Sechs junge Menschen sind jetzt mit dem Gerd-Schult-Preis ausgezeichnet worden. Dabei kommt es nicht nur auf hervorragende Leistungen an, die Kandidaten sollen auch integer und sozial sein
Ahrensburg.Von wegen Nachwuchsprobleme. An der Beruflichen Schule des Kreises Stormarn in Ahrensburg gibt es zumindest bei den kaufmännischen Auszubildenden ein Überangebot an hoch qualifizierten jungen Menschen. Und das beschert den Lehrern und der Industrie- und Handelskammer Lübeck Jahr für Jahr die Qual der Wahl, wenn sie die sechs besten Azubis auswählen, die den Gerd-Schult-Preis der Stiftung Erwin Baer erhalten. „Die Jury hatte in diesem Jahr etwa 50 Schüler zur Auswahl, die mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen haben“, sagt Ulrich Korn, als Abteilungsleiter Wirtschaft für die kaufmännischen Auszubildenden an der Betrieblichen Schule zuständig.
Die Quote ist erstaunlich. Von den rund 2100 Schülern an der Hermann-Löns-Straße in Ahrensburg werden gut 1000 im kaufmännischen Bereich unterrichtet. Ungefähr 350 davon schließen jedes Jahr ihre Ausbildung ab – knapp 15 Prozent also mit sehr gutem Erfolg.
Wer einen der sechs Preise in den verschiedenen kaufmännischen Ausbildungsgängen bekommt, ist nicht allein eine Frage der Note. „Nur Einsen zu haben reicht nicht. Die Kandidaten sollten auch integer und sozial sein, vielleicht sogar Vorbildcharakter haben“, sagt Ulrich Korn. Deshalb werden oft junge Menschen ausgezeichnet, die Umwege gebraucht haben, um zu erkennen, wohin sie wollen.
Das ist ganz im Sinne der Stiftung Erwin Baer, die den Preis seit fünf Jahren vergibt. „Das Thema Ausbildung hatte in unserer Firma einen hohen Stellenwert. Wir haben erlebt, wie wichtig es ist, auch jungen Menschen, die eine Zickzacklaufbahn hinter sich haben, eine Chance zu geben“, sagt Elisabeth Hoyer. Die freundliche 80 Jahre alte Dame ist Stiftungsvorstand und ein Idealbeispiel für eine Unternehmerin, die mehr als Gewinne im Blick hat.
Elisabeth Hoyer war die letzte Inhaberin des Oststeinbeker Unternehmens Wollbaer, das mit Handarbeitsartikeln einen Jahresumsatz von 30 Millionen Mark machte und etwa 60 Mitarbeiter beschäftigte. 1996 verkaufte Elisabeth Hoyer und gründete zusammen mit dem früheren Chef, dem Kaufmann Gerd Schult, die Stiftung Erwin Baer. „Wir hatten ausgesorgt und haben uns eine sinnvolle Lebensaufgabe als Rentner geschaffen.“
Die Stiftung mit einem Grundkapital von 1,5 Millionen Euro hat im Laufe von 18 Jahren mehr als eine Million Euro ausgeschüttet – in der Hauptsache für die Förderung von Grundschülern in Südstormarn, auch für die Seniorenhilfe und nicht zuletzt zur Anregung und Ermutigung von jungen Menschen in der Ausbildung.
Der Gerd-Schult-Preis ist mit jeweils 500 Euro dotiert. Das Geld nicht zweckgebunden – die Stifter halten die Preisträger für reif genug, dass sie es richtig verwenden. Die Praxis bestätigt dies, weiß Ulrich Korn: „So viel ich weiß, werden die 500 Euro nicht für den ,Malle‘-Urlaub ausgegeben, sondern eher in die Fortbildung investiert.“
Elisabeth Hoyer freut sich schon auf die Preisverleihung am 6. November in der Beruflichen Schule, wenn sie die Preisträger persönlich kennenlernt und die Klassenlehrer ihre Kandidaten in einer Laudatio vorstellen: „Das sind oft schöne Geschichten, die zeigen, wie sich ein junger Mensch entwickelt.“ Ulrich Korn ergänzt: „Auch wir sind mächtig stolz auf unsere Schüler. Am liebsten würden wir allen 50 Besten so einen Preis geben.“