Auch zwischen Ahrensburg und Bad Oldesloe beginnen Vermessungsarbeiten. Die Kosten-Nutzen-Analyse wird allerdings erst mehrere Monate später fertig als geplant.

Ahrensburg. Die ersten Vorarbeiten für die S-Bahnlinie 4, die ab 2024 den Hamburger Hauptbahnhof mit Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe verbinden soll, haben begonnen. Eine Fachfirma aus dem brandenburgischen Ludwigsfelde (bei Berlin) überprüft in den nächsten neun Monaten den Baugrund im Trassenbereich. Die Mitarbeiter vermessen die Flächen, untersuchen den Boden und das Grundwasser. Die betreffenden Grundstücke gehören zum Großteil der Deutsche Bahn AG sowie den Städten und Gemeinden. Aber auch einige Privatbesitzer müssen die Arbeiten auf ihren Arealen akzeptieren.

Alle Grundstückseigentümer sind laut Bahn AG im Vorwege über die Arbeiten informiert worden. „Die exakten Zeiten spricht die ausführende Firma direkt mit den Anwohnern ab“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Wann genau der Stormarner Streckenabschnitt an der Reihe sei, könne deshalb noch nicht gesagt werden. Zum Auftakt sind die Vermesser in diesen Wochen in Hamburg-Hasselbrook unterwegs.

Ab 2018 könnte an dem 637 Millionen Euro teuren Projekt gebaut werden

Die sogenannte Baugrundsondierung ist ein wichtiger Teil der Entwurfs- und Genehmigungsplanung für das Projekt S 4, das nach bisherigen Schätzungen rund 637 Millionen Euro kosten wird. Gutachten zu Lärm und Erschütterungen sowie eine Umweltverträglichkeitsstudie folgen.

„Das Verfahren soll die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg sowie den Bund in die Lage versetzen, eine Entscheidung zu treffen, ob die S-Bahn tatsächlich gebaut wird“, sagt Ole Torben Buschhüter, der im Jahr 2000 die S-4-Bürgerinitiative Hamburg/Stormarn mitgegründet hat. Als SPD-Bürgerschaftsabgeordneter in Hamburg macht er sich ebenfalls für das Vorhaben stark.

Von den 32 Millionen Euro, die für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung veranschlagt sind, zahlt die Europäische Union (EU) 14,4 Millionen. Die restlichen 17,6 Millionen teilen sich Hamburg und Schleswig-Holstein.

Der nächste große Schritt ist das Planfeststellungsverfahren. Ende 2015 sollen die Unterlagen für den ersten Abschnitt vorliegen. „Von 2016 bis 2018 soll dann das Verfahren durchgeführt werden, an dessen Ende quasi die Baugenehmigung steht“, sagt Buschhüter. Ab 2018 könnte dann gebaut werden.

Die Linie soll über den Hamburger Hauptbahnhof bis nach Altona weitergeführt werden, damit auch die Stationen Jungfernstieg und Landungsbrücken ohne Umsteigen zu erreichen sind. Auch damit würde der oftmals überfüllte Hauptbahnhof entlastet.

Zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg sind auf 17 Kilometern zwei neue Gleise geplant. Auf den folgenden sieben Kilometern bis Bargteheide reicht ein zusätzliches Gleis. In der Hauptverkehrszeit fahren die Züge morgens und abends im Zehn-Minuten-Takt bis Ahrensburg, im 20-Minuten-Takt bis Bargteheide und im Stundentakt bis Bad Oldesloe. In Stormarn kommen die S-Bahnen auf Tempo 140. Für den Güter- und Fernverkehr ist bei Delingsdorf zusätzlich ein Extra-Überholungsgleis vorgesehen.

„Die S 4 wird für den Bezirk Wandsbek und den Kreis Stormarn von großem Nutzen sein“, sagt Ole Torben Buschhüter. Dank der eigenen Gleise sollen die Züge deutlich zuverlässiger und pünktlicher sein als die Regionalbahnen, die jetzt auf der Linie R 10 verkehren. Viele der täglich rund 30.000 Kunden beschweren sich über Verspätungen und Ausfälle.

Hamburger Bürgerinitiative ruft Anwohner zum Widerstand auf

Vor allem auf Hamburger Stadtgebiet regt sich aber auch Widerstand gegen das Großprojekt. Eine Bürgerinitiative ruft Anwohner sogar dazu auf, die Baugrunduntersuchungen abzulehnen – was nach Auffassung der Bahn AG gar nicht möglich ist. Laut Allgemeinem Eisenbahngesetz (AEG) seien die Betroffenen verpflichtet, die Arbeiten zu dulden. Bahnsprecher Meyer-Lovis: „Alle Arbeiten sind bei den zuständigen Behörden angemeldet und genehmigt.“

Der SPD-Abgeordnete Buschhüter meint sogar, dass die direkten Anlieger der Bahnstrecke vom Ausbau für die S 4 profitieren werden. „Bessere Lärmschutzanlagen als bisher werden den Anwohnern zugutekommen“, so seine Prophezeiung.

Ob die S 4 tatsächlich jemals fahren wird, hängt von der sogenannten Kosten-Nutzen-Analyse ab. Die ist nicht wie ursprünglich geplant in diesem Sommer fertig geworden. „Im Laufe des nächsten Jahres soll es jetzt so weit sein“, sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Hamburger Wirtschafts- und Verkehrsbehörde, „das ist ein sehr komplexes Verfahren.“ So müssten mehrere Varianten berechnet werden. Auf die folgenden Verfahrensschritte habe die mehrmonatige Verzögerung aber keine Auswirkungen.

Nur wenn im betriebswirtschaftlichen Vergleich der Nutzen größer ist als die Kosten, beteiligt sich der Bund an dem 637-Millionen-Euro-Projekt. Die Länderregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein haben angekündigt, jeweils 20 Prozent zu zahlen. Die fehlenden rund 382 Millionen sollen aus Berlin kommen.

In den geschätzten Gesamtkosten sind noch einige Variablen enthalten. Dazu gehören die Optionen, zusätzliche Haltestellen in Ahrensburg-West (2,4 Millionen) und Delingsdorf (3,5 Millionen) zu errichten. Rund 30 Millionen Euro wären für ein S-Bahn-Betriebswerk am Ahrensburger Stadtteil Gartenholz fällig. Das ist laut Landesweiter Verkehrs-Servicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS) aber nur nötig, falls ein anderer Anbieter als die S-Bahn Hamburg GmbH die Ausschreibung der Strecke gewinnen würde.

Tunnel ersetzt Brücke in Ahrensburg-West, P+R-Anlage für Bargteheide

Andere Neubauten sind dagegen unumgänglich. So sollen Brücken die Bahnübergänge Brauner Hirsch, Grävinghorst und Kuhlenmoorweg in Ahrensburg ersetzen. Die Bahnbrücken, die über den Ostring in Ahrensburg und über die Lohe in Bargteheide führen, müssten abgerissen und erneuert werden. Gleiches gilt für die beiden Bahnsteige an dem erst 2010 eröffneten Haltepunkt Ahrensburg-Gartenholz.

Abmontiert würde auch die Fußgängerbrücke, die am Park-and-ride-Platz Ahrensburg-West zum Moorwanderweg führt: Dort ist ein Tunnel für 2,7 Millionen Euro vorgesehen. In Bargteheide könnte eine P+R-Anlage für 3,2 Millionen entstehen.