Personalmangel, mangelnde Ortskenntnisse und Warteschleifen: Die Stormarner Feuerwehren kritisieren die Rettungsleitstelle in Bad Oldesloe. Die arbeitet unterdessen an ihren Problemen.
Bad Oldesloe. Als im Februar 2013 die Integrierte Rettungsleitstelle Süd (IRLS) in Bad Oldesloe ihre Arbeit aufnahm, wollten die Verwaltungen der Kreise Stormarn, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg mit der Zusammenlegung auch Geld sparen. Doch auch ziemlich genau 21 Monate nach der Eröffnung reißt die Kritik an der Groß-Notrufzentrale trotz etlicher Nachbesserungen nicht ab. Zu wenig Personal, mangelnde Ortskenntnisse der Mitarbeiter, Anrufer hängen minutenlang in der Warteschleife fest: So lauten die Vorwürfe.
„Feuerwehr und Rettungsleitstelle Süd. Ihre Verbindung wird gehalten, bitte legen Sie nicht auf.“ Diese Ansage, gesprochen von einer sympathischen Frauenstimme, ist für den Stormarner Feuerwehrchef Gerd Riemann „großer Mist“. Es könne nicht sein, dass Menschen, die einen Notfall haben und deswegen die 112 wählen, minutenlang in einer Warteschleife festhängen, sagt er.
Ebenso kritisch sei es, wenn die Rettungskräfte vor Ort warten müssten, bis sie einen der Disponenten in der Rettungsleitstelle an den Apparat bekommen, um gegebenenfalls zusätzliche Kräfte nachzufordern. „Diese Anrufer müssen umgehend gehört werden“, sagt Riemann.
Das Wort Personalmangel will der Stormarner Kreiswehrführer in diesem Zusammenhang aber nicht in den Mund nehmen. „Ich habe nicht ausreichend Hintergrundinformationen, um die Bemessung der Mitarbeiter zu beurteilen“, sagt er.
Clemens Tismer, Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Trittau, findet deutlichere Worte. „Die Rettungsleitstelle ist unterbesetzt, seit der Kreis Ostholstein zum Zuständigkeitsbereich dazugekommen ist“, sagt er. Tismer spricht über Belastungsgrenzen der IRLS-Mitarbeiter und Zeitverzögerungen bei größeren Einsätzen sowie besetzte Funkleitungen. Bei aller Kritik ist ihm aber eines wichtig zu sagen: „Die Disponenten leisten in Rahmen ihrer Möglichkeit sehr gute Arbeit. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen.“
Dank zweier neuer Mitarbeiter sollen alle Schichten wieder voll besetzt sein
Sechs sogenannte Disponenten pro Schicht arbeiten von morgens bis abends in der Rettungsleitstelle im Oldesloer Kreishaus, die 2012 für knapp eine Million umgebaut worden war. Drei Mitarbeiter sollen in der Nacht die Notrufe annehmen. Die Personalstärke legt ein Gutachten fest, dass anlässlich der Zusammenlegung erstellt worden war. Es wird derzeit im Auftrag des Kreises Stormarn überarbeitet. Das Ergebnis soll Ende Oktober vorliegen.
Die Männer und Frauen am 112-Telefon koordinieren die Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren, der Rettungswagen und des Katastrophenschutzes der drei Kreise. Manchmal sind es aber nur zwei Disponenten, die in der Nachtschicht arbeiten – für ein 3421 Quadratkilometer großes Gebiet, das von Geesthacht an der Elbe bis zur Ostseeinsel Fehmarn reicht. 625.000 Menschen leben dort. Im Sommer sind es deutlich mehr: Aufgrund der Urlauber kommt nach Schätzungen dann rund eine Million Menschen dazu. Im Jahr müssen etwa 120.000 Einsätze geleitet werden.
Norbert Schumann, Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Barsbüttel, kritisiert die Zusammenlegung der Kreise Stormarn, Ostholstein und Herzogtum Lauenburg in einer Rettungsleitstelle ebenfalls. Ihm geht es um die Größe des Gebiets. „Es gibt immer wieder Probleme, weil die Disponenten auch Orte betreuen müssen, in denen sie sich nicht auskennen, etwa wenn ein Ostholsteiner Einsätze in Stormarn koordiniert.“ Zwar haben die Mitarbeiter Kartenmaterial, das sie auf einem ihrer fünf Monitore aufrufen können. „Das reicht aber nicht immer aus, wenn es um Besonderheiten in der Infrastruktur im betroffenen Gebiet geht“, sagt Schumann.
Anja Kühl ist die Fachbereichsleiterin für Ordnung beim Kreis Stormarn und damit auch für die IRLS zuständig. Sie sagt: „Es sind zu keinem Zeitpunkt Menschen zu Schaden gekommen oder Gebäude abgebrannt, die hätten gerettet werden können. Die Hilfsfrist konnte immer eingehalten werden.“ Zwölf Minuten dürfen demnach in Stormarn vom Notruf bis zum Eintreffen der Rettungskräfte vergehen.
Kühl sagt aber auch: „Wir haben momentan einige Mitarbeiter, die längerfristig erkrankt sind. Aufgrund des Ausfalls konnten wir nicht immer die Schichten voll besetzen.“ Dann oder bei hohem Einsatzaufkommen könne es auch sein, dass Anrufer in der Warteschleife landen, sagt sie.
Doch Kühl hat auch gute Nachrichten. Nachdem im März nach längerer Suche mit Frank Wojciechowski ein neuer Chef für die Rettungsleitstelle gefunden wurde, sind nun auch offene Stellen besetzt worden. „Die zwei letzten fehlenden Disponenten haben ihre Arbeit aufgenommen.“ 29 Männer und Frauen sind es nun. Bei der Zusammenlegung im Februar 2013 waren es 24.
Dazu kommen Leiter Wojciechowski sowie vier Sachbearbeiter, die für das EDV-System, den Funk und die Organisation zuständig sind. Nächstes Jahr sollen zwei weitere Disponenten eingestellt werden.