Sechs junge Männer – darunter vier Feuerwehrleute – sitzen in U-Haft. Einwohner reagieren mit Erleichterung. Polizei prüft, ob die Festgenommenen auch für weitere Fälle verantwortlich sind.
Ahrensburg. Erleichterung macht sich breit in Ahrensfelde. Und doch sitzt der Schrecken tief: Vier junge Männer der Feuerwehr in dem Ahrensburger Ortsteil sind in Untersuchungshaft genommen worden. Die 17 bis 21 Jahre alten Jugendlichen sollen für mindestens zehn Brände verantwortlich sein. Ein 17- und ein 20-Jähriger sitzen ebenfalls in Untersuchungshaft.
„Das war ein Schock für uns“, sagt der Ahrensfelder Landwirt Hans-Jürgen Wriggers. „Ich bin mit deren Vätern teils schon seit 30 Jahren bei der Feuerwehr zusammen. Da kann man jetzt nicht zur normalen Tagesordnung übergehen.“ Wriggers ist einer der Landwirte, bei denen es seit Oktober vergangenen Jahres gleich mehrfach gebrannt hat. Dreimal ging sein Stroh in Flammen auf. „Ich bin schon ein bisschen böse darüber, dass es so lange gedauert hat, bis sie sie geschnappt haben“, sagt Wriggers. „Die Polizei hat gute Arbeit geleistet. Aber sie wurde von übergeordneter Stelle offenbar ein wenig ausgebremst.“
Mit übergeordneter Stelle meint Wriggers die Lübecker Staatsanwaltschaft. Denn bereits im Oktober 2013 hatte er einen Verdacht gegen die vier Jugendlichen geäußert. Nach dem ersten Brand habe Wriggers die jungen Männer gefragt, wo sie an jenem Abend waren. „Sie haben gesagt, sie seien im Schwimmbad gewesen. Aber das hatte gar nicht auf“, sagt Wriggers.
Auch Landwirt Hans-Peter Rathjen erinnert sich an Auffälligkeiten, über die damals gesprochen wurde im Dorf: „Nachdem der erste Brand gelöscht war, soll einer der vier betroffenen Feuerwehrleute gesagt haben: Wenn Wriggers sein Stroh nicht wegräume, würde dieses als nächstes brennen.“ Offenbar eine Ankündigung. Ein paar Tage später wird sie zur schaurigen Realität für den Landwirt.
„Anscheinend haben die Verdächtigungen der Staatsanwaltschaft nicht ausgereicht, um aktiv zu werden oder die Jugendlichen weiter zu beobachten“, sagt Wriggers. Und Hans-Peter Rathjen erzählt: „Erst vor drei oder vier Wochen wurden Kanister gefunden. Nur rund 100 Meter von einer Halle entfernt.“ Die Polizei sei daraufhin verständigt worden. Diese sei der Sache aber offenbar nicht sofort nachgegangen. „Am Abend waren die Kanister wieder weg.“
Zwei Tage später brannten die Strohballen bei Hans-Joachim Gerken. Zum vierten Mal. Der Landwirt aus Hammoor hatte sich deshalb kürzlich mit anderen Bauern zusammengetan und eine Belohnung ausgesetzt: 4000 Euro für den entscheidenden Hinweis bei der Polizei zur Ergreifung der Brandstifter. Am Freitag sagte Gerken: „Ich muss definitiv wissen, ob die gefassten Männer auch für die Feuer in Hammoor verantwortlich sind. Dann werde ich mich mit den anderen Landwirten zusammensetzen.“
Bisher werden den verdächtigten Jugendlichen zehn Taten in Ahrensfelde und Siek zugeschrieben. „Wir haben hier einen dringenden Tatverdacht und hohe Verurteilungswahrscheinlichkeit“, sagt der ermittelnde Staatsanwalt Dirk Hartmann. Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen, die aufgeklärten Taten möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs.
Die Bewohner von Ahrensfelde sind über die Festnahmen sichtlich erleichtert. Landwirt Rathjen: „Ich hatte viele schlaflose Nächte. Wenn man Eigentum hat, sieht man das alles ein bisschen anders.“ Seine Frau Carola ergänzt: „Jetzt können wir endlich wieder zusammen ausgehen.“ Seit einem Jahr seien entweder sie oder ihr Mann zu Hause gewesen. Sie wollten den Hof nicht mehr allein lassen.
Auch in den Reitställen ist die Erleichterung groß: „Wir freuen uns, dass die Täter offenbar gefasst worden sind. Hoffentlich sind das dann auch die richtigen“, sagt Larissa Hollmann aus Asrensburg. Sie hat ihr Pferd auf dem Barghof in Ahrensfelde untergestellt. Ebenso ihre zwei Stallkolleginnen Mona Tonn und Christiane Rademann. „Jetzt kann ich endlich wieder richtig schlafen. Bei uns hatte ja auch hier ein Misthaufen gebrannt“, sagt Rademann.
Auch Christine Lafferenz ist froh, dass die mutmaßlichen Brandstifter gefasst sind. „Es haben ja auch Carports gebrannt. Das hätte böse enden können“, sagt die junge Mutter. Sie könne es nicht verstehen, wenn Menschen keinen Respekt vor dem Eigentum anderer haben. Die Ahrensfelder Eva und Stephan Eggers wundern sich vor allem darüber, dass die Täter so lange Zeit unentdeckt blieben: „Sechs Leute insgesamt, das ist ja schon fast eine kriminelle Vereinigung. Wie konnten die das so lange geheim halten?“
Eine Frage, die sich auch Bauer Rathjen stellt: Er könne es sich kaum vorstellen, dass die Feuerwehrleute das untereinander nicht gewusst haben sollen. „Man musste doch nur eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, dass das keine Auswärtigen waren.“ Die Brandstifter hätten gewusst, wo die Bauern ihr Stroh liegen haben. Mindestens einer der mutmaßlichen Brandstifter soll teils als Aushilfe bei den Bauern gearbeitet haben.