber auch Reinigungs- und Verschönerungsarbeiten dringend erforderlich.
Achim Keizer, im Rathaus für Gebäudewirtschaft zuständig, erläutert die voraussichtlichen Kosten: „Für den Brandschutz wurden insgesamt 2,6 Millionen Euro veranschlagt. Darin enthalten sind Elektroarbeiten, die Erstellung feuerfester Wände sowie der Bau einer Feuertreppe auf der Rückseite des Rathauses und selbstverständlich auch die Aufwendungen für Planungs- und Ingenieursarbeit.“
Weiterer großer Kostenbereich sei die energetische Sanierung des Verwaltungsbaus: Für den Austausch aller Fensterscheiben gegen ein Glas, das besser gegen Außentemperaturen und Schall schützt, werde mit etwa einer Million Euro gerechnet – inklusive der Aufarbeitung der Außenjalousien. Auch die Dämmung des Gebäudes dürfte etwa eine Million kosten. Wobei noch zu prüfen sei, ob im Inneren oder zwischen zwei Betonschichten zu dämmen sei – Letzteres würde allerdings eine Vergrößerung der Fensterbänke erfordern, was vom Denkmalschutz genehmigt werden müsste.
Rund eine halbe Million könnten die überfälligen Verschönerungsarbeiten kosten: ein haltbarerer Neuanstrich des schwarzen Rathausturms und die Reinigung der Fassade. Das strahlende Weiß der Kiesel aus Carrara-Marmor im Waschbeton soll wieder sichtbar gemacht und das Ganze durch eine Beschichtung besser als vorher geschützt werden. Etwa eine Million wurden als Reserve für umweltschutzrelevante Bauteile eingeplant. Der Rest sind Planungskosten und Energiegutachten.
Während der Arbeiten werden ganze Etagen vorübergehend gesperrt
Ob die Kostenschätzung am Ende zutrifft, ist bei dem 45 Jahre alten Betonbau offen. Hochbau-Fachmann Achim Keizer ist zuversichtlich: „Die Bausubstanz ist nicht zuletzt wegen der Verwendung hochwertiger Materialien gut. So müssen zum Beispiel nur zwei der vielen Fensterrahmen aus Teakholz ausgetauscht werden.“ Dennoch seien Überraschungen nie auszuschließen: „Bauen im Bestand hat immer ein Kostenrisiko, das weiß jeder Hausbesitzer.“
Zunächst wird eine Prioritätenliste erarbeitet, die auch die Reihenfolge der Arbeiten vorgibt. Alles muss mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, bevor das Gebäudemanagement Schleswig-Holstein mit seinem Okay den Startschuss geben kann. Ulrich Kewersun rechnet damit, dass vielleicht schon 2015 erste Aufträge vergeben werden könnten, aber der Baubeginn nicht vor 2016 sein wird. Mit der Fertigstellung der Rundumsanierung rechnet er für 2017/18.
Gewiss ist, dass die Sanierung die Arbeit der Verwaltung und den Kundenverkehr belasten wird. Ganze Stockwerke müssen zeitweise geräumt und Abteilungen vorübergehend anderswo untergebracht werden.
Parallel zur Rathaussanierung würde die Verwaltung die anderen alten Ahrensburger Baustellen entwickeln, also entsprechend dem vorbereiteten neuen Flächennutzungsplan die Sanierung der Innenstadt bis hin zum Schloss entlang der Achsen der barocken Stadt forcieren. Eine Chance, die man unbedingt nutzen muss, denn Fördergeld dafür sprudelt jetzt. Bauamtsleiter Kewersun: „Wir haben in der Städtebauförderung so viel Etat wie seit den 70er-Jahren nicht mehr. Der Bund hat die Mittel aufgestockt, und wir haben Hinweise, dass es auch im Land Priorität für diese Maßnahmen gibt. Ein gutes Signal waren auch die einstimmigen Beschlüsse unserer Stadtverordneten zum Rathaus – der Anreiz hoher Fördermittel wirkt.“
Stadtplanerin Andrea Becker verspricht: „Die Förderung ermöglicht eine Qualität im öffentlichen Raum, die wir sonst nicht bekommen könnten. Und das Ganze wird am Ende nicht nur hübsch sein, sondern auch funktional und nachhaltig. Man wird es Ahrensburg in zehn, 15 Jahren ansehen.“