Ahrensburg ist ins Städtebauförderprogramm aufgenommen worden. Erste Zahlung beläuft sich auf 4,4 Millionen Euro
Ahrensburg. Die Stadt Ahrensburg ist in das Förderprogramm „städtebaulicher Denkmalschutz West“ des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein aufgenommen worden. Was sich etwas abstrakt und sperrig anhört, ist im Rathaus „ein Riesengrund zur Freude“, wie Bauamtsleiter Ulrich Kewersun sagt. Und zwar sowohl kurzfristig, weil die Stadt damit eine Bewilligung über eine erste Fördergeldzahlung von 4,4Millionen in der Tasche hat, als auch langfristig. Mit der Aufnahme hat die Schlossstadt auch in den darauffolgenden 14 Jahren Anspruch auf großzügige Zahlungen für den Städtebau aus Berlin und Kiel. Nämlich insgesamt voraussichtlich 14 Millionen Euro.
Doch der Reihe nach. Im Frühjahr dieses Jahres hatte die Verwaltung die Zustimmung der Politiker für die Bewerbung bekommen und daraufhin ein Gebiet bestimmt, in dem das Fördergeld investiert werden könnte. Es erstreckt sich über die Innenstadt vom denkmalgeschützten Rathaus über das Rondeel, die Große Straße, die historische Schlosskirche sowie das Schloss mit seinem Marstall und der Bagatelle. Damals stand bereits fest: Wird Ahrensburg aufgenommen, kann die Stadt jährlich Projekte in diesem Gebiet im Sinne der Förderung und der zur Verfügung gestellten Summe umsetzen. Dabei übernehmen der Bund und das Land Schleswig-Holstein jeweils ein Drittel der Kosten. Ahrensburg selbst muss sich ebenfalls mit einem Drittel beteiligen. Etwa 500.000 Euro wären es jährlich im Durchschnitt. Lässt der Haushalt der Stadt eine Eigenbeteiligung nicht zu oder besteht kein Bedarf mehr, kann Ahrensburg jederzeit aussteigen.
Doch vorerst, so befanden Verwaltung und Politik, gibt es in der Stadt jede Menge Verschönerungspotenzial. Das Programm städtebaulicher Denkmalschutz West – es gibt vier weitere Programme der schleswig-holsteinischen Städtebauförderung – gibt dabei den Rahmen vor. So steht in seiner Beschreibung beispielsweise: „Städtebaulicher Denkmalschutz verbindet zwei Anliegen der modernen Stadtentwicklung: Einmalige bauliche Werte sollen in ihrer authentischen Form und strukturellen Gesamtheit für die Nachwelt erhalten werden. Gleichzeitig soll der städtische Lebensraum entsprechend den zeitgemäßen Ansprüchen der Menschen entwickelt werden.“ Dabei spielen laut Innenministerium vor allem Aspekte des Denkmalschutzes sowie der nachhaltigen Stadtentwicklung eine Rolle.
Erste Projekte sollen das Rathaus und die Hamburger Straße sein
Was das auf Ahrensburg und sein Erscheinungsbild übersetzt bedeutet, das muss nun im Detail erarbeitet werden. Bürgermeister Michael Sarach sagt nicht nur, dass „die Aufnahme eine sehr positive Nachricht ist“, sondern auch, dass – bis der offizielle Fördermittelbescheid im Briefkasten des Rathauses liegt – noch nichts über konkrete Maßnahmen gesagt werden könne: „Nun muss ein Planungsbüro beauftragt werden, dass das Gebiet näher untersuchen muss.“ Politiker und Verwaltung hatten zuvor schon laut über die Verschönerung der sanierungsbedürftigen Hamburger Straße sowie die Reinigung verschmierter Häuser an der Großen Straße nachgedacht.
Ahrensburg bekommt dieses Jahr am meisten Fördergeld im Bundesland
Das erste Projekt aber, so hofft Bauamtsleiter Kewersun, sollte das Rathaus sein. Seit Februar denkmalgeschützt, habe eine Sanierung des 1970 eröffneten Scheuermann-Baus „eine hohe Dringlichkeit“. Bereits im vergangenen Jahr, als auch die Debatte um den Denkmalschutz für das Gebäude entbrannte, wurde bereits über die notwendigen Maßnahmen beraten. Dabei geht es zum einen um die energetische Sanierung – so müssen beispielsweise die Fenster teilweise erneuert werden – als auch um die Reinigung der Fassade, die, einst weiß, nunmehr mit einer gräulichen Patina überzogen ist.
Ob das Projekt mit der Aufnahme in das Programm und dem nun bewilligten Fördergeld realisiert wird, das entscheide sich – so Kerwersun – auch erst, wenn der Fördergeldbescheid vorliegt. „Wir haben in Vorgesprächen aber darum gebeten, dass das Rathaus zuerst in die Förderung aufgenommen wird“, sagt der Bauamtsleiter. Mit dem Fördergeldbescheid entscheidet sich auch, wann die Stadt die 4,4 Millionen Euro abrufen wird. „Wir werden aber unseren Anteil wohl bereits in die Haushaltsplanungen für 2015 einbeziehen“, sagt Bürgermeister Michael Sarach.
Insgesamt stellen das Land Schleswig-Holstein und der Bund in diesem Jahr 32,3 Millionen Euro für die Städtebauförderung im Land zur Verfügung. Das sind knapp elf Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr. „Die Städtebauförderung hat wieder Konjunktur“, sagt Schleswig-Holsteins neuer Innenminister Stefan Studt (SPD) zu der Zahlung. Mit 16,2 Millionen Euro beteiligen sich die insgesamt 27 Kommunen, die die Förderung erhalten. Insgesamt also nicht nur eine schöne Aufhübschung der Städte und Gemeinden, sondern ein gigantischer Wirtschaftsfaktor. Studt: „Ein öffentlicher Euro löst in der Regel das Sechs- bis Achtfache an Bauinvestitionen aus.“
Ahrensburg ist nicht die einzige Stadt, die ins Förderprogramm neu aufgenommen worden ist. Elf weitere Kommunen im Land sind es auch. Die Schlossstadt bekommt mit 4,4 Millionen in diesem Jahr aber die größte Summe im gesamten Bundesland. Darauf folgen die ostholsteinische Kreisstadt Eutin mit 3,9Millionen Euro Fördergeld für ihren historischen Stadtkern, die Landeshauptstadt Kiel, die für drei Fördergebiete im gesamten Stadtgebiet zusammen knapp 3,9 Millionen Euro bekommt, sowie Fehmarn. Die Ostseeinsel bekommt drei Millionen Euro.